"Ich bin etwas ratlos", gab Kraft zu. "Das Gespür in der Hocke war in diesen zwei Tagen nicht da. Ich habe alles probiert, aber es ist nicht gegangen. Das ist ein sehr bitterer Tag." Der 24-Jährige war erst zum fünften Mal in seiner Karriere nicht im Finale der besten 30 vertreten. Diesmal wegen des nur bei der Tournee geltenden K.o.-Systems im ersten Durchgang. Er verlor mit 122,5 Metern gegen den Slowenen Ziga Jelar (125,5) um 1,7 Punkte. In einem "normalen" Weltcup wäre er als 22. weitergekommen.
Der Doppelweltmeister war diesmal mit der Olympiaschanze von Beginn an nicht gut zurechtgekommen. Die drei Sprünge am Sonntag und auch der Probedurchgang zu Neujahr gelangen nicht nach Wunsch. "Dabei hatte ich mich mit der Schanze in den vergangenen Jahren gut angefreundet", sagte der Vorjahres-Dritte, der vor Weihnachten auf diesem Bakken im ÖSV-Training überzeugt hatte.
Den Druck der Tournee oder die Last, im ÖSV-Team alleine alle Hoffnungen zu tragen, hätten keine Rolle gespielt, sagte Kraft. Er habe diesmal einfach kein Gefühl für die Schanze gefunden.
Kraft wollte aber nicht zu Grübeln beginnen, sondern diesen Tag rasch abhaken. "Das ist halt heute einmal passiert. Es ist blöd gelaufen, ich habe probiert, da rauszukommen, aber es war halt etwas in die falsche Richtung. Übermorgen geht's weiter. Ich hoffe, dass ich dann wieder g'scheit runterziehe", erklärte der Salzburger und baute auch auf die Unterstützung der Fans.
"Ich hoffe, dass trotzdem in Österreich viele Fans kommen, vielleicht können sie uns etwas rausreißen aus dem kleinen Loch, in dem wir sind", erklärte Kraft. "Ich will die Tournee gut abschließen und den Fans etwas Schönes zeigen."
Über das Programm am Ruhetag, dem Dienstag, wollte er erst entscheiden. Krafttraining ("Damit man die Beine wieder gut spürt") oder Springen standen zur Wahl. "Aber vielleicht schadet es auch nicht, einmal einen Tag nicht auf der Schanze zu sein", bemerkte der Weltcup-Gesamtsieger.