Jakob Jantscher: "Jetzt bin ich bereit für eine neue Aufgabe"

Jakob Jantscher besuchte Franco Fodas Abschiedsspiel
© GEPA

Anfang Dezember löste Jakob Jantscher seinen Vertrag beim türkischen Zweitligisten Caykur Rizespor auf. In der Vorsaison noch Stammspieler, wurde der 28-Jährige nach dem Abstieg aus der Mannschaft genommen und Gehaltszahlungen eingefroren. Schließlich verabschiedete sich der 23-fache österreichische Nationalspieler aus Rize. Im Interview mit SPOX spricht Jakob Jantscher über die Vertragsauflösung, seine Zukunft und Sturm Graz.

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SPOX: Sie haben in der letzten Woche Ihren Vertrag in Rize aufgelöst. Wie kam es dazu?

Jakob Jantscher: Rizespor hat mich nicht mehr bezahlt. Und wenn man über einen längeren Zeitraum nicht bezahlt wird, besteht die Möglichkeit, den Vertrag aufzulösen. Das haben wir dann auch so gemacht.

SPOX: Stimmt es, dass Sie vier Monate lang kein Gehalt gesehen haben?

Jantscher: Ja, richtig. Nach einiger Zeit habe ich schriftlich mein Gehalt eingefordert und als das auch nichts half, ergab sich die Möglichkeit, den Vertrag aufzulösen.

SPOX: Ist Rizespor pleite oder boshaft?

Jantscher: Ich glaube das war keine Boshaftigkeit und pleite sind sie eigentlich auch nicht. Im Gegenteil: Sie haben sehr, sehr viel Geld. Aber oft will ein Verein nach dem Abstieg gewisse Spieler loswerden. Ich habe aber keine Erklärung, warum sie mich seit Sommer nicht bezahlt haben. Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen und alles gegeben. Die Frage, was das Problem war, bleibt leider unbeantwortet.

SPOX: Wie gehen Sie jetzt gegen den Klub vor?

Jantscher: Das macht alles mein Anwalt. Mit den Details bin ich nicht vertraut.

SPOX: Hat Bright Edomwonyi ähnliche Probleme?

Jantscher: Soweit ich weiß, bin ich der einzige Spieler, der seit Sommer kein Geld gesehen hat.

SPOX: Sie haben sich von Rizespor via Facebook sehr herzlich verabschiedet. Unter den Umständen auch nicht selbstverständlich.

Jantscher: Meine Familie und ich haben uns extrem wohlgefühlt, wir hatten hier ein gutes Leben. Die Leute sind sehr angenehm und hilfsbereit. Ich sehe den Abschied auch mit einem weinenden Auge. Aber wenn man nach vier Monaten kein Geld sieht, muss man sich als Fußballer schon Gedanken machen. Wir sind dann zu dem Entschluss gekommen, den Vertrag aufzulösen. Jetzt bin ich bereit für eine neue Aufgabe.

SPOX: Fans von Rizespor, Sturm und Luzern haben Ihnen sehr positive Nachrichten hinterlassen.

Jantscher: Jeder der mich kennt weiß, dass ich keinen Streit suche und niemanden provozieren möchte. Ich war nie aufmüpfig und habe mich immer bemüht, das haben auch die Fans gesehen. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.

SPOX: Würden Sie Fußballern von einem Wechsel in die Türkei abraten?

Jantscher: Wenn mich ein Spieler um Rat fragen würde: Die Türkei ist sportlich interessant, aber gerade in der zweiten Liga gibt es schon Geldprobleme. Einige Mannschaften haben Punkteabzüge bekommen, weil Gehälter nicht ausgezahlt wurden. Das wirft kein gutes Licht auf die Liga. Ich bin Rize in der zweiten Liga offenbar ein Stück weit zu teuer geworden. Aber man muss das trotzdem differenziert sehen. Die erste Liga ist schon sehr gut, mit tollen Spielern und guten Stadien. Besiktas hat zum Beispiel eine tolle Gruppenphase in der Champions League hingelegt.

SPOX: Sehr fair von Ihnen, dass sie nicht nachtreten.

