Scheyer: "Zu viel Denken ist nicht schnell"

Von APA
Christine Scheyer gewann die Abfahrt in Altenmarkt/Zauchensee
© GEPA

"Ich bin die Christl Scheyer, 22 Jahre alt und aus Vorarlberg!" Christine Scheyers Vorstellung bei ihrer ersten Sieger-Pressekonferenz klang in Altenmarkt/Zauchensee nach Dialekt und Routinemangel. Kein Wunder, ist ihr der Premierensieg doch im erst zwölften Weltcuprennen und in der erst vierten Abfahrt gelungen.

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"Es ist ein Wahnsinn und im Moment noch schwer zu beschreiben", gestand sie. Vor dem großen Heimrennen in Salzburg hatte das zuletzt so gebeutelte ÖSV-Damenteam intensiv auf einen Erfolg oder gar einen Stockerlplatz gehofft. Aber nicht eine der erfahrenen Läuferinnen, sondern quasi eine "Neueinsteigerin" sorgte dann unerwartet für die "perfekte Erlösung".

Christine Scheyer kommt aus einem Sechsmäderlhaus. Neben der Mama hat die "Gsibergerin" aus dem Zehnkampf-Mekka Götzis gleich vier Schwestern daheim, die Jüngste ist sechs Jahre alt. Christine ist mit ihren 22 Jahren die älteste Tochter und damit so etwas wie die "Hausfrau".

"Trainiere hart, oder geh nach Hause"

Skifahrerisch vorbelastet ist Scheyer nicht. Ihr Vater ist aber Geschäftsführer jener Firma, die bei der Tochter als Kopfsponsor auftritt. Wo genau das Talent her ist, ist bei der Head-Pilotin weniger das Thema. Denn sie gilt zwar als Gefühlsfahrerin, aber auch als harte Arbeiterin.

"Trainiere hart, oder geh nach Hause", lautet das Motto der jungen Dame, die nach eigenen Angaben mit zweieinhalb Jahren im Hof hinter dem Haus zum Skifahren begonnen hat. Damals noch mit Schnuller im Mund. Im Dezember 2014 debütierte sie im Weltcup, an Weltcup-Speedrennen nimmt sie aber erst seit dem Vorjahr teil. Vergangenen Sommer habe sie sechs Tage die Woche trainiert. "Das hat sich ausgezahlt."

Scheyer entstammt dem WSV Koblach, war zunächst Technikerin, ehe sie zwei Kreuzbandrisse massiv zurück warfen. Dass sie dennoch mit erst 22 Jahren erstmals im Weltcup gewann, spricht für sie. Die 45.000 Schweizer Franken Preisgeld (brutto) waren eine schöne Begleiterscheinung.

Wenn man das große Vorbild schlägt

"Schön langsam sickert's. Es war mein erstes Heimrennen überhaupt", gab Scheyer im Laufe des Sonntag-Nachmittag in Salzburg zu. Sie habe die Kälberloch-Piste zwar schon aus dem Europacup gekannt, die restlichen Strecken seien aber meist Neuland.

Umso mehr war sie von ihrem Sieg angetan. "Ich war schon im Training von Platz zwei überrascht. Dass das dann nochmals so aufgeht, ist erstaunlich. Denn es war von der Sicht her mit Nummer 25 schon ziemlich dunkel, und es hat mich einige Male von der Ideallinie gedrängt."

Hermann Maier sei ihr Jugend-Vorbild gewesen, sagte Scheyer. Sie begann als Technikerin, im Vorjahr stieg sie via Europacup auch in Speedbewerbe ein und war dann auch mit der Weltcupmannschaft in Chile. Zuletzt sei ihr Vorbild deshalb eher Lindsey Vonn gewesen, sagte sie. Die Amerikanerin war in Zauchensee eine der ersten Gratulantinnen.

Scheyer bezeichnet sich selbst als ruhige Gefühlsfahrerin. "Im Rennen schalte ich den Kopf aus. Zu viel Denken ist nicht schnell", erklärte sie schmunzelnd. "Ich lasse die Ski immer laufen und versuche immer, Vollgas zu geben", sagte die Maturantin am Sportgymnasium Dornbirn, die ihr Fernstudium der Wirtschafts-Wissenschaften derzeit auf Eis gelegt hat.

Scheyer in St. Moritz dabei

Dass sie mit ihrem ersten Sieg auch ihr WM-Ticket gelöst hat, entrang Scheyer ein Lächeln. "Das ist natürlich cool. Aber auch in St. Moritz kenne ich die Strecke nicht." Das ist bei Scheyer offenbar aber kein Problem. "Ich merke mir das leicht und schnell."

Wichtig war der Sieg Scheyers auch für das ÖSV-Damenteam. Der erste Saisonsieg war der erst zweite Podestplatz nach Rang zwei von Cornelia Hütter in Val d'Isere, die Steirerin fehlt mittlerweile verletzt.

Zuletzt hat Mirjam Puchner beim Finale im März des Vorjahres eine Abfahrt auf der WM-Piste in St. Moritz gewonnen. Das Damen-Abfahrtsteam von Trainer Roland Assinger ist für die kommenden Aufgaben also eigentlich ganz gut aufgestellt.

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