Amateurboxer planen eigene Wettkampfserie

SPOX
01. November 200915:04
Ronny Beblik (l.) begrüßt die Pläne der AIBAsid
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Der Box-Weltverband AIBA plant eine eigene Wettkampfserie, um den Aderlass der Amateurboxer in den Profisport zu stoppen. Auch eine deutsche Mannschaft soll in den Ring steigen.

Am Wochenende kämpfen die deutschen Amateurboxer in Berlin zum 87. Mal um nationale Meistertitel, doch wie so oft nimmt davon kaum jemand Notiz.

Das Amateurboxen leidet nicht nur hierzulande in der öffentlichen Wahrnehmung an akuter Bedeutungslosigkeit, weshalb die guten Boxer meist schon beim erstbesten Angebot zu den Profis flüchten.

Darum plant der Weltverband AIBA nun eine revolutionäre Wettkampfserie, bei der auch Deutschland mitmischen will.

"Ich untersütze die Serie"

"Ich unterstütze die neue Serie in vollem Umfang. Ich sehe das als einzige Möglichkeit, die Jungs bei uns zu behalten", sagte Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV).

Er wolle unbedingt mit einem deutschen Team dabei sein, sollte tatsächlich wie geplant der Startschuss für das ehrgeizige Projekt im November 2010 fallen.

In der "World Series of Boxing" sollen zwölf Teams mit jeweils bis zu 20 Boxern in fünf ausgewählten Gewichtsklassen jährlich über fünf Monate einen Einzel- und einen Team-Champion ermitteln. Gekämpft wird unter Profibedingungen im 10:9-Wertungssystem, über fünfmal drei Minuten, ohne Kopfschutz und Shirt.

Festes Grundgehalt finanziert durch TV-Gelder

Der Reiz an der Sache: Alle teilnehmenden Athleten sollen Drei-Jahres-Verträge mit einem festen Grundgehalt bekommen. Das soll durch TV-Gelder refinanziert werden. Dafür zuständig ist Sportrechte-Vermarkter IMG.

In Asien stehen bereits vier Länder als Standorte fest, auch in den USA und Kanada haben sich Teams angemeldet.

Für Europa sind London und Moskau fest eingeplant. Es gibt Bestrebungen, auch eine deutsche Mannschaft an den Start zu schicken.

"Wollen einen Weg aufzeigen"

"Wir wollen den olympischen Boxern mit dieser Liga einen Weg aufzeigen, wie sie Geld verdienen können, ohne durch den Wechsel ins Profilager den Traum von Olympia aufgeben zu müssen", sagte Mirko Wolf. Der ehemalige deutsche Boxmeister ist bei der AIBA mit der Akquirierung der europäischen Standorte beschäftigt.

Die Profi-Boxställe sehen die Entwicklung gelassen.

"Die Serie ist für uns keine Konkurrenz. Wir verkaufen Namen, die verkaufen eine Turnierform", sagte Hagen Doering von Sauerland Event, der den Erfolg der Serie anzweifelt: "Wen wollen sie mit Ausnahme der speziellen Boxfans damit hinter dem Ofen hervorlocken?"

Jack Culcay-Keth wohl nicht mehr umzustimmen

Bei den Sportlern kommt der Plan dagegen sehr gut an. "Es ist mal etwas anderes. Es geht darum, mehr Medienwirksamkeit zu erreichen", sagte der WM-Dritte Ronny Beblik aus Chemnitz, der in Berlin seinen Titel im Fliegengewicht erfolgreich verteidigte.

Weltergewichts-Weltmeister Jack Culcay-Keth verzichtete auf den Start in Berlin.

Der Darmstädter, eigentlich die größte deutsche Medaillenhoffnung für Olympia 2012 in London, steht vor einem Wechsel zu den Profis. Auch die Aussicht auf die neue Serie kann den 24-Jährigen wohl nicht mehr umstimmen.

"Man muss davon ausgehen, dass er uns verlassen wird", sagte Kyas.

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