Puchner wurden mehrere Schrauben und ein 34 Zentimeter langer Nagel ins Bein eingesetzt. "Das ist ein Dämpfer für das Team. Wenn eine Gold gewinnt, denkt sich jede, das hätte ich auch können. Und bei einer Verletzung denkt man sich, das könnte mir auch passieren. Das ist auch nicht unbedingt positiv", sagte Damen-Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum.
"Die Verletzungen sind leider in den letzten Jahren ein bissl zur Routine geworden. Es ist die grausigste Routine, die man kriegen kann. Heute war's aber anders. Es ist was anderes, wenn du am Start stehst, wenn so etwas passiert. Aber ich bin genau mit dem Lift drüber gefahren und wenn man jemand so liegen sieht und schreien hört, ist das nicht einfach, sich wieder zu fokussieren. Gut, dass dann eine lange Unterbrechung kam", schilderte Michaela Kirchgasser den Vorfall im Abfahrtstraining.
Zum Sturz Puchners war es gekommen, weil sie sich bei einem Sprung, der relativ weit ging, in der Luft ein bisschen drehte und bei der Landung verkantete. ÖSV-Trainer Karlheinz Pichler hatte den Sturz mitangesehen, es war sofort klar, dass eine schlimme Verletzung passiert ist.
Glück im Unglück für Puchner
Schien- und Wadenbein im rechten Bein brachen, Puchner bekam starke Schmerzmittel über die Nasenschleimhäute verabreicht. Danach wurde die 24-Jährige in eine Vakuummatte gepackt, ihr wurde ein Venenzugang gelegt und an einem Seil hängend ging es per Helikopter direkt in die Klinik.
Es handelt sich um einen glatten und damit eher "einfachen" Bruch, die Heilungs-Prognose ist deshalb gut. "Die Bruchstelle schaut sehr gut aus. Die Knochenteile wurden mit einem Nagel aufgefädelt, der Nagel im Knochen wurde mit Bolzen fixiert. Er ist so 30, eher 34 Zentimeter lang. Zwei bis drei Tage wird sie im Krankenhaus bleiben müssen, je nach Schwellungszustand, danach kann sie heim", erklärte ÖSV-Teamarzt Erich Altenburger.
"Normalerweise sollte das für die nächste Saison kein Problem sein", hofft Kriechbaum, der Puchner gerade wieder auf den Weg zurück in den Topplätze gesehen hatte, auf ein rasches Comeback. Nach ihrem Abfahrts-Sieg beim Weltcupfinale im März 2016 in St. Moritz hatte sie in dieser Saison noch etwas zu kämpfen gehabt.
Brem, Thalmann, Hütter - und jetzt Puchner
Puchner ist nach Eva-Maria Brem (Unterschenkelbruch im linken Bein), Carmen Thalmann (Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie) und Cornelia Hütter (Riss des vorderen Kreuzbandes sowie Riss des Innen- und Außenmeniskus im rechten Knie) die vierte ÖSV-Topläuferin, die während dieser Saison mit schwerer Verletzung ausfiel.
"Natürlich kommt Unglück oder Pech dazu. Oft passieren sehr schwere Stürze ohne Verletzung, oft ist bei einem einfachen Sturz ein Bein ab. Bei Conny ist es auch bei einem Sprung passiert, sie hatte leichte Rücklage gehabt. Klar ist das Springen bei den Damen immer ein Thema, aber wir haben versucht, das in den letzten Jahren beim Training einzubauen. In Chile haben wir beim Training Sprünge eingebaut, einige gehen 40, 45 m weit. Aber es passiert immer wieder was. Das ist bitter", meinte Kriechbaum.
Besagter Sprung auf der Abfahrtstrecke in St. Moritz ist seiner Meinung nach - und auch nach Ansicht der FIS - vollkommen in Ordnung. "Sprünge sind Teil des Abfahrtssports, wir wollen auch weite und schöne Sprünge haben. Das ist ein schöner", versicherte Kriechbaum. Doch Läufer kleinerer Nationen, die nicht regelmäßig trainieren, würden möglicherweise nicht das Können dafür haben, fügte er an.