Unfassbar, damit hätten wohl nur die kühnsten Optimisten gerechnet! Ohne Spitzenspieler Dominic Thiem und die etatmäßige Nummer zwei Gerald Melzer siegt das Team von Kapitän Stefan Koubek mit 3:1 in Russland.
Comebacker Jürgen Melzer schwang sich dabei zum Held von Moskau auf. Der legendäre Linkshänder, vor kurzem erst beim Challenger in Marbella nach neunmonatiger Verletzungspause auf die Tour zurückgekehrt, siegte im dritten Einzel mit 6:3, 3:6 und 6:3 gegen Evgeny Donskoy.
Melzer-Effekt bringt Österreich den Sieg
Zuvor hatte Melzer an der Seite von Philipp Oswald die Doppel-Finalisten der Miami Open, Andrey Rublev und Karen Khachanov, mit einer starken Vorstellung in zwei Sätzen bezwungen und Team Austria 2:1 in Front gebracht.
Gegen den russischen Youngster Rublev, die Nummer 35 im ATP-Ranking und einer aus der NextGen-Garde, hatte Debütant Dennis Novak (ATP-Nr. 195) mit seinem sensationellen Zweisatzsieg (7:6, 6:4) am Freitag für einen rot-weiß-roten Auftakt nach Maß gesorgt. Im Anschluss hatte auf dem Hardcourt in der Luzhniki Small Sports Arena Sebastian Ofner (ATP-Nr. 141) den Vergleich mit Daniil Medvedev (ATP-Nr. 49) klar mit 1:6, 2:6 verloren.
Der 36-jährige Dauerbrenner Melzer war von Kaptän Stefan Koubek als Edeljoker nominiert worden. Wie wichtig der ehemalige Top-Ten-Spieler auch im fortgeschrittenen Tennisalter noch für Österreich ist, dokumentierte er mit zwei großartigen Auftritten am Samstag. Im letztlich entscheidenden Einzel gegen Donskoy holte sich Melzer das richtungsweisende Break zum 4:2, das er nach 35 Minuten mit seinem ersten Satzball veredelte.
Melzer mobilisiert die letzten Kraftreseven
Im zweiten Durchgang meldete sich Donskoy zurück: Der 27-jährige Schützling von Youzhny-Lehrmeister Boris Sobkin, in der Weltrangliste 501 Plätze besser klassiert als Melzer, reichte ein Break zum Satzausgleich.
Der Tank bei Österreichs langjähriger Nummer eins war allerdings noch lange nicht leer. Melzer legte sein Kämpferherz auf den Hartplatz der kleinen Luzhniki-Arena und riss die Partie wieder an sich. Das bis dato einzige Duell der beiden hatte er bei den US Open 2013 in drei Sätzen verloren. Diesmal lief es umgekehrt: Während Khachanov auf der Bank wie ein Derwisch mit einem Suppenlöffel auf einen Kochtopf eintrommelte, blieb Melzer cool. Nach 1:48 Stunde verwandelte er seinen zweiten Matchball zum kaum für möglich gehaltenen Sieg.
Sollte Österreich das Play-off um den Aufstieg in die Weltgruppe (14. bis 16. September) gewinnen, würde die Alpenrepublik erstmals seit 2013 wieder in die Bel Etage des Davis Cup zurückkehren.