Nach knapp 2:40 Stunden Spielzeit hatte er am Mittwoch im Achtelfinale den portugiesischen Qualifikanten Gastao Elias (ATP 84) mit 6:7 (5), 6:3, 7:5, auch beim dritten Duell der beiden, knapp besiegt. Und auch im zweiten Auftritt beim Apia International Sydney musste Dominic Thiem hart kämpfen - mehr als ihm lieb war. Denn der 23-Jährige ist beim ATP-World-Tour-250-Hartplatzturnier in der Olympiastadt aus dem Jahr 2000 wie in der Vorwoche in Brisbane nach einem Freilos und einem Matcherfolg schon im Viertelfinale gescheitert. Der topgesetzte Niederösterreicher (ATP 8) zog gegen den Briten Daniel Evans (ATP 67), nach 2:02 Stunden, überraschend mit 6:3, 4:6, 1:6 den Kürzeren. Der rot-weiß-rote Jungstar fliegt hiermit mit vier Einzelpartien an Spielpraxis zu den Australian Open in Melbourne, wo er in der Vorsaison die dritte Runde erreicht hatte. Er wird gerade noch unter den Top Acht gesetzt sein - und entgeht bis zum Viertelfinale jeglichen besser gereihten Gegnern. Die Hauptfeld-Auslosung findet um Mitternacht in der Nacht von Donnerstag auf Freitag nach MEZ statt.
Thiem kriegt Eigenfehler nicht in den Griff
Während Elias mit dem ungemein hohen, von Thiem eingeschlagenen Spieltempo umzugehen wusste, so glückte dies Evans jeweils vor allem am Satzanfang. Nach glatten Aufschlaggames für beide schlug der Lichtenwörther sogleich bei der ersten Breakmöglichkeit zum 4:2 zu und nahm seinem Kontrahenten zum Schluss nach dessen 40:30-Führung nochmal das Service ab. Der zweite Abschnitt begann für Thiem ziemlich unglücklich: Nach einem 40:15 verspielte er sein Servicespiel, ließ die Chance aufs Rebreak liegen und kassierte dank eines katastrophalen Smashfehlers gar das Doppelbreak zum 0:3. Der Schützling von Österreichs Starcoach Günter Bresnik konterte mit einem Rebreak und holte nach 40:0 für Evans auch das zweite Break auf, bloß um seinen Aufschlag sofort wieder zum 3:4 abzugeben. Dennoch schien es lediglich eine Frage der Zeit zu sein, bis er das Tempo wieder anzieht und die Kontrolle übernimmt.
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Doch zu viele Eigenfehler unterliefen ihm in dieser Phase. Schon im achten Spiel waren es im zweiten Satz mit 14 genau doppelt so viele wie im ersten. Und das sollte sich auch nicht mehr ändern. Zwar vermochte Thiem bei 3:5 einen Satzball abzuwehren und kam nach 30:0- sowie 40:15-Führung für Evans im nächsten Game noch einmal zu einer Ausgleichschance zum 5:5, aber letztlich nützte sein Gegner den gesamt vierten Satzball. Im dritten Durchgang verschlief er abermalig den Start, konnte Evans über dessen schwächere Rückhand immer weniger unter Druck setzen und die Anzahl der unerzwungenen Fehler nicht reduzieren - und sah sich, nach einem vergebenen Rebreakball bei 0:1, rasch bei 0:4 wieder. Und auch ein letztes Aufbäumen blieb aus, die Kräfte schwanden bei Thiem, die Eigenfehler allerdings nicht. Und so musste er Evans wenig später zum Einzug in dessen erstes ATP-Halbfinale überhaupt gratulieren.
Größter Karrieresieg für Evans
Evans hatte im Vorjahr erstmals den Sprung unter die Top 100 in der Weltrangliste vollbracht - bis auf Platz 54. Der 26-Jährige hatte dabei nicht nur mit einer dritten Runde in Wimbledon, bei seinem Heim-Grand-Slam-Event, begeistert, sondern auch bei den US Open in New York, wo er gegen den späteren Turniersieger Stan Wawrinka (Schweiz) gar einen Matchball gehabt hatte. Die Stärke des mit 1,75 Meter recht kleinen Engländers musste Thiem hingegen neidlos anerkennen, half freilich auch kräftig nach. Unterm Strich standen letztlich 47 unforced errors zu Buche, die ihm somit zum Verhängnis wurden. Für Evans war das der größte Sieg in seiner bisherigen Karriere, neben dem schon jetzt besten Abschneiden bei einer ATP-Veranstaltung. Und diese ist für ihn freilich noch nicht zu Ende: Am Freitag geht's gegen den Russen Andrey Kuznetsov (ATP 48), der zuvor den viertgesetzten Spanier Pablo Carreno Busta (ATP 30) mit 2:6, 6:4, 6:1 eliminierte, um einen Platz im Endspiel.
Hier die Ergebnisse aus Sydney: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation.
Dominic Thiem im Steckbrief