Die Angst vor der eigenen Teamkollegin

Von APA
Nicole Schmidhofer freut sich, dass ihre Familie beim WM-Sieg dabei war
© GEPA

Mit ihrer Goldmedaille sorgte Nicole Schmidhofer bei den Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz für eine faustdicke Überraschung. Im Interview spricht sie über ihre Vorausahnung und die Angst vor Christl Scheyer.

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Frage: Wie groß ist die Überraschung für Sie selbst?

Schmidhofer: Ich glaube schon, dass einige sich was erwartet haben. Ich habe es mir erhofft. Ich habe den Kurs in der Früh gesehen und mir gedacht, allzuschnell wird das Tempo nicht sein, die Sprünge gehen nicht weit. Wenn ich zeige, was ich kann, und mein bestes Skifahren auspacke, könnte es vielleicht was mit einer Medaille werden. Auf Gold hätte ich die Lara (Bronze an Gut/Anm.) gehabt, sie war so konstant und irrsinnig schnell. Natürlich ist das für sie sehr bitter bei der Heim-WM.

Frage: Haben Sie gespürt, dass Sie so schnell unterwegs sind?

Schmidhofer: Es hat sich so ähnlich angefühlt wie bei den Trainings zuletzt in Saalbach. Und da ist es auch schon sehr gut gegangen. Als ich über den Zielsprung drüber bin, habe ich mal gehorcht, ob es laut ist im Ziel. Aber ich habe einfach nichts gehört. Dann war ich doch ein bisserl überrascht, dass es mit drei Zehntel Vorsprung grün aufgeleuchtet hat.

Frage: Wie klingt Super-G-Weltmeisterin 2017 in Ihren Ohren?

Schmidhofer: Sehr cool, aber es ist noch nicht ganz zu glauben, das Ganze. Das muss erst sacken. Bei der Siegerehrung (Flower Ceremony/Anm.) war es schon sehr emotional. Ich habe zu meiner Familie geschaut, Mama und Papa sind da. Die haben auch einiges mitgemacht mit mir in letzter Zeit. Die ganzen Verwandten. Die haben mich immer unterstützt. Es hat schon so ausgeschaut, dass ich nicht auf das Podest fahren kann, wenn wer zuschaut. Zweimal war in Cortina niemand zuschauen und genau da sind die Podestplätze passiert. Umso schöner ist es jetzt, dass meine Familie dabei ist, da ist dann einfach Häferlbruch.

Frage: Wie war der Weg zurück nach der schweren Knieverletzung vor einem Jahr?

Schmidhofer: Ich habe bei der Reha im Sommer an die Weltmeisterschaften in St. Moritz gedacht. Ich dachte mir, dass könnte eine Strecke für mich sein. Im ersten Moment war die Verletzung ein brutaler Schock für mich. Ich war sehr gut drauf, jeder hat darauf gewartet, dass der Podestplatz passiert. Dann ging das leider bei einem Sprung viel zu weit. Knie kaputt, Kreuzband und beide Meniskus. Ich habe mir sehr viel Zeit gelassen, acht Monate. Ich habe keine Schmerzen mehr seit 10 Tage vor Lake Louise. Das war ein sehr gutes Timing, dass das alles passt. Das Knie ist perfekt, aber ein bisserl Pflege vom Physiotherapeuten braucht es am Nachmittag immer wieder. Meine Kolleginnen haben gesagt, Nici du fährst jetzt fast noch besser Ski.

Frage: Wie schwierig war das Warten und wie lange haben Sie gezittert?

Schmidhofer: Das Warten war das Mühsamste. Einige haben schon Weltmeisterin zu mir gesagt. Die Warterei war nicht weniger anstrengend als das Fahren selbst. Ich habe gewartet bis Christl Scheyer herunten war, sie ist immer für Überraschungen gut. Ich habe zur Tina (Weirather, Anm.) gesagt, das wäre jetzt das Blödeste, was passieren könnte, wenn mir das eine eigene Teamkollegen noch versaut mit einer Goldmedaille. Erst als sie im Ziel war, ist die Nervosität auf die Seite gegangen und ich habe selbst das Wort Weltmeisterin in den Mund genommen.

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