Er sei "sein Radl runtergefahren", damit er ein bisschen ein Gefühl bekomme, das sei es dann gewesen. "Morgen fängt die Challenge für mich an, dass ich mich auf die Abfahrt einstelle." Im Super-G habe er eh ein bisserl eine Erfahrung, aber in der Abfahrt fühle er sich fast wie ein Schülerläufer. In allen Alters- und Niveau-Klassen, von FIS-Rennen bis WM, stehen in seiner Karriere laut FIS-Datenbank gerade einmal 14 Abfahrten zu Buche, die letzte in der WM-Kombi im vergangenen Februar in St. Moritz.
Das Gute sei, dass er vor zwei Jahren schon in Jeongseon gewesen sei, dass er sich an jede Kurve erinnere, und nicht auf dem Hang stehen und sich denken werde, wo bin ich und wo geht es hin. "Wenn du auf der Abfahrt auf der Strecke bist, schaut wirklich alles gleich aus. Es sind drei große Hügel, die von der Topografie gleich aufgebaut sind. Ich werde mich langsam rantasten und bei den Sprüngen nichts riskieren. Wenn man nicht so drinnen ist, bürgt das schon auch ein gewisses Risiko, weil man entsprechend unerfahren ist", sagte der regierende Slalom- und Riesentorlauf-Weltmeister.
Hirscher nimmt, was er kriegt
Er bestritt im Rahmen des Weltcups 2016 in Jeongseon beide Abfahrtstrainings (7,33 bzw. 3,98 Sekunden Rückstand) und wurde im Super-G Siebenter. "Ich brauche alle drei Abfahrtstrainings, alle vier, alle zehn eigentlich", machte Hirscher deutlich, dass er nimmt, was er kriegt.
"Es ist auch die Frage, können wir morgen schon einigermaßen ein Zeugs zusammenstellen, wo ich mich wohlfühle, da rede ich noch gar nicht von Set up. Ich habe keinen Plan, ich weiß nichts von der Disziplin. Kann auf nichts zurückgreifen. So gut ich mich in einem anderen Sektor auskenne, wo ich fast jede Aufbauvariante aus dem Lehrbuch raussagen kann, aber hier..." Er wolle sich langsam steigern und in den Kurven auf das Gaspedal steigern.
Ziel ist Top 30
Hirscher wurde 2015 in Vail/Beaver Creek Kombi-Weltmeister und gewann 2017 die Silbermedaille. Auch bei Olympia wird er deshalb am Start sein. "Ich versuche es. Ich hätte damit nicht leben können, dass ich mich irgendwann einmal, wenn ich dann in meinem Ledersessel sitze und drüber nachdenke, frage, ob ich die Chance nützen hätte sollen oder nicht. Speziell, falls ein Techniker auch noch Gold machen würde", meinte er lachend. Das Ziel müsse sein, in der Abfahrt unter die besten 30 zu kommen, sonst könne er eh zusammenpacken.
Und das sei auch schwierig genug. Außer man mache aus der Piste ein Eislaufzentrum. Aber das sei angesichts der Umstände nicht zu erwarten. "Klar ist es hart, aber es ist nicht eisig. Bei minus zwanzig Grad wird es eher aggressiv, ich habe immer das Gefühl, es ist so wie in Amerika, Vail, Beaver Creek", sagte der sechsfache Gesamtweltcupsieger.
Es sei zwar viel Wasser drinnen in der Piste, aber das sei auch gleich wieder verpufft. "Bei der Trockenheit, die wir hier haben. Es ist faszinierend. Man schaut hier raus, es hat minus zwanzig Grad, aber schaut aus, als ob es plus zehn hätte", meinte der 28-jährige mit Blick auf die schneelose Waldlandschaft.