Parker wirft den Gastgeber raus

Philipp Dornhegge
18. September 201323:02
Tony Parker erzielte 27 Punkte gegen Slowenien - und ließ es ganz leicht aussehengetty
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Die Heim-EM ist für Slowenien beendet. Gegen Frankreich kassierte der Gastgeber eine 62:72-Niederlage und scheiterte damit im Viertelfinale. Genauso erging es Litauen vor zwei Jahren im eigenen Land. Topscorer der Partie war Tony Parker mit 27 Punkten.

SPOX

Der Spielmacher von den San Antonio Spurs zeigte einmal mehr eine überragende Leistung und stellte seinen direkten Gegenspieler Goran Dragic (18 Punkte, 6 Assists) klar in den Schatten.

Unterstützung in der Offense erhielt Parker vor allem von Nicolas Batum (14) und Boris Diaw (10), Alexis Ajinca (6 Punkte, 9 Rebounds) spielte famose Defense.

Neben Goran Dragic punkteten bei den Slowenen Bruder Zoran (12) und Bostjan Nachbar zweistellig.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Gastgeber aus Slowenien nehmen zu Beginn zwei Wechsel vor: Begic startet für Vidmar, Muric für Joksimovic. Dazu stehen Goran und Zoran Dragic sowie Nachbar auf dem Parkett.

Frankreich startet wie gewohnt mit Parker, Gelabale, Batum, Diaw und Ajinca.

2.: Wahnsinn, was für ein Auftakt! Zunächst zwei Fastbreaks, die Goran Dragic mit Traumpässen auf seinen Bruder Zoran abschließt. Danach packt Batum einen Wahnsinns-Putback-Slam aus. 4:2 Slowenien.

9.: Die Franzosen haben offensiv noch keinen Rhythmus gefunden, aber Petro holt drei Offensivrebounds in Folge. Und irgendwann bekommt Parker dann einen offenen Dreier - und trifft zum Ausgleich. 10:10.

11.: Lakovic ist abgezockt, aber Parker ist einfach noch abgezockter. Im Fastbreak ist der Spielmacher nicht zu halten, zieht das Foul und behält genug Kontrolle, um den Floater doch zu versenken. Dreipunktspiel, Frankreich mit 15:12 vorn.

17.: Die Franzosen schickten sich gerade an, die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen, da fasst sich Zoran Dragic ein Herz und punktet gegen den größeren Batum. Der begeht auch noch ein Foul, Dreipunktspiel zum 19:20.

20.: Zwischenzeitlich hatte Nachbar den Gastgeber wieder in Front gebracht, aber kurz vor der Pause schlägt noch mal Parker zu: Sein kurzer Jumper fällt, die Franzosen nehmen eine 26:24-Führung mit in die Halbzeit.

22.: Dragic ist geladen. Sein Team holt den Defensivrebound, der Spielmacher will den Fastbreak starten. Aber dann läuft ihn Blazic über den Haufen, Ajinca kommt angerauscht und erzwingt einen Sprungball. Klar geht das Duell gegen Dragic an den Franzosen, dummer Fehler von Blazic. Es steht übrigens 29:26 für Frankreich.

24.: Gelabale tippt Parkers Airball in den Korb, kurz darauf stopft Ajinca Diaws Fehlwurf durch die Reuse. Die Slowenien wirken rat- und ideenlos - und liegen erstmals zweistellig hinten. 36:26 Frankreich.

30.: Ui, der kann noch wichtig sein!!! Parker hatte wenige Sekunden vor Viertelende auf 50:42 für die Franzosen erhöht, doch die Slowenen bekommen den letzten Wurf. Blitzschnell überbrücken sie das Feld, Lorbek trifft aus großer Entfernung für drei! Alles noch drin.

35.: Balazic mit einem üblen Ballverlust, die Post geht ab. Batum steigt hoch, Dragic stellt sich in den Weg und begeht sein viertes Foul. Die Freiwürfe sitzen, danach trifft auch noch De Colo. Und plötzlich sind's wieder zehn Punkte, 59:49 Frankreich.

38.: So langsam verlieren die Slowenen endgültig den Mut. Lorbek verhaut einen Dunk, auf der anderen Seite Nachbar mit dem nächsten Foul gegen Diaw. In der Defense ist das einfach zu undiszipliniert, in der Offense glücklos. Frankreich führt 63:57.

39.: Entscheidung: Mieses Anspiel von Nachbar auf Dragic oder vielmehr Batum. Der zieht los und fliegt zum Dunking. 67:58 für Frankreich.

Der Star des Spiels: Tony Parker. Nach den jüngsten Auftritten der Gastgeber waren erste Stimmen laut geworden, dass Goran Dragic inzwischen ein besserer Spieler sei als Tony Parker. Weit gefehlt. Im direkten Duell zeigte der Franzose den Unterschied zwischen den beiden Akteuren gnadenlos auf.

Während Dragic strauchelte, spielte Parker gleich mehrere Slowenen auf einmal schwindlig, war zudem umsichtiger Spielmacher und hielt sich defensiv mehr als wacker. Am Ende war der Superstar mit 27 Punkten selbstredend Topscorer.

Der Flop des Spiels: Sloweniens Big Men. Coach Maljkovic entschied sich vor der Partie für Mirza Begic statt Gasper Vidmar als Starter, doch am Ende konnte weder der eine noch der andere überzeugen.

Trotz ihrer insgesamt 13 Rebounds gestatteten sie ihren Gegenspielern immer wieder, sich die Abpraller zu holen (insgesamt 17 Offensivrebounds). Und offensiv spielten beide überhaupt keine Rolle. Zusammen schossen sie 1/9 aus dem Feld und kamen auf 2 Punkte.

Analyse: Spiele der Slowenen sind bei dieser EM einfach etwas Besonderes. Während bei vielen Partien Totengräberstimmung herrscht, kocht die Arena, wenn der Gastgeber aufläuft. So auch beim Duell mit den Franzosen, dem ersten K.o.-Spiel Sloweniens.

Und diese ekstatische Atmosphäre nutzte der Hausherr, angeführt von den Dragic-Brüdern Goran und Zoran, zu einem klasse Start. Slowenien lag früh leicht vorn und kam vor allem immer wieder ins Laufen, was wiederum weitere Gefühlsausbrüche auf den Rängen zur Folge hatte.

Doch die Franzosen bewahrten einen kühlen Kopf, verteidigten zumindest im Halbfeld aggressiv und gestatteten dem Gegner in der ersten Hälfte nur einen Erfolg von der Dreierlinie (1/13).

Und weil vorne Parker wie immer die Fäden zog, hielt Frankreich die Partie völlig offen. Und übernahm eingangs des dritten Viertels sogar die Kontrolle, weil Slowenien offensiv jetzt gar nichts mehr einfiel. Die Dreier fielen nicht, in der Zone gab es keine Lücken gegen den defensivstarken Alexis Ajinca.

Als Les Bleus erstmals mit zehn Punkten führten, schien Slowenien in großen Schwierigkeiten zu sein. Aber plötzlich nagelten Jaka Blazic (2) und Bostjan Nachbar drei Distanzwürfe in kurzer Folge rein, sofort war das Publikum wieder im Spiel. Das gleiche Spiel wiederholte sich eingangs des vierten Viertels.

Aber irgendwann war die Energie für derartige Comebacks eben doch aufgebraucht, zumal sich die Slowenen hinten das Leben mit leichten Fouls und schwacher Reboundarbeit immer wieder selbst schwer machten. Parker war nicht zu stoppen, aber selbst gegen Diaw und Co. stimmte die Beinarbeit eben nicht.

Das Publikum erkannte kurz vor Schluss die Zeichen der Zeit und verstummte, jubelte der Mannschaft nach dem endgültigen Aus aber doch wieder zu. Denn eins kann man Sloweniens Nationalteam nicht vorwerfen: Dass sie sich nicht für den Erfolg zerrissen hätten.

Es sollte gegen abgezockte Franzosen nur einfach nicht sein. Parker und Co. treffen jetzt auf Spanien.

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