Mikkel Kessler aus dem Sauerland-Boxstall steht vor seinem zweiten Kampf im Super-Six-Turnier mit dem Rücken zur Wand. Die überraschende Niederlage im ersten Gefecht setzt den Dänen unter Druck. Gegen den Briten Carl Froch muss er unbedingt gewinnen, um seine Chancen auf das Halbfinale zu wahren.
Mikkel Kessler braucht bei seinem Heimspiel im dänischen Herning am Samstag unbedingt ein Erfolgserlebnis, um seine Niederlage zum Auftakt des Super-Six-Turniers gegen den US-Amerikaner Andre Ward wieder gut zu machen.
Als Favorit in das Turnier gestartet, lief es schon gegen den "Sohn Gottes" nicht wie geplant. Kessler und Konsorten witterten anschließend eine Verschwörung.
Das Ziel der Anfeindungen: der Ringrichter. Nach einigen unkontrollierten Kopfstößen von Ward, erlitt der Viking Warrior eine Platzwunde im Gesicht. Folge: Der Unparteiische brach den Kampf ab, weil er die Gesichtsverletzungen als zu gravierend einschätzte.
Kessler war sauer, blickt im Nachhinein aber auch selbstkritisch zurück: "Gegen Ward hatte ich einen schlechten Tag". Im Hinblick auf die kommenden Kämpfe zieht der 31-Jährige sogar etwas Positives aus dem Pleite: "Das Turnier wird jetzt noch spannender. Ich wollte sowieso nicht der Favorit sein."
Froch kommt ungeschlagen
Kesslers Gegner im zweiten Kampf des Super-Six-Turniers wird der Brite Carl Froch (26-0-0) sein. Froch ist WBC-Champion und kann eine makellose Bilanz vorweisen, die er in seinem ersten Kampf im Oktober gegen den US-Amerikaner Andre Dirrell auf 26 Siege ausbauen konnte.
Damals setzt er sich knapp nach Punkten mit 2:1 durch und strotzt vor seinem zweiten Kampf vor Selbstvertrauen.
Der Brite belegt im Moment mit zwei Punkten gemeinsam mit Andre Ward und Andre Dirrell den zweiten Platz hinter Arthur Abraham - seinem dritten Gegner. Eine gute Ausgangslage für den Mann aus Nottingham, der bei einem Triumph schon mit einem Bein im Halbfinale stehen würde.
Kessler mit neuem Trainer
Der entthronte WBA-Weltmeister Mikkel Kessler ist sich jedenfalls der ernsten Lage bewusst. Nach seinem ersten Kampf trennte er sich von Trainer Ricard Olsen, dem er taktische Fehler vorwarf, und engagierte Jimmy Montoya als neuen Mann in der Ringecke.
Kessler sieht den Showdown am Samstag als letzte Chance, überhaupt noch etwas zu erreichen: "Das ist der wichtigste Kampf meiner Karriere. Ich weiß, was auf dem Spiel steht."
Der 31-Jährige ist aber zuversichtlich, dass er mit neuen taktischen Impulsen ein Zeichen setzen kann. "Ich bin in großartiger Verfassung. Jetzt will ich Froch K.o. schlagen, um die ersten drei Punkte im Turnier zu holen", sagte er dem dänischen Fernsehen.
"Ich werde ihn in Stücke reißen"
Carl Froch hält dagegen und zeigt einmal mehr, dass er ein extrem ehrgeiziger und selbstbewusster Boxer ist: "