Von Jens Huiber aus Paris
Der wahre Tennisfan hat nach einer mehr als vierstündigen Tennisschlacht natürlich noch lange nicht genug - und behält einfach Platz. Viele derer, die nach dem Marathon zwischen Grigor Dimitrov und Jared Donaldson gehofft hatten, dass sich die Tribünen von Court 18 leeren würden, mussten zunächst enttäuscht draußen bleiben, konnten Dominic Thiem und Stefanos Tsitsipas nich bei der Arbeit zusehen.
Andererseits: Für Patrick Mouratoglou findet sich immer ein Plätzchen. Der Star-Coach, TV-Experte, Akademie-Betreiber mischte sich Mitte des ersten Satzes unter die Zuschauer. Da hatte Thiem schon das erste Ausrufezeichen gesetzt: Mit einem Break im ersten Aufschlagspiel des Griechen, der ein wenig "tight" wirkte.
Dominic Thiem ist in Paris hingegen ein alter Hase, bei den beiden letzten Ausgaben stand er jeweils unter den letzten Vier. Bis zum 5:2 hatte der Österreicher keine Probleme, dann wackelte Thiem erstmals beim Aufschlag. Nach 40 Minuten und einer exquisiten Serve-and-Volley-Kombination hieß es dennoch 6:2 für den Favoriten.
Thiem mit besserem Start, Tsitsipas mit Comeback
Die letzte von drei Begegnungen 2018 hatte Thiem in Barcelona glatt in zwei Sätzen verloren. Mit Fortdauer des Matches in Roland Garros zeigte sich, warum. Tsitsipas´ Spiel zu lesen, ist nicht einfach. Wer den 19-Jährigen nicht permanent unter Druck setzt, gerät schnell selbst in die Bredouille.
Den zweiten Durchgang begann Tsitsipas jedenfalls solider, nutzte eine Breakchance zum 3:1. Coach Moouratglou hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder verabschiedet, dafür Kristina Mladenovic in der Thiem-Box zwischen Günter Bresnik und Physio Alex Stober Platz genommen.
Thiem gelang kein Comeback mehr, nach 75 Minuten hatte Tsitsipas ausgeglichen, kurz vor halb neun Uhr Ortszeit. Dunkle Wolken hatten sich über die Anlage geschoben, die Spieler gingen dennoch für den dritten Akt auf den Court.
Thiem schon in Lyon von Dunkelheit gestoppt
Thiem vergab im ersten Spiel drei Breakchancen, auch weil Tsitsipas immer offensiver wurde, nun selbst nach guten Aufschlägen den Weg ans Netz suchte. Der Finalist von Barcelona hatte ebenfalls eine Möglichkeit, die nun aber Thiem mit Nachdruck abwehrte. Im neunten Spiel schaffte es Thiem endlich wieder einmal, einen richtigen Akzent zu setzen - selbst Günter Bresnik sprang nach dem verwerteten Breakball zum 5:4 auf.
Nachdem der 24-jährige Lichtenwörther nach 2:07 Stunden zum Satzgewinn auserviert hatte, beendete Schiedsrichter Damien Dumusois allerdings den ersten Teil der Thiem-Tsitsipas-Affäre. Fortsetzung morgen.
Matches über zwei Tage sind für Dominic Thiem indes keine Neuheit: Erst letzte Woche in Lyon musste seine Partie gegen Guillermo Garcia Lopez abgebrochen werden. Der Österreicher entschied die Fortsetzung, und letztlich das gesamte Turnier, für sich.