Jantscher: Ich hatte eine schöne Zeit und deshalb gibt es auch nicht das Bedürfnis, extra nachzutreten.

SPOX: Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter?

Jantscher: Ich habe mich bis jetzt nicht so intensiv damit beschäftigt. Immerhin hatte ich einen gut dotierten Vertrag über zweieinhalb Jahre. Aber jetzt ist diese komplexe Geschichte endlich vorbei. Als Fußballer bin ich froh, dass das hinter mir ist. Schauen wir einmal, was sich jetzt für Möglichkeiten ergeben.

SPOX: Kurze Verständnisfrage: Rizespor kann nicht plötzlich Ablöse verlangen, oder?

Jantscher: Nein, ich darf ablösefrei wechseln.

SPOX: Sind Sie für alles offen? Ferne Kontinente etwa?

Jantscher: Ich habe da gar keine konkreten Vorstellungen. Ich bin ein Typ, der schon einiges gesehen hat. Wie zum Beispiel Russland und die Türkei. Ich möchte nie etwas ausschließen. Aber das Gesamtpaket muss passen.

SPOX: Ich habe gehört, dass Bern und Darmstadt ein Thema sind. Wie konkret ist das Interesse?

Jantscher: Gut, es rufen immer wieder einmal Leute an, die sagen, dass gewisse Vereine interessiert sind und dich auf der Liste haben. Aber das will ich jetzt nicht kommentieren, weil diese Klubs mitten im Spielbetrieb sind. Man wird sehen, was passiert und welche Möglichkeiten bestehen. Beide Vereine sind sicherlich nicht uninteressant, aber mehr kann ich dazu nicht sagen.

SPOX: Mit Franco Foda ist einer Ihrer Weggefährten neuer Teamchef. Wie sehen Sie die Entscheidung?

Jantscher: Franco genießt in Österreich einen sehr guten Ruf, darum hat sich auch der Teamchef-Job ergeben. Für ihn ist es sicher eine Auszeichnung, das höchste Amt in Österreich zu übernehmen. Und ich denke er passt da gut rein. Sturm hat im Herbst mit verschiedenen Systemen sehr variantenreich gespielt. Das wird ihm im Nationalteam zu Gute kommen.

SPOX: Haben Sie ihm persönlich gratuliert?

Jantscher: Natürlich, natürlich! Wir kennen uns schon sehr lange, ich habe auch mit seinem Sohn viele Jahre zusammengespielt. Er hat mich damals zu den Profis gebracht. Nach dem Spiel gegen St. Pölten habe ich Franco alles Gute gewünscht.

SPOX: Was sagen Ihre Schweizer Kontakte eigentlich zum künftigen Sturm-Trainer Heiko Vogel?

Jantscher: Ich habe nur Positives über ihn gehört! Von vielen Seiten in der Schweiz wurde mir gesagt, dass er in Basel gute Arbeit geleistet hat. Und zur zweiten Mannschaft des FC Bayern kommst du auch nur, wenn du ein guter Mann ist. Er ist ein sehr guter Ersatz für Franco Foda. Er kann Sturm sogar noch einen weiteren Schub geben.

SPOX: Auch Günter Kreissl genießt einen sehr guten Ruf. Was halten Sie von ihm?

Jantscher: Günter Kreissl ist ein sehr guter Mann. Ich habe ihn bei Sky einmal kennen und schätzen gelernt. Fachlich und menschlich. Wirklich ein Top-Typ. Wie er den Kader zusammengestellt hat, mit vielen universell einsetzbaren Spielern, hat Qualität. Dass Sturm da oben steht, ist auf den Sportdirektor und den Trainer zurückzuführen, das ist gar keine Frage.

SPOX: Eine aufgelegte Frage zum Schluss: Wenn Günter Kreissl ihnen ein Angebot unterbreitet, kommen Sie dann ins Grübeln?

Jantscher: Warum nicht? Man sollte als Fußballer nichts ausschließen und sich alle Möglichkeiten anschauen. Vielleicht passt das Paket in Graz ja am besten. Darum habe ich überhaupt kein Problem, wenn sich da jemand meldet und man über dieses Thema spricht. Aber das habe ich immer erwähnt.

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