Nur dadurch partizipieren die Hütteldorfer am Österreicher-Topf, aus dem pro Saison eine sechsstellige Summe lukriert wird. Leidtragender dieser Konstellation ist zumeist Rapid-Rekordspieler und Ehrenkapitän Steffen Hofmann - der Deutsche wurde in den vergangenen fünf Liga-Partien nicht in den Kader nominiert.
Wie es mit dem 37-Jährigen nach dieser Saison weitergeht, ist laut Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel offen. "Wir haben noch nicht darüber diskutiert, was über den nächsten Sommer hinaus sein wird", sagte der Schweizer der APA und sprach von einer "schwierigen Situation" für die Vereinsikone.
Keine Besserung in Sicht
Gleiches trifft auch auf Mocinic zu, der seit rund zehn Monaten wegen einer Knieverletzung ausfällt. "Das Ziel ist es, dass er im neuen Jahr mit der Vorbereitung beginnt, aber das machen wir ohne Druck. Er soll Zeit bekommen. Es wird sicher nicht so sein, dass wir im Jänner irgendetwas erzwingen", erklärte Bickel.
Selbst wenn dieses Duo in der kommenden Saison nicht mehr im Kader aufscheinen sollte und die Leihen von Joelinton und Thanos Petsos nicht verlängert werden, wäre Rapid nach derzeitigem Stand in der Spielzeit 2018/19 mit einem Legionärs-Überschuss konfrontiert. Das liegt daran, dass der Ungar Tamas Szanto dann als Ausländer gilt und die Leihverträge von Matej Jelic (Rijeka) und Arnor Ingvi Traustason (AEK Athen) enden.
Einbürgerung von Szanto angestrebt
Die beiden Letztgenannten spielen bei ihren aktuellen Klubs keine Rolle, dürften jedoch auch bei Rapid keine Zukunft haben. "Hier sind wir schon jetzt dran, Lösungen zu finden, insbesondere bei Traustason", meinte Bickel. Der Flügelspieler benötigt im Hinblick auf eine WM-Teilnahme mit Island dringend Spielpraxis. Bei Szanto hofft Bickel auf eine Einbürgerung. "Wir haben das dem ÖFB nahegelegt."
Die ständige Rücksichtnahme auf die Reisepässe der Spieler könnte vermieden werden, wenn Rapid wie Salzburg einfach auf die Einnahmen aus dem Österreicher-Topf verzichtet. Daran ist im Moment aber nicht zu denken. "Für uns ist das ein wichtiger finanzieller Aspekt", stellte Bickel klar.
Nachwuchs soll Chance bekommen
Ganz ausgeschlossen sind mehr als sechs Legionäre auf einem Rapid-Spielbericht allerdings nicht - etwa bei gravierenden Verletzungssorgen und/oder wichtigen Spielen. "Der Trainer hat diesbezüglich kein absolutes Verbot. Das ist je nach Situation bezogen", erklärte Bickel.
Generell strebt der 52-Jährige eine Reduzierung des Ausländer-Kontingents an. "Wir wollen die Zahl der Legionäre eher zurückfahren und so aufgestellt sein, dass wir jedes Jahr dem einen oder anderen aus dem eigenen Nachwuchs eine Chance geben." Deshalb sei es auch der Plan, in der Winter-Vorbereitung vier bis fünf Eigenbau-Spieler bei den Profis mittrainieren zu lassen.
Wintertransfers nicht ausgeschlossen
Obwohl die eigenen Junioren verstärkt in den Blickpunkt rücken und der Kader insgesamt gestrafft werden soll, sind Winter-Neuverpflichtungen nicht ausgeschlossen - allerdings nur bei einem vorangegangenen Verkauf. "Wir sind vorbereitet, wenn es einen unerwarteten Abgang geben sollte. Ansonsten wird es im Winter keinen Transfer geben", kündigte Bickel an.
Eine ähnliche Philosophie wird auch in der kommenden Sommer-Übertrittszeit verfolgt. "Wir versuchen nach den neuen Verträgen für Schobesberger und Auer, bei den Verlängerungen weiter Gas zu geben. Denn unser Ziel ist es, dass schon im Frühjahr der Kader für die nächste Saison steht und wir nur dann reagieren müssen, wenn es einen unerwarteten Abgang gibt", betonte Bickel.
Für diesen Fall ist Rapid laut dem Sport-Geschäftsführer wirtschaftlich gut aufgestellt. "Wir haben sicher finanzielle Mittel zur Verfügung, um aktiv zu werden."
Finanzen nicht so rosig, wie Geschäftsbericht vermuten lässt
Möglicherweise sind diese Mittel aber nicht dermaßen groß, wie man nach der Veröffentlichung des jüngsten Geschäftsberichts vermuten könnte. Den angegebenen Jahresgewinn von knapp 2,3 Millionen Euro erreichten die Hütteldorfer nämlich nur durch eine bilanzielle Maßnahme namens "Aktivierung von latenten Steuern auf Verlustvorträge". Dabei handelt es sich um ein Vorziehen von zukünftigen steuerlichen Vorteilen in die diesjährige Bilanz.
Für diesen Punkt wurden im Geschäftsjahr 2016/17 rund 4,6 Millionen Euro verbucht - das heißt, ohne diesen Betrag hätte es bei Rapid im Jahresergebnis ein Minus von etwa 2,3 Millionen Euro gegeben. Rapids Vorgehensweise ist legitim, hat jedoch zur Folge, dass mögliche künftige Gewinne geschmälert werden. Die aktivierten latenten Steuern auf Verlustvorträge werden im Normalfall in einem Zeitraum von fünf Jahren aufwandswirksam aufgelöst, bedeuten also einen Minus-Posten in kommenden Geschäftsberichten.
Raphael Landthaler, Rapids Direktor für Finanzen und Organisationsentwicklung, meinte dazu in einer Stellungnahme gegenüber der APA: "Diese Maßnahme stellt keine langfristige Verschlechterung dar, sondern gleicht nur Steuerbelastungen aus. Darüber hinaus möchte ich betonen, dass die Erwartungshaltung und Planungsprämissen für die Saison 2016/17 schon der Titelkampf gewesen war. Hätten wir um den Titel gespielt, dann wäre der Gewinn um rund drei bis vier Millionen Euro höher gewesen, da wir keine Personalwechsel vornehmen hätten müssen und die Auslastung im Stadion mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit deutlich höher gewesen wäre."
Außerdem ergänzte Landthaler: "Zunächst einmal sind wir sehr zufrieden, dass wir die Ziele des Business Plans für das Allianz Stadion übererfüllt haben. Wir haben die üblichen bilanziellen Maßnahmen ergriffen, die laut UGB (Unternehmensgesetzbuch) offenstehen und dies im Geschäftsbericht, den wir am 16. November veröffentlicht haben, klar kommuniziert."