Er selbst bezeichnet sich als Klugscheißer. Andere sehen in ihm den Bundestrainer der Zukunft. Ulms Erfolgscoach Throsten Leibenath (39) über sein Babyface, die Aura des jungen Dirk Bauermann und seinen ungewöhnlichen Weg an die Spitze.
SPOX: Sie bezeichneten sich selbst vor einigen Jahren in der "Südwest Presse" als Grammatik-"Klugscheißer", der den Gesprächspartner auf sprachliche Fehler hinweist. Haben Sie das Rechthaberische mittlerweile abgelegt?
Thorsten Leibenath: Ich weiß, dass es nicht wirklich sympathisch macht und ich bekomme das von der Familie und den Freunden häufig vorgehalten. Dennoch kann ich nicht aus meiner Haut. Ich finde es fast schon charmant, die Leute zu unterrichten, wenn es um Sprache geht. Egal in welcher Region, ob jetzt Schwabenländle, Hessen oder Niedersachsen, sagen die Leute als Entschuldigung: "Das ist bei uns einfach so!" Ich behaupte, dass es Bequemlichkeit ist. Jeder weiß, wie der Genitiv geht, und es ist doch viel schneller und damit logischer zu sagen "Dieters Frau" statt "Dem Dieter seine Frau".
SPOX: Woher kommt das Pedantische? Haben Sie den Deutsch-Leistungskurs in der Schule belegt? Oder hatten unerfüllte Schriftsteller-Ambitionen?
Leibenath: Weder noch. Ich war zwar zu meiner Co-Trainer-Tätigkeit in Lich parallel als Basketball-Journalist für die Lokalzeitung tätig, das war es aber schon. Ich weiß sogar noch, dass ich als Schüler von einem Deutschlehrer irgendwann eine Fünf bekommen habe. Ich kann die Pedanterie also nicht begründen, irgendwie habe ich mir eine Klugscheißer-Mentalität angeeignet.
SPOX: Berichtigen Sie ebenfalls Ihre Spieler, wenn diese den Genitiv nicht korrekt bilden?
Leibenath: Weniger die Grammatik, eher was die Manieren anbelangt. Ich kritisiere Sie, wenn sie es nicht schaffen, "Wie Bitte?" oder "Pardon me?" zu sagen. Diese Lektion lasse ich regelmäßig wiederholen und bei einigen hatte ich sogar Erfolg. Ich weiß allerdings nicht, ob sie die Beweggründe wirklich nachvollziehen können, oder sie es einfach nur machen, weil sie von mir so genervt sind. (lacht)
SPOX: Was sagt das über Sie als Basketball-Trainer aus?
Leibenath: Es geht darum, den gegenseitigen Respekt zu wahren, denn Höflichkeit und Freundlichkeit schaden nie. Wenn ich mit einer höflichen Floskel oder einem kurzen Lächeln meinem Gegenüber ein gutes Gefühl geben kann, sollte ich es machen. Es ist nicht zu viel verlangt, "Wie bitte?" statt "Hä?" zu fragen. Das fordere ich von meinen Spielern untereinander ein und das erwarte ich im Umgang mit Fans, Sponsoren und Vorgesetzten. Es sind Dinge, die nicht so schwer umzusetzen sind, dafür aber eine große Wirkung ausüben können.
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SPOX: Wie passen Höflichkeit und Freundlichkeit zum vermeintlich so toughen Basketball? Muss man nicht mehr eine Drecksau als ein Gentleman sein?
Leibenath: Ich kann mich gut an einen Kommentator erinnern, der sich nicht vorstellen konnte, dass ich irgendwann autoritär an der Seitenlinie Anweisungen geben könnte, weil ich ja so nett wäre. Dabei ist das kein Widerspruch. Natürlich kann man nicht immer lächelnd durch die Weltgeschichte spazieren und es gibt Phasen, in denen man viel zu fokussiert ist und seine hart erkämpfte Position schützen muss, bevor man klein beigibt. Aber alles zu seiner Zeit.
SPOX: Stört es Sie, dass Sie wegen derlei Aussagen in der Branche als Players Coach gelten? Oder sind Sie womöglich sogar stolz, ein Players Coach zu sein?
