"Es ist unmöglich, den Ball härter als Dominic zu schlagen", wie selbst sein Bezwinger David Goffin anerkannte. Die immensen Fähigkeiten des Dominic Thiem sind auch trotz dessen Aus im Achtelfinale der Australian Open in Melbourne unbestritten, allerdings sind auch durchaus gravierende spielerische Probleme nicht gerade von der Hand zu weisen. An erster Stelle steht dabei die Frage: Wann setze ich welchen Schlag am besten ein? "Er spielt teilweise Kraut und Rüben durcheinander", wie es Headcoach und Manager Günter Bresnik formulierte. Und auch Thiem selber flüchtet keinesfalls in Ausreden und verleugnet das Hauptproblem, wie gewohnt von selbstkritischer Natur geprägt, nicht: "Es sind noch viele Dinge in meinem Spiel, die nicht gut sind und die auch heute nicht gut waren", wie Österreichs Jungstar, ebenfalls laut "Austria Presse Agentur - APA", nach seiner 7:5,-6:7-(4),-2:6,-2:6-Niederlage zugab.
"Es war noch kein Match wirklich herausragend"
Bresnik hatte im ausführlichen tennisnet.com-Interview beim Return und vor allem auch beim Service Thiems noch weitere Verbesserungsmöglichkeiten gesehen: "Beim Aufschlag muss er Tempo, Percentage und Variabilität weiter erhöhen - und er darf nicht so leicht lesbar sein. Er muss da mehr Abwechslung reinbringen." Recht vergleichbare Problempunkte kann man auch an der Grundlinie wahrnehmen, von der Thiem zwar die Schlaggeschwindigkeit weiter erhöht hat, diese aber zu oft noch nicht im richtigen Moment einsetzt. "Ein paar Bälle habe ich sicher überpowert, es ist ein bisserl problematisch", erklärte er. "Ich habe mein Spiel in dieser Saison noch nicht genau gefunden", gestand er. "Von dem her ist es eh schon okay. Es war noch kein Match wirklich herausragend." Dies war jenes gegen Goffin etwa keinesfalls, einzig die ersten zwei Sätze blieben im Rahmen der allseits hohen Ansprüche.
Unterm Strich standen bei Goffin 29 Eigenfehler zu Buche, bei Thiem mit 58 exakt doppelt so viele und auch in seinen vorangegangenen Matches viel zu viele. "58 sind ein zu hoher Wert", befand auch der in Down Under auf "Eurosport" als ein TV-Experte eingesetzte Boris Becker. "Dominic spielt sehr hart, hat aber einfach zu viele Fehler gemacht", wie die deutsche Allzeit-Größe kritisch anmerkte - jedoch auch etwas relativierte: "Goffin ist ein absoluter Weltklasse-Spieler. Außerdem ist es immer besonders schwierig, wenn man gut befreundet ist." Ob seiner oftmals zu wenig variablen, schnellen und dabei noch zu fehleranfälligen Spielweise wurde es für Thiems Gegner zuletzt oft wieder ein recht Leichtes, die richtige Taktik zu wählen. Goffin beschrieb sein einfach klingendes Rezept so: "Man muss konstant und flott spielen und darauf hoffen, dass er ein paar Bälle verschlägt." Und dies tat Thiem auch dieses Mal - in den Sätzen drei und vier gegen Goffin bekanntlich mehr als ausreichend, sodass letztlich nur jeweils zwei Spielgewinne herausschauten.
Problemlösung? "Einfach viele Stunden am Tag trainieren"
Nach beinahe einem Monat in Australien - schon am 26. Dezember war er dorthin angereist - steht für Thiem jetzt wieder ein Heimataufenthalt bevor. "Das ist der einzige Vorteil an dieser Niederlage", erklärte der 23-jährige Niederösterreicher, sich umgehend der weiteren Arbeit an seinen noch vorhandenen Schwachstellen widmen zu wollen. "Jetzt habe ich wenigstens Zeit, mein Spiel zu setteln. Ich muss versuchen, wieder weniger Fehler zu machen. Es muss wieder alles zusammenpassen." Die dahingehende Marschroute sei für ihn bereits klar: "Einfach viele Stunden am Tag trainieren. Dann wird es schon wieder besser werden. Es heißt einfach weiter arbeiten und auf keinen Fall dem Ergebnis hier nachzutrauern." Immerhin stand unterm Strich doch das vierte Grand-Slam-Achtelfinale in seiner Karriere zu Buche, das freilich - besonders trotz nicht vollauf überzeugender Vorstellungen - erst erreicht sein will. Nach dem erwähnten Trainingsprogramm geht der Weltranglisten-Achte ab 6. Februar beim ATP-World-Tour-250-Hartplatzturnier in Sofia an den Start, es folgt das ATP-World-Tour-500-Event in Rotterdam.
Hier die Ergebnisse der Australian Open: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation.
Dominic Thiem im Steckbrief