Am Samstag muss Wladimir Klitschko seinen WM-Titel gegen Mariusz Wach verteidigen (22.45 Uhr im LIVE-Ticker). Im Vorfeld des Kampfes spricht Axel Schulz über den Tod von Emanuel Steward, die Herausforderung von Marco Huck und ein mögliches Box-Highlight.
SPOX: Herr Schulz, Wladimir Klitschko bereitet sich derzeit unter traurigen Umständen auf seinen Kampf gegen Mariusz Wach vor. Emanuel Steward, sein langjähriger Trainer ist vor zwei Wochen gestorben.
Axel Schulz: Das war auch für mich eine ganz, ganz traurige Nachricht. Er ist ein großer Verlust für den Boxsport. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass Wladimir den Kampf absagt. Aber er zieht es offenbar durch.
SPOX: Welchen Einfluss kann ein solcher Schicksalsschlag auf einen Boxer haben?
Schulz: So was bleibt immer im Hinterkopf, auch im Ring. Umso mehr ziehe ich vor Wladimir den Hut. Da gehört schon einiges dazu. Er kämpft nun vor allem zu Ehren von Emanuel Steward. Ich hoffe wirklich, dass er den Kampf gut über die Runden bekommt. Trotzdem muss man erst mal mit der neuen Situation fertig werden.
SPOX: Steward gilt als einer der besten Trainer aller Zeiten. Was machte ihn so besonders?
Schulz: Seine größte Qualität war wohl, direkt auf die Leute einzugehen. Er konnte dich und die Taktik während eines Kampfes umstellen, wenn etwas nicht so gelaufen ist wie geplant. Das war wirklich eine seltene Gabe, sich auf neue Umstände einzustellen.
SPOX: Wie wichtig ist denn die Beziehung zum Trainer für einen Boxer überhaupt?
Schulz: Das ist eine ganz besondere Beziehung. Dein Trainer kennt dich am besten. Du verstehst dich blind mit ihm. Da reicht meistens nur ein Augenkontakt, und der andere weiß, was los ist.
SPOX: Zum Beispiel nach einer schlechten Runde?
Schulz: Genau. Wenn du in die Ecke kommst und er verdreht die Augen. Dann denkst du nur: "Mein Gott, was hab ich hier wieder für eine Scheiße abgeliefert? Jetzt muss er mich wieder aufbauen."
SPOX: Obwohl der Kampf gegen Wach erst am Samstag stattfindet, wird bereits über Klitschkos nächsten Gegner spekuliert. Vor allem der Name Marco Huck, der am letzten Wochenende seinen Titel gegen Firat Arslan verteidigte, fällt immer wieder.
Schulz: Das war ein enttäuschender Auftritt von Huck. Arslan hat allerdings auch einen super Kampf gezeigt. Das hätte ich nicht erwartet. Ob die Entscheidung der Punktrichter vor allem in der Höhe in Ordnung geht, ist natürlich die große Frage. Es war zumindest nicht gut, dass man den Heimvorteil so gnadenlos ausgenutzt und durchgezogen hat.
SPOX: Bekommt Huck in naher Zukunft die Chance, gegen Klitschko zu boxen?
Schulz: Schwer zu sagen. In der Gunst der Zuschauer hat er sich natürlich nach oben katapultiert, als er ganz offen gesagt hat, dass er Schwergewichtsweltmeister werden will. Und es hat ja auch fast geklappt. Der Kampf gegen Powetkin war klasse. Für mich lag er auch vorne. Aber am Ende zählt eben vor allem das Ergebnis.
SPOX: Aber wäre Huck nach den zuletzt enttäuschenden Leistungen für Klitschko überhaupt eine echte Herausforderung?
Schulz: Sollte der Kampf wirklich kommen, muss Huck erst mal ein paar Kilo drauflegen. Acht Kilo reine Muskelmasse dürften bei ihm schon noch nötig sein. Ansonsten braucht er gegen Klitschko gar nicht erst antreten.
SPOX: Wäre es für Huck nicht doch sinnvoller, dem Cruisergewicht treu zu bleiben? Immerhin ist er in dieser Gewichtsklasse Weltmeister.
Schulz: Das muss er selbst entscheiden. Das ist vor allem eine Frage des Kopfes. Er muss voll bei der Sache sein, sonst kommt so was heraus wie gegen Arslan. Dementsprechend ist es blöd, wenn er sich jetzt schon damit beschäftigt, was irgendwann einmal ein Thema werden könnte.
SPOX: Das absolute Box-Highlight könnte der Kampf Witali Klitschko gegen David Haye werden. Für Witali könnte es das krönende Ende einer langen Karriere sein. Könnte Haye dem älteren Klitschko gefährlich werden?
Schulz: Das wäre ein Kampf, auf den ich mich richtig freuen würde. So hätte man den bestmöglichen Überkreuzvergleich zwischen den beiden Klitschkos. Wladimir hat ihn 2011 auseinandergenommen, auch wenn Haye es danach auf seinen gebrochenen Zeh geschoben hat. Das war natürlich totaler Quatsch. Wenn Witali nun auch gegen ihn boxen würde, könnte man vielleicht erahnen, wer der bessere Boxer ist. Ein direktes Duell wird es ja leider nie geben.
SPOX: Würde Sie es eigentlich auch reizen, noch mal in den Ring zu steigen? Sie scheinen gut in Form zu sein. Außerdem planen Graciano Rocchigiani und Dariusz Michalczewski auch gerade ihre Comebacks.
Schulz: Nein, danke! Ich habe oft genug aufs Maul bekommen. Ich brauche das nicht mehr. (lacht)
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