Leibenath: Die überstehende Frage eines jeden Trainers lautet: Wie kann man seine Spieler motivieren? Wie bekommt man einen Spieler dazu, alles zu geben? Um das zu beantworten, gibt es ganz verschiedene Methoden, die jede für sich eine Gültigkeit besitzt. Ich bin überzeugt von der Methode, dass über Lob und positive Verstärkung mehr aus jemandem herauszuholen ist als über negativen Druck, Zwang und Bedrohung. Es ist sinnvoller, einem Spieler zu sagen: "Was du im dritten Viertel gezeigt hast, war super. Jetzt arbeite daran, dass du es nächstes Mal in zwei von vier Vierteln zeigst", statt permanent alle Fehler vorzubeten. Von daher lasse ich mich meinetwegen als Players Coach bezeichnen, wenn es bedeutet, dass ich mit positiver Verstärkung arbeite.
SPOX: Der Begriff des Players Coach ist im Basketball häufig abwertend konnotiert.
Leibenath: Ich kann hart sein und jeder in Ulm weiß, dass ich laut werde, wenn es sein muss. Entscheidend ist, wann der Punkt des Respekts aufhört. Ich versuche explizit, Situationen zu vermeiden, in denen jemand entblößt wird. Wenn ich richtig sauer auf einen Spieler bin, hört er es eher in einem Vier-Augen-Gespräch als vor der gesamten Mannschaft. Mir gelingt es nicht immer, dennoch bemühe ich mich, meine Ausbrüche während eines Spiels auf ein Minimum zu reduzieren, weil sonst 6000 Zuschauer sehen, wie ein Spieler ordentlich angefahren wird und der Spieler sich in seiner Ehre gekränkt fühlt. Das würde die Respektebene angreifen. Wenn ich einem Spieler keinen Respekt zolle, wird es schwierig, von dem Spieler Respekt einzufordern.
SPOX: Es gibt Gegenbelege: Dusko Ivanovic, Tibor Pleiß' Ex-Trainer in Vitoria, war mit seiner fast schon diktatorischen, erniedrigenden Art des Coachings lange sehr erfolgreich. Ähnlich im Fußball Felix Magath.
Leibenath: Ich bin weit davon entfernt zu behaupten, dass mein Weg der einzig richtige ist. Ich weiß es nicht. Ich bin nur überzeugt, dass meine Methode zu meiner Persönlichkeit am besten passt, um meine Botschaft authentisch rüberzubringen. Zur selben Zeit bin ich großer Fan von Felix Magath. Er beeindruckt mich. Ich habe nicht das Gefühl, dass ihn alle Spieler als den gnadenlosen Schleifer wahrnahmen. Im Buch von Johannes Herber spricht er sich beispielsweise klar für den Typus Trainer aus, der hart ist und eine klare Linie vorgibt, und den Typus Players Coach etwas despektierlich betrachtet. Daher traue ich es mir zu, nicht alles, aber Elemente von Felix Magath zu übernehmen. Ich würde gerne ein Stück von ihm kopieren.
SPOX: Im deutschen Fußball ist Magath allerdings schwer vermittelbar.
Leibenath: Diesen Typus gibt es in der Tat immer weniger und weniger. Das hängt damit zusammen, dass heute viele Spieler vielleicht angepasster sind als früher, zugleich jedoch von ihren Vorgesetzten überzeugt werden möchten. Ein "Friss oder stirb!" reicht nicht mehr. Daher werden Magath oder Ivanovic nicht mehr so akzeptiert wie Thomas Tuchel oder Jürgen Klopp. Als Trainer muss man mit der Zeit gehen und die Spieler argumentativ abholen und auf seine Seite ziehen, um das Bestmögliche zu erreichen. Ich spreche die Vernunft eines Spielers an, wenn ich sage: "Dein individuelles Interesse überschneidet sich haargenau mit dem mannschaftlichen Interesse. Wenn du das und das investierst, hat das Team Erfolg und wir helfen dir, einen besseren Vertrag zu bekommen."
SPOX: Überschneiden sich die Interessen eines Trainers und eines Spielers wirklich immer haargenau? Muss ein Trainer nicht manchmal symbolisch Entscheidungen treffen, die dem Kollektiv nützen und den Einzelnen schaden?
Leibenath: Es stimmt, im Basketball sind symbolische Gesten wichtig. Ich als gebürtiger Leverkusener war damals als 14-, 15-Jähriger immer in der Halle, als Bayer die extrem erfolgreiche Phase unter Dirk Bauermann hatte. Und ich nahm es sehr bewusst wahr, wie Dirk Bauermann manchmal die komplette erste Fünf auswechselte, wenn es nicht lief, und alle Zuschauer johlten. Dann mussten Clinton Wheeler und Kannard Johnson auf die Bank und für sie kamen Heimo Förster oder Moritz Kleine-Brockoff rein, die unter dem Jubel der Fans für zwei Minuten Energie brachten und prompt wieder ausgewechselt wurden. Das hatte eine symbolische Wirkung. Es bleibt aber ein schmaler Grat. Ich habe an so etwas auch schon gedacht, wobei ich mich in drei Jahren Ulm immer dagegen entschieden habe, weil so ein radikaler Wechsel größere Auswirkungen haben kann als nur fünf neue Spieler auf den Court zu schicken. Mit so einer Aktion kann man die ausgewechselten Spieler verlieren, weil sie sich zur Schau gestellt fühlen.
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SPOX: Sie waren dennoch von Bauermanns Arbeit so fasziniert, dass Sie sich dem Basketball verschrieben haben?
Leibenath: Es fing damals als Neunjähriger an: Ich suchte nach der richtigen Sportart für mich und meine Schwester, die mit den frisch gekürten Nationalspielern Detlef Schrempf und Uwe Brauer in eine Klasse ging, empfahl mir Basketball. So landete ich in der Schnupperstunde des Sport- und Bäderamtes Leverkusen - und das unter Anleitung von Achim Kuczmann, dem späteren Cheftrainer von Leverkusen und Assistenztrainer der Nationalmannschaft. Er hatte damals schon den Bart und die weißen Socken. (lacht) So landete ich im Bayer-Nachwuchs, mit dem wir in der B-Jugend Deutscher Meister wurden. Wir waren nicht die talentiertesten Spieler, dafür als Kollektiv unglaublich stark, so dass wir im Jahr darauf als jüngerer Jahrgang sogar das A-Jugend-Finale erreicht haben. Wir haben zwar gegen Lichterfelde mit Ademola Okulaja und Co. verloren, trotzdem hatte ich Ambitionen, es bei den Profis zu schaffen. Bis zum Gespräch mit Dirk Bauermann. Er sagte es durchaus charmant und doch deutlich, dass es nicht reicht für ganz oben. Daher wechselte ich nach Lich in die zweite Liga und versuchte es drei Jahre, letztendlich war ich auch auf diesem Niveau nicht gut genug. Daher wusste ich mit 21 Jahren, dass ich mich auf die Trainerlaufbahn konzentrieren will. Ohnehin hatte ich es mir als 16-Jähriger schon das Ziel formuliert, dass es mich irgendwann zum Coaching zieht.
SPOX: Mit Bauermann als Vorbild?
Leibenath: Er war sehr prägend. Ich erlebte die sieben Topjahre in Leverkusen hautnah mit, die sieben Meisterschaften, die Wahnsinnsabende im Europapokal der Landesmeister gegen die ganz Großen. Ich saß auf den Zuschauerrängen und beobachtete genau, wie sich Dirk Bauermann bewegt, welche Gesten er nutzt, wann er welche Entscheidungen trifft. Mit der Zeit vermischen sich allerdings die Einflüsse. Basketball-taktisch spielte mit den Jahren vor allem Stefan Koch eine große Rolle in meiner Entwicklung.
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SPOX: Ähnlich wie Koch erlebten Sie Ihre Trainer-Anfänge im hessischen Lich. Wie kann man sich Ihr damaliges Leben vorstellen?
Leibenath: Nicht viel anders als bei jedem normalen Studenten in der Provinz. Ich besaß ein bisschen Geld, weil ich noch nebenbei Basketball spielte, doch im ersten Jahr in Lich musste ich von den Eltern finanziell unterstützt werden, sonst hätte es nicht gereicht. Dort machte ich mein Abitur fertig und begann dann in Gießen das BWL-Studium, bis ich es schmiss und eine Ausbildung als Industriekaufmann durchzog, damit ich in kürzerer Zeit etwas Vernünftiges in der Hand habe. Ich wollte mich und meine Eltern beruhigen, obwohl schon feststand, dass ich alles auf die Karte Basketball-Trainer setze.
SPOX: Ungewöhnlich für die Zeit.
Leibenath: Heutzutage gibt es tolle Trainer-Ausbildungen. Damals hatte man nur zwei Chancen für den Einstieg: Entweder du warst ein super Spieler. Oder du studierst Sport auf Lehramt und machst das Coaching in der Freizeit. Die erste Option fiel aus, und die zweite Option war mir nicht konsequent genug. Ich wusste: Wenn ich das Coaching nur nebenbei betreibe, werde ich nie meine Ziele erreichen, daher gab ich Vollgas und hatte dazu viel Glück. Mit 23 wurde ich Profi-Trainer, mit 24 machte ich als damals Jüngster aller Zeiten die A-Lizenz und landete als Assistenzcoach von Gießen in der Bundesliga.
SPOX: Sie gingen daraufhin nach Schottland, kehrten als Heachcoach nach Gießen zurück und wurden 2008 als erst 33-Jähriger überraschend von den bereits damals ambitionierten Artland Dragons verpflichtet. In Quakenbrück erlebten Sie den ersten großen Rückschlag. Wie erinnern Sie sich an die zwei Saisons?
Leibenath: Es gibt kein Herumreden: Wir verpassten in beiden Saisons die Playoffs. International lief es ordentlich, aber wegen des Abschneidens in der BBL kann ich mit dem Urteil leben, dass es ein Misserfolg war. Es hatte jedoch etwas Gutes: Nach dieser Zeit hinterfragte ich mich, warum es nicht funktioniert hatte - und ärgerte mich über mich selbst. Obwohl es nicht authentisch war, versuchte ich, mit der Peitsche zu arbeiten und so das Ziel zu erreichen. Jetzt weiß ich: Wenn ich erfolgreich sein will, muss ich das so machen, wie ich es für richtig halte. Ich darf nicht versuchen, mich komplett wie Magath zu geben. Daher habe ich mich in Ulm darauf besonnen, wer ich wirklich bin, und mich weniger von der Seite beeinflussen lassen.
SPOX: Ihre Tätigkeit in Ulm ist eine einzige Erfolgsstory: Sie erreichten 2012 das BBL-Finale und 2013 das Pokal-Finale. Diese Saison standen sie erneut im Pokal-Finale und zogen souverän in die Playoffs ein und sorgten im Eurocup mit dem Achtelfinal-Einzug für Aufsehen. Dabei hatten im vergangenen Sommer der zweimalige MVP John Bryant und Ex-NBA-Profi Allan Ray den Klub verlassen. Trotzdem war im Umfeld eine gewisse Unzufriedenheit zu vernehmen. Warum?
Leibenath: Vor dieser Saison wurde selbst von außen gesagt, dass es ein Übergangsjahr wird und der Playoff-Einzug nicht selbstverständlich wäre. Und doch waren einige enttäuscht, dass wir "nur" Sechster wurden und gegen Alba Berlin ausschieden. Im Endeffekt war es eine gute Saison. Wir verloren nicht nur John und Allan, sondern auch gestandene Spieler wie Dane Watts. Laut Finanz-Rangliste liegen wir auf Platz sechs oder sieben, genau da landeten wir. Unser Anspruch bleibt, die Mannschaften hinter uns zu distanzieren und die Großen zu ärgern.
SPOX: Nur ärgern? Von den großen Klubs schwächelt gerade Bamberg, welches den Komplettumbruch bewältigen muss.
Leibenath: Wie immer es bei der Konkurrenz aussieht: Auf Dauer ist es nicht möglich, mit weniger Geld das umzusetzen, was andere mit mehr Geld schaffen. Aber hin und wieder wird uns das gelingen, weil die Struktur in Ulm besser ist als an vielen anderen Standorten. Und weil wir mutiger sind und auf junge deutsche Spieler setzen. Daniel Theis und Per Günther sind gute Beispiele, davor waren es Robin Benzing oder Konrad Wysocki. Wir waren der Vorreiter für Mannschaften wie Frankfurt und Trier.
SPOX: Bayern, Bamberg und Berlin liefern sich einen harten Wettstreit um deutsche Talente. Wo bleibt Ulm?
Leibenath: Es mag arrogant klingen, doch es gibt keinen besseren Verein für ein deutsches Talent als uns. Das Gesamtkonstrukt inklusive der ProB-Mannschaft passt. Wir spielen auf einem sehr hohen Niveau, waren zuletzt immer in den Playoffs und damit ist die Chance sehr hoch, jedes Jahr europäisch vertreten zu sein und damit den Talenten mehr Spielanteile zu geben. Bei uns bekommt ein 19-, 20-Jähriger seine 20 Minuten pro Spiel, bei den Euroleague-Teams sind es 5 bis 10 Minuten. Und wenn wir die Hauptrunde nicht als Erster oder Zweiter beenden, gibt es keine Panik. Sollten wir schlechter abschneiden als geplant, sagt der Klub um Geschäftsführer Dr. Thomas Stoll, dass wir weiter die Jungen pushen sollen und die Konsequenzen gemeinsam tragen.
SPOX: Nach Meinung vieler haben Sie in Ulm bereits das Maximum erreicht. Wie soll in Ihrem eigenen Karriereplan der nächste Schritt aussehen?
Leibenath: Ich wünsche mir, dass der nächste Schritt mit Ulm gelingt.
SPOX: Das kann nur die deutsche Meisterschaft oder die Teilnahme an der Euroleague bedeuten.
Leibenath: Ich fände es toll, wenn wir den Ulmer Fans einen Titel, welchen auch immer, präsentieren können. Und ich habe den Wunsch, irgendwann in der Euroleague zu coachen. Das ebenfalls gerne mit Ulm. Diese Ziele sind die Motivation für mich und es liegt im Bereich des Möglichen, wenn man sich vor Augen hält, welche herausragende Entwicklung der Verein in den letzten Jahren genommen hat. Als ich hierherkam, hatten wir ein Budget von drei Millionen Euro. Zwei Jahre später sind wir bei 5,25 Millionen Euro. Warum sollten also mittelfristig nicht sieben Millionen Euro möglich sein?
SPOX: Weil bei den laufenden TV-Rechteverhandlungen keine großen Mehrerlöse für die Klubs zu erwarten sind und Ulm bereits über eine neue Arena verfügt, so dass da ebenfalls kein großer Wachstum möglich ist?
Leibenath: Das ist die entscheidende Frage. Der TV-Vertrag ist ein wichtiges Element. Da setze ich auf die Weitsicht der Verantwortlichen, dass sie keinen Fünf-Jahres-Deal eingehen, wenn die Gesamtsumme nicht so hoch ist. Denn ich glaube, dass die BBL als Ganzes in einigen Jahren eine bessere Verhandlungsposition besitzt. Basketball wird Handball und Eishockey den Rang ablaufen beim Interesse der Fans und vor allem der Sponsoren. Ein BBL-Klub wird es zukünftig einfacher haben, nicht nur regionale, sondern nationale Sponsoren zu generieren, so dass neue Einnahmen entstehen, ohne dass fünf neue Hallen gebaut werden müssen. Dazu setze ich auf den Internet-Boom im Basketball: Wenn sich Vereine klug selbst vermarkten und die Live-Streams nutzen, könnte sich einiges bewegen.
SPOX: Als Hinkefuß des deutschen Basketballs wird die Nationalmannschaft ausgemacht, nachdem das DBB-Team bei der EM 2013 enttäuschte und eine lähmende Trainerdiskussion entstand.
Leibenath: Ich bin überzeugt, dass Deutschland mit all diesen Talenten eine sehr ordentliche Rolle unter den besten Acht in Europa spielen sollte. Mal könnte der vierte Platz rausspringen, mal der siebte Platz. Die Top 8 müssen mit dieser Generation der Anspruch sein. Und nach meinem Eindruck ist es auch das Selbstverständnis der Spieler.
SPOX: Für diesen Sommer, bei der Qualifikation zur EM 2015, springt Emir Mutapcic auf Zwei-Monate-Basis als Bundestrainer ein. Wenn es um eine langfristige Lösung geht, wird immer wieder Ihr Name genannt. Was halten Sie von den Gerüchten?
Leibenath: Ich würde die Gegenfrage stellen: Was lässt diese Leute zu dieser Meinung kommen, dass ich der Richtige sein könnte? Nur weil ich die deutsche Staatsbürgerschaft besitze, macht es mich nicht automatisch zu einem besseren Kandidaten als einen Slowenen oder Spanier. Entscheidend sollte die Kompetenz sein. Wenn man mir das nachsagt und mir so eine große Aufgabe zugetraut wird, freut es mich.
SPOX: Nach der Entlassung in Bamberg wird zudem über Chris Fleming als neuer Bundestrainer spekuliert.
Leibenath: Ich absolvierte vor meiner Zeit in Ulm bei einigen Klubs Hospitanzen: Bei Fenerbahce Istanbul unter Neven Spahija, bei Armani Mailand unter Piero Bucci - und eben bei Bamberg unter Chris Fleming. Und ich muss sagen: Mit Abstand habe ich das meiste bei Chris gelernt. Ohne Wenn und Aber ist er der beste Trainer Deutschlands und wenn wir über das Amt des Bundestrainers sprechen, könnte es ja auch ein Amerikaner werden.
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