Für die von vielen Verletzungen geplagte Vonn war es der erste Weltcupsieg seit jenem am 21. Jänner dieses Jahres in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen und erst der zweite seit der Abfahrt ebendort im Februar 2016. Der Start in die aktuelle Olympia-Saison war für die 34-jährige US-Amerikanerin mit einem verpatzten Start in Sölden sowie schweren Stürzen in Lake Louise und zuletzt heftigen Rückenproblemen in St. Moritz äußerst schwierig verlaufen. Bis Samstag war sie in fünf Rennen nur zweimal - als 12. bzw. 24. - ins Ziel gekommen.
Noch vor einer Woche war Vonn in der Schweiz mit schmerzverzerrtem Gesicht im Schnee gelegen, weitere Starts schienen bis auf weiteres unmöglich. Doch einige Behandlungen später und seit diesem Samstag ist bei der scheinbar "Unzerstörbaren" - wieder einmal - alles anders. "Nach so einem schlechten Saisonstart ist das sehr wichtig für mein Selbstvertrauen", jubelte Vonn nach ihrem Comeback-Sieg. "Jetzt weiß ich wieder, was es braucht, um zu gewinnen", meinte die Amerikanerin erfreut.
Hütter vergab mit "Einfädler" womöglich sogar den Sieg
Vonn war mit Startnummer sechs in den wegen der Neuschneemengen verkürzten Sprint-Super-G gegangen, fand aber eine erstaunlich kompakte Rennpiste vor. Auf der man freilich besser die Rennlinie einhielt, denn abseits davon lauerte der tückische Tiefschnee.
Das wurde auch Cornelia Hütter zum Verhängnis. Die lange verletzt gewesene Österreicherin fuhr mit Startnummer eins sauber und schnell, ehe sie durch einen Fehler kurz vor dem Ziel alles verspielte. Die Steirerin kam kurz von der Linie ab und "fädelte" an der Flagge des vorletzten Tores ein. Obwohl sie dabei viel Zeit verlor, lag sie im Ziel nur 13 Hundertstel hinter Vonn.
"Ich bin ins Weiche gekommen und habe einen Schlag erwischt", berichtete die letztlich mit schnellster letzter Zwischenzeit disqualifizierte Hütter enttäuscht. Im Ziel war sie zunächst zu Boden gefallen, was Sorge hinsichtlich neuerlicher Knieprobleme aufkommen ließ. "Es war zwar wieder das rechte Knie und ich spüre es auch. Aber das ist eher die Schutzspannung", beruhigte die 25-Jährige, die nach ihrer Verletzung die Skimarke gewechselt und in Kanada gleich die Abfahrt gewonnen hat.
Weirather stürzte
Wenigstens kann Hütter für den zweiten Super-G am Sonntag die Gewissheit mitnehmen, dass sie in Schlagdistanz zu Vonn ist. "Bis zum Fehler hat es gut gepasst. Und vom vorletzten Tor weg bin ich aufrecht gefahren, also hätte ich mit Lindsey mithalten können", machte die Steirerin klar, dass ihr womöglich sogar ein Sieg entgangen war.
Von den restlichen Mitfavoritinnen vergab Tina Weirather ihre Chance mit einem Sturz und Viktoria Rebensburg (7.) mit einem Fahrfehler. Weltcup-Leaderin Mikaela Shiffrin ist nicht in Val d'Isere und Moritz-Sensationssiegerin Jasmine Flury musste sich diesmal mit Platz 18 begnügen. Goggia mit ihrem ersten Saison-Podestplatz und die drittplatzierte Norwegerin Ragnhild Mowinckel mit ihrer ersten Stockerlfahrt überhaupt bewiesen aber, dass auch mit höheren Nummern noch etwas möglich war.
Schmidhofer bis auf einen Fehler zufrieden
Anna Veith, zuletzt in der Schweiz schon wieder starke Fünfte, kam diesmal über Platz 15 nicht hinaus. Die Olympiasiegerin hatte im Vorfeld gepokert und zu Hause trainiert, statt in Frankreich auf die - dann abgesagten - Abfahrtstrainings zu warten. "Wenn du nicht genau auf Linie warst, hat es dich gleich stark gebremst. Das wäre heute deutlich besser möglich gewesen", gab sich die Salzburgerin kritisch.
Für Österreichs Speed-Damen holte Schmidhofer die Kohlen aus dem Feuer. "Bis auf einen Fehler war's okay", lautete das Urteil der Weltmeisterin. Bei so einem kurzen Rennen mit gerade mal einer Minute Laufzeit musst du Vollgas geben und darfst nix verschenken. Du fährst aus dem Start und bist im nächsten Moment schon wieder im Ziel", sagte die im Weltcup sieglose Steirerin im ORF.
Vonn dankt ihrem Vater
Vonn widmete ihren Sieg ihrem Vater, mit dem sie viele Jahre übers Kreuz gewesen war. "Er ist mein großer Unterstützer. Ich bin sehr froh, dass er hier ist", sagte die Amerikanerin nach ihrem siebenten Sieg in Val d'Isere, dem dort ersten in einem Super-G. "Nach Lake Louise war es mit meinem Selbstvertrauen schwierig. Das heute war deshalb ein richtig guter Schritt vorwärts und jetzt schaut es für die Zukunft wieder viel besser aus", erklärte die Amerikanerin, deren überragendes Saisonziel die Olympischen Spiele im kommenden Februar sind.
Der zweite Super-G (Sonntag ab 10.30 Uhr im SPOX-LIVETICKER) wird vom ehemaligen ÖSV-Coach Charly Pichler und damit wohl etwas drehender gesetzt. Der Österreicher ist nun Coach von Weirather.