"Ich versuche, mich ganz normal vorzubereiten. Wenn das Turnier vorbei ist, dann ist die Einzel-Karriere vorbei." Noch lässt sich Jürgen Melzer nicht anmerken, dass die aktuelle Woche eine spezielle sein wird.
Das 16. Antreten bei den Erste Bank Open für den 37-Jährigen soll ein würdiger Abschluss einer erfolgreichen Karriere sein. "Das wird erst einsinken, wenn ich Zeit habe, das Revue passieren zu lassen. Es wird sicherlich emotional werden."
Melzer: "Wer weiß, ob ich nächstes Jahr noch mitspielen kann"
Als Gründe für das Ende nennt Melzer einerseits seine Familie, der er mehr Aufmerksamkeit schenken will. Auf der anderen Seite spielt sein Körper nicht mehr so mit, wie er das möchte. "Ich habe mir die Entscheidung selbst nicht leicht gemacht und in mich hineingehört", erklärte er.
Dabei war es ihm wichtig, selbst darüber zu entscheiden, wann der passende Zeitpunkt für ein Karriereende gekommen ist. "Ich habe noch ein Niveau, wo ich absolut mitspielen kann. Wer weiß, ob das nächstes Jahr noch so ist", sagte Melzer.
Daher entschied er sich für Wien als Bühne seines letzten Einzel-Einsatzes. Jener Ort, an dem er 1999 sein erstes ATP-Match bestritt, und gegen den Deutschen Lars Burgsmüller in drei Sätzen auch gewann. Zwei seiner fünf ATP-Turniersiege feierte der Niederösterreicher auf den Hartplätzen Wiens, zu jener Zeit, als seine Karriere mit Platz acht im ATP-Ranking den absoluten Höhenflug erlebte.
Jürgen Melzer gegen Milos Raonic mit guten Erinnerungen
Auf der letzten Etappe wartet die kanadische Aufschlagmaschine Milos Raonic. "Es gibt einige Spieler, die ich lieber gehabt hätte", gab Melzer zu. "Gegen den bist du oft nur Passagier."
Doch trotz seiner deutlichen Außenseiterrolle weiß Melzer, dass er in seiner Karriere oftmals als guter Return-Spieler brillierte. In Memphis sorgte er vor sechs Jahren mit seinem Finalsieg über Raonic für seinen einzigen Turniererfolg in der 500er-Kategorie.
Selbst wenn Melzer am Montagabend in Wien den Kürzeren ziehen sollte, ist der Auftritt aber nur eine Zwischenlandung. Die Reise mit dem ATP-Zirkus geht weiter, Melzer will sich für die kommende Saison im Doppel in Stellung bringen.
In Wien bekam er dafür eine Wild Card mit Landsmann Philipp Oswald, der für 2019 selbst ohne Doppel-Partner da stand. Mit Max Mirnyi erreichte Oswald in der vergangenen Woche noch das Finale von Moskau, im kommenden Jahr will der Weißrusse aber selbst keine volle Saison mehr spielen.
"Ich freue mich drauf, mit dem Ossi zu spielen", sagte Melzer, der gute Resultate braucht, um im kommenden Jahr in die Raster von ATP-Events zu kommen. Nach Wien reisen die beiden daher auch noch zum Challenger in Bratislava, ehe die Saison beendet ist.
Jürgen Melzer: Karriere als Trainer denkbar
Für die Zeit nach dem Tennis kann sich Melzer eine Karriere als Trainer vorstellen. "Ich fände es schade, mein Know-How aus dem Tennis nicht zu verwenden", sagte er. "Man muss aber schauen, welche Angebote es gibt und welche Spieler welche Art der Unterstützung brauchen. Ich habe kein Problem damit, das im Rahmen des ÖTV zu machen."
In den letzten Monaten war Melzer auch immer wieder als Co-Kommentator beim ORF im Einsatz. Eine Tätigkeit, die Melzer gerne fortsetzen würde. "Das ist aber ein Hobby. Die Tätigkeit auf dem Platz reizt mich da aber mehr", stellte er klar.
Zunächst steht aber ein emotionaler Abschluss im Einzel auf dem Plan. Egal, wie lange die Woche für Melzer dauert, die Veranstalter in Wien werden ihn gebührend verabschieden.
Jürgen Melzer: Fünf Turniersiege auf der ATP-Tour
Jahr | Turnier | Belag |
2006 | Bukarest | Sandplatz |
2009 | Wien | Hartplatz/Indoors |
2010 | Wien | Hartplatz/Indoors |
2012 | Memphis | Hartplatz/Indoors |
2013 | Winston-Salem | Hartplatz/Outdoor |