"Man muss sich immer vor Augen halten, wo wir herkommen", lautet das Credo von Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer, das er gerne wiederholt. "Unsere Erwartungen an die Bundesliga-Reform sind übertroffen worden. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Chance ergriffen, den österreichischen Fußball auf neue Beine zu stellen", sagte er bei einem Medientermin am Mittwoch.
Das ehemalige Spielsystem mit zwei Fixabsteigern in der 2. Liga sei aufgrund des Drucks der Regionalligen, die einen jeweiligen Direktaufstieg forderten, reformiert worden.
"Wir haben etwas geschaffen, bei dem wir das Hauptziel erreicht haben: Spannung pur vom Anfang bis zum Ende." Auch wirtschaftlich habe man mit neuen Partnern und TV-Verträgen einen richtigen Schritt gesetzt.
Neun von zwölf Bundesliga-Klubs verzeichneten in der neuen 12er-Liga einen Zuschaueranstieg - Rapid, Mattersburg und Altach bilanzierten mit einem Minus. "Der Trend geht in die richtige Richtung", argumentiert Ebenbauer, der endgültige Zahlen in den nächsten Tagen veröffentlichen möchte.
Liga-Format: Keine Änderungen für Saison 2019/20?
Am gesamten Modus soll sich für die kommende Spielzeit nichts ändern. Die Ligateilung könne aufgrund des dichten Kalenders im Herbst nicht früher stattfinden, an den vier Runden im Frühjahr wolle man daher trotz Kritik einzelner Vereine festhalten.
Ebenbauer betonte allerdings, dass der Modus jederzeit geändert werden könnte - auch schon für die kommende Saison. Voraussetzung dafür sei allerdings die Einstimmigkeit aller zwölf Bundesliga-Klubs in der Klubführersitzung am 18. Juni.
Sturm habe etwa beantragt, die Punkteteilung - Zeitpunkt, Ausmaß und Konsequenzen - auf die Tagesordnung zu nehmen. "Wir haben genau das gesehen, was man wollte: LASK hatte im direkten Duell gegen Salzburg die Möglichkeit, die Meisterschaft spannend zu machen. Ich verstehe nicht, warum das in anderen Sportarten überhaupt kein Thema ist, bei uns aber so massiv diskutiert wird", verteidigt Ebenbauer die Punkteteilung nach 22 Runden.
Und weiter: "Es war das Ziel, Spiele mit Entscheidungscharakter zu kreieren. Dadurch stieg der Druck. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass sich etwa die Anzahl der Trainerwechsel in Zukunft einpendeln wird. In früheren Jahren gab es auch Saisons mit ähnlich vielen Trainerwechseln. Heute wird das eben alles auf die Ligareform geschoben."
In der Aufklärung bei den Zuschauern über das Liga-Format sieht die Bundesliga allerdings noch Luft nach oben. "Wir haben sehr viel versucht. Es gehört aber noch viel mehr transportiert, vor allem über die Klubs. Sie sind der direkte Draht zu den Fans", sagte Ebenbauer.
"Ich bin überzeugt davon, dass es heute für einige schon viel klarer ist. Es gab heuer auch viele Außnahmesituationen. Man kann noch viele Leute abholen, die noch nicht so drinnen sind.
2. Liga: Geringes Interesse "Baustelle" der Regionalligen
Mit der Entwicklung der zweithöchsten Spielklasse zeigte sich Ebenbauer ebenfalls zufrieden. "Die 2. Liga soll ein Flaschenhals zwischen Amateur- und Profifußball sein. Sie ist für mich ein wahnsinniger Erfolg", sagte er.
Allerdings kam es in der ersten Austragung der 16er-Liga zum kuriosen Fall, dass trotz drei vorgesehenen Absteigern möglicherweise kein einziges Team den Weg in die Regionalliga antreten muss.
Da Wacker Innsbruck die Bundesliga-Saison als Schlusslicht beendete, das Amateur-Team der Tiroler in der Landesliga spielen. SC Wiener Neustadt steht aktuell ohne Profi-Lizenz für die kommende Saison dar und muss ebenfalls runter. Aus der Regionalliga Ost verzichtete Meister Ebreichsdorf zudem auf einen Lizenzantrag für die 2. Liga.
Fest steht nur: Dornbirn und der GAK steigen definitiv auf und spielen nächstes Jahr zweitklassig.
"Die Baustelle hat mit der 16er-Liga überhaupt nichts zu tun. Es wurde stets ein Direktaufstieg gefordert. Jetzt beschweren sich alle, dass keiner weiß, wer, wann, wo spielt", verteidigt Ebenbauer die Situation. "Es ist ein Problem der dritten Leistungsstufe, dass kein Klub aufsteigen möchte. Das Interesse an der 16er-Liga wird kommen, davon bin ich überzeugt."
2. Liga: Geringe Zuschauerzahlen "waren nicht das Ziel"
Die geringen Zuschauerzahlen in der 2. Liga sieht Ebenbauer ebenfalls nicht dramatisch. "Von Beginn an war klar, dass hohe Zuschauerzahlen nicht das Ziel einer Liga mit Amateurteams sein können. Die Drehscheibenfunktion für junge Spieler kann das nicht bieten", sagte Ebenbauer.
Im vergangenen Jahr gab es einen Schnitt von rund 1.650 Besuchern pro Spiel, heuer bewegt sich die Zahl um 1.000 Zuseher pro Partie. "Die Liga ist sportlich homogen, das ist für mich sehr positiv", strich Ebenbauer hervor. "Dass sie etwas schwächer wird, wenn man von zwölf auf 16 Teams aufstockt, ist logisch."
SC Wiener Neustadt protestiert gegen Lizenzentzug
Auch zur Zukunft des SC Wiener Neustadt äußerte sich Ebenbauer. Eine Sitzung des Protestkomitees werde nach dem Pfingstwochenende erfolgen. Sollte der Protest abgelehnt werden, bliebe den Niederösterreichern eine Klage am Schiedsgericht.
Ebenbauer hoffe, dass Wiener Neustadt die Fristen nicht zur Gänze ausnützt, um eine endgültige Entscheidung bis Ende Juni sicherzustellen. Sollte der Protest erfolgreich sein, müsste Vorwärts Steyr absteigen.
Bekommt Wiener Neustadt nicht Recht, würde der Landesverband über die Eingliederung und die Leistungsstufe des Vereins im Unterhaus entscheiden. Sollte kein Insolvenzverfahren gestartet werden, stünde einer Saison in der Regionalliga nichts im Wege.
Ein Nachspiel könnte die Causa auch für Trainer Gerhard Fellner haben. Ebenbauer behält sich auch das Recht vor, ein Verfahren einzuleiten. Fellner könnte im schlimmsten Fall eine Sperre drohen, da er unrechtmäßig Dokumente unterzeichnet hatte, die nicht den wahren Zustand des Vereins wiederspiegelten.
"Jedes System ist so gut, wie es gelebt wird. Ein noch engmaschigeres Sytem wie jetzt wird schwierig." Im August gebe es eine Nachsicht der Lizenzierungsverfahren in Zusammenarbeit mit den Vereinen, bei denen auch über Verbesserungsvorschläge in den Lizenzanträgen diskutiert wird.