"Fakt ist, dass Sturm Graz zehn Punkte vorne ist und als Rapid könnte man auch dort stehen mit der Mannschaft, die man zur Verfügung hat", sagte Canadi am Sonntagabend im Gespräch bei Talk und Tore auf Sky. "Sturm zeigt mit Jungen diese Dinge vor, die für mich etwas mit Komfortzone zu tun haben. Da habe ich hineingestochen und dann habe ich nach fünf Monaten die Rechnung präsentiert bekommen", spielte er auf seine kurze Amtszeit beim Rekordmeister an.
"Fakt ist, dass sie vor mir keinen Erfolg gehabt haben, mit mir keinen Erfolg gehabt haben und jetzt vielleicht auch nicht das da ist, was sie gerne hätten. Das ist ein Titel. Der Verein hat zehn Jahre lang keinen Titel. Ich hätte alles dafür getan, dass wir einen Titel holen. Und dafür musst du auch Entscheidungen treffen, die unangenehm sind", erläuterte Canadi und fügte hinzu: "Rapid hat hervorragende Spieler. Die Frage ist, ob sie auch die Mentalität haben, um Titel zu gewinnen."
"Keiner von denen hat die Chance, irgendwo zu spielen"
Er sei einer der wenigen Trainer, die keinen Spieler abgegeben und keinen geholt haben, erinnerte Canadi. "Ich hatte Spieler, die in Millionenhöhe gekauft worden sind, wo man jetzt aber sieht, dass keiner von denen irgendwo spielt. Traustasson, Jelic, Schösswendter, keiner hat die Chance, irgendwo zu spielen", spricht er seinen ehemaligen Schützlingen die nötige Qualität ab.
Zudem habe Rapid in seiner Amtszeit eine ganz andere Zielsetzung gehabt: "Heute lese ich, dass alle glücklich sind, wenn sie Dritter sind. Letztes Jahr hat es nur geheißen, dass man Meister werden muss", kritisierte Canadi. "Das hat der Verein ausgegeben, ich habe es angenommen und ich bin auch dazu gestanden, auch heute noch. Ich wollte einiges im Winter verändern, das hat nicht funktioniert. Bis in den Sommer bin ich nicht mehr gekommen. Von daher wäre ich überzeugt gewesen, dass ich mit Rapid sicherlich auch einen Titel hätte holen können."
"Menschliche Ebene hat weh getan"
Insgesamt stößt sich der nunmehrige Erfolgscoach des griechischen Erstligisten Atromitos rückblickend vor allem am Umgang mit seiner Person. "Was richtig weh getan hat, war die menschliche Ebene. Nicht Einer kann beurteilen, wie Damir Canadi ist, weil es wenige gibt, die mich kennen und einschätzen können. Es ist wenig über das Sportliche berichtet worden. Es ist mehr über die menschliche Ebene berichtet worden, wie ich angeblich agiert habe", fühlte sich Canadi ungerecht behandelt.
"Komischerweise habe ich über sechzehneinhalb Jahre viele Spieler, die mich heute noch schätzen. Ich habe viele Spieler weitergebracht. Was da damals gekommen ist, das war weit unter der Gürtellinie. Ein paar haben ihre Köpfe geschützt und dann schicken wir eben einen voraus", so Canadi. Acht Monate lang habe er nichts gesagt, habe alles geschluckt. "Alles andere wäre falsch gewesen. Heute kann ich besser einschätzen und besser über den Dingen stehen."