Roman Mählich und Sturm Graz, das ist bisher eine Erfolgsgeschichte. Mählich, der erfolgreiche Sturm-Spieler aus der Osim-Ära, löste im Herbst Cupsieger-Trainer Heiko Vogel ab. Mählich stabilisierte die Defensive und schaffte die Ergebnis-Wende. Unter seiner Führung haben die Grazer in vier Spielen zehn Punkte geholt und noch kein Gegentor erhalten.
Günter Kreissl: "Megaatraktiver Fußball? Das ist einfach weltfremd"
Der praktizierte Fußball brachte dem Neo-Trainer nicht nur Lobeshymnen ein. Kritik sei allerdings verfrüht, so Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl. "Zu sagen, ein neuer Trainer muss in der Sekunde eine erfolglose Mannschaft zu einer erfolgreichen machen und dann noch megaattraktiven Fußball spielen lassen, ist einfach weltfremd", sagte Kreissl im Gespräch mit der APA. "Unter Vogel sind wir oft in Schönheit gestorben." Unter Mählich kam die Effizienz zurück.
Die Grazer liegen aktuell auf dem sechsten und letzten Platz über dem Strich. Im Kampf um die Teilnahme an der Meistergruppe geht es nach Mattersburg gegen den LASK (h), Salzburg (a) und die Austria (h). Kreissl sieht die "guten, attraktiven" Gegner nicht als Nachteil. "Wir haben oft gerade gegen gute Gegner unsere besten Spiele gemacht, haben in der Meisterschaft gegen Austria, LASK und Rapid nicht verloren. Zwar lauter X, aber wir brauchen uns nicht fürchten."
Öffentlich "Zahlenziele" vorgeben will der Sportchef weiter nicht. "Unser Ziel ist immer, das Maximum herauszuholen. Wenn man heuer das Bestmögliche herausholt, erst in die Meistergruppe kommt, dann ist bis auf den Meistertitel nichts auszuschließen. Da ist Salzburg zu weit weg."
Das internationale Geschäft sei Wunsch, nicht Ziel. "Das Gute an der Ligareform ist, dass du das internationale Geschäft auch dann nicht aufgeben musst, wenn du unter dem Strich landest." Konsequenzen im Falle des Falles seien, so Kreissl, nicht beantwortbar. "Die Welt wird sich weiterdrehen und Sturm wird weiter existieren."
Wunschziele werden mit taktischer Flexibilität anvisiert. Mählich will sich in punkto System und Taktik nicht "schubladisieren" lassen und kündigte an, nun phasenweise mutiger nach vorne zu attackieren. Er sagte in der Kleinen Zeitung jüngst aber auch: "Ich weiß, dass wir im Herbst sehr tief gestanden sind. Aber wenn die Mannschaft das gut kann, muss ich auch fragen: Warum soll ich das ändern?"
Günter Kreissl sieht Dominguez in Schlüsselrolle
Es könnte auf eine Foda-Renaissance hinauslaufen. Das vom ÖFB-Teamchef geliebte Umschaltspiel ist in Graz wieder en vogue. "Unter Foda waren wir berühmt dafür", erinnerte Kreissl. "Da haben alle gesagt, das Umschaltspiel von Sturm Graz ist fantastisch. Wenn das eine Stärke von uns bleibt, dann freu ich mich." Nachsatz: "Das heißt aber nicht, dass wir nicht trotzdem dominant spielen können, wenn es der Gegner zulässt und wir selbst einen guten Tag haben."
Der Kader wurde im Winter erneut justiert. Mit Peter Zulj verließ der prägende Akteur den Verein zwar Richtung Anderlecht, insgesamt wurde Mählichs Auswahl aber größer. U21-Teamstürmer Arnel Jakupovic (von Empoli) und Linksverteidiger Gideon Mensah (Liefering) sind jeweils für eine Halbsaison ausgeliehen, der verliehene Zentrumsspieler Ivan Ljubic wurde aus Hartberg zurückgeholt und zuletzt wurde auf Verletzungssorgen im zentralen Mittelfeld reagiert. Überraschend wechselte der Spanier Dominguez vom insolventen spanischen Zweitligisten Reus Deportiu an die Mur.
Der 29-Jährige sei ein klassischer zentraler, eher defensiver Mittelfeldspieler spanischen Musters - und für Schwarz-Weiß "ein Glücksfall", so Kreissl. Dominguez bringe eine Top-Vita mit. "Ich will es nicht als Vergleich verstanden wissen, wenn ich fantastische Spieler wie Busquets, Xabi Alonso oder Javi Martinez aufzähle", schickte Kreissl voraus. "Aber das sind oft so mannschaftsdienliche Spieler, die unglaublich wertvoll für den Spielaufbau sind, sehr passsicher, die sich taktisch sehr gut verhalten und für Kreativspieler - wie bei uns etwa Otar Kiteishvili - eine Absicherung und Anspielstation darstellen." Die Sturm-Verantwortlichen hoffen, dass Dominguez nach einer gewissen Eingewöhnungszeit eine ähnlich Schlüsselrolle einnehmen kann. Das Mattersburg-Match kommt für ihn allerdings zu früh.
Richten soll es im Pappelstadion, wo die Steirer in jüngerer Vergangenheit nicht nur zum Frühjahrsauftakt im Vorjahr ausrutschten, u.a. Kiteishvili. Der Georgier war schon im Herbst neben Zulj der wichtigste Faktor im Grazer Offensivspiel. Den kampfstarken Burgenländern soll aber nicht nur mit spielerischen Mitteln Paroli geboten werden. Die größeren Trainingsumfänge unter Mählich sollen sich auswirken. Kreissl: "Bei der Physis haben wir noch einmal ein paar Prozentpunkte zugelegt."