"Domi" Thiem nach Satzrückstand weiter

Dominic Thiem meistert seine erste Aufgabe bei den Australian Open in vier Sätzen
© GEPA

Knapp drei Stunden lang musste Dominic Thiem hart kämpfen, dann war der Sprung in die zweite Hauptrunde des Grand-Slam-Turniers in Melbourne geschafft.

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"Keine richtige Erklärung für diese Leistungen" will Dominic Thiem, laut eigenen Worten auf seiner offiziellen facebook-Fanseite vom Samstag, für seine knappen Viertelfinal-Niederlagen bei den ATP-World-Tour-250-Vorbereitungsevents in Brisbane und Sydney gehabt haben. Zu Beginn des ersten großen Highlights der neuen Saison ist es für ihn dafür nun besser gelaufen: Der 23-Jährige hat bei den Australian Open in Melbourne am Dienstagmorgen nach MEZ sein Auftaktspiel gewonnen - wenn auch nach hartem Kampf. Der achtgesetzte Niederösterreicher (ATP 8) bezwang in der ersten Runde den Deutschen Jan-Lennard Struff (ATP 56), nach 2:54 Stunden unter glühender Hitze auf Show Court 3, mit 4:6, 6:4, 6:4, 6:3. Nach den Niederlagen der Brüder Gerald und Jürgen Melzer vom Montag steht der Lichtenwörther somit als einziger Österreicher in der zweiten Einzel-Hauptrunde. Um wie im letzten Jahr in die dritte Runde der Grand-Slam-Veranstaltung im Melbourne Park einzuziehen, braucht das rot-weiß-rote Tennis-Aushängeschild am Donnerstag einen Erfolg beim ersten Vergleich mit dem Australier Jordan Thompson (ATP 76), der den zähen Portugiesen Joao Sousa (ATP 37) nach 0:2-Satzrückstand und 3:21 Stunden überraschend mit 6:7 (2), 4:6, 6:3, 6:2, 6:1 eliminierte.

Eigenfehler sukzessive reduziert

Vor zwei Jahren hatten die beiden in Down Under einen ihrer bisher fünf gemeinsamen Starts im Doppel absolviert. Diesmal kämpften sie gegeneinander, das dritte Mal: Struff hatte sich in Auckland 2015 mit 6:7 (6), 6:4, 6:3 behauptet, Thiem sich in Monte Carlo 2016 durch ein 1:6, 6:3, 6:4 revanchiert. Und auch in diesem Fall setzte sich der Verlierer des ersten Satzes durch, in dem Thiem nach Abwehr der lange Zeit einzigen Breakchance bei 0:1 bereits 4:3 mit einem Break führte, jedoch prompt das Rebreak kassierte, zwei Möglichkeiten zur erneuten Führung ausließ und letztlich mit drei unerzwungenen Rückhand-Fehlern einen weiteren Serviceverlust kassierte. So wie in den letzten Wochen hatte der heimische Jungstar seine Eigenfehler-Quote zunächst nicht im Griff, beging im ersten Durchgang deren 13, das sollte sich aber im zweiten und vor allem im vierten Satz (16:8 Winner zu Eigenfehler) ändern, als er auch im Percentage des ersten Aufschlags (gerade mal 38 Prozent im ersten Durchgang) einen Sprung machte. Im zweiten Abschnitt hielten beide relativ souverän ihre Aufschlagspiele, ehe Thiem bei 4:4 nach drei Spielbällen für Struff bei der zweiten Gelegenheit zuschlug.

Thiem nützte beim Ausservieren seinen dritten Satzball und brachte damit das Momentum auf seine Seite. Die Vorentscheidung fiel im besonders engen dritten Durchgang, in dem beide am Anfang etliche Chancen als Rückschläger vergaben, Thiem insgesamt deren fünf in den ersten zwei Returngames, Struff deren drei im zweiten bzw. eine im achten Game, als ihm beim Ball zum 5:3 nach einem starken Return ein letztlich verhängnisvoller Eigenfehler unterlief. Thiem machte sich das zunutze, verwertete im nächsten Spiel den gesamt achten Breakball in diesem Abschnitt zum 5:4 und machte bei eigenem Aufschlag nach nochmal drei Breakmöglichkeiten gegen sich den Sack zu. Er wehrte also alle sieben von Struff im dritten Satz ab. Nachdem die Partie in dieser Phase an der Kippe gestanden war, steigerte sich Thiem im Vierten und sorgte diesmal schnell für klare Verhältnisse: Drei Gelegenheiten im ersten Spiel ließ er noch liegen, nahm seinem Kontrahenten dann aber nach dessen 40:30-Führung den Aufschlag zum 2:1 und zum Schluss zu null ab. Warum Thiems Headcoach bzw. Manager Günter Bresnik im Vorfeld gegenüber tennisnet.com von einer Favoritenrolle seines Schützlings gar "nichts wissen" hatte wollen, dies ließ die Punktestatistik von 137:135 erahnen - in den entscheidenden Situationen war dieser jedoch voll da und ging dadurch als verdienter Sieger vom Platz.

Thiem: "Es war eigentlich ein Krampf"

Nach dem Spiel gab Thiem laut "Austria Presse Agentur - APA" offen zu, mit einer gewissen Unsicherheit und Angespanntheit ins Turnier gegangen zu sein: "Ich war in den letzten Tagen ziemlich nervös, weil die Vorbereitungsturniere nicht optimal verlaufen sind", erklärte er. Der Fähigkeiten von Struff sei er sich dazu bewusst gewesen - was auch nicht zu mehr Lockerheit führen sollte: "Es war eigentlich ein Krampf. Die Hitze war auch unangenehm. Es war extrem trocken und schon eine Herausforderung. Gegen Ende des Matches habe ich lockerer gespielt. Aber am Zittern war ich die ganze Zeit." Unterm Strich stehe natürlich sein Sieg: "Wichtig ist, dass ich die erste Runde gegen einen sehr schweren Gegner überstanden hab'" und noch etwas Luft nach oben ist. "Ich bin sicher nicht vollgepumpt mit Selbstvertrauen wie im vergangenen Jahr. Ich glaube aber trotzdem, dass ich ein besserer Spieler als damals bin. Nur schaffe ich es zurzeit nicht 100-prozentig, es auf den Platz zu bringen." Der Weg in die Runde der letzten 32 führt nun, wie erwähnt, über Thompson, Thiem wisse, was auf ihn zukommt: "Er serviert sehr gut und ist ein super Fighter. Es wird nicht einfach." Der 22-jährige "Aussie" hatte mit seinem Viertelfinal- und Achtelfinal-Einzug in Brisbane bzw. Sydney einen Sieg mehr als Österreichs Shootingstar (der zum Auftakt im Gegensatz zu Thompson jeweils ein Freilos hatte) verbucht.

Thiems Ziel ist weiterhin, die zweite Turnierwoche (und daher zumindest das Achtelfinale) zu erreichen. "Es wäre schön. Aber ich will einfach wieder gescheit spielen, auf dem Platz locker sein, wie ich das im letzten Jahr war. Das ist das Primärziel - denn dann macht das Ganze viel mehr Spaß. Ich muss schauen, dass ich mein Spiel wieder ganz finde, mein Spiel durchziehe." Auf seiner offiziellen facebook-Fanseite zeigte er sich besonders ob seiner Kampfkraft happy, bedeutend weniger ob seines Spiels: "Ich bin mit meiner kämpferischen Leistung des heutigen Matches eigentlich sehr zufrieden. Spielerisch ist es dann erst gegen Ende besser geworden" - und "die Nervosität vor der Partie war groß, was sich in meinen Schlägen deutlich gezeigt hat. Jan hat sehr stark serviert und gespielt, speziell in den ersten beiden Sätzen. Umso glücklicher bin ich, dass ich heute als Sieger vom Platz gehen konnte." Er hoffe, "bis zum nächsten Match meine Schläge wieder besser einsetzen zu können."

Hier die Auslosungen und Ergebnisse der Australian Open: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

Dominic Thiem im Steckbrief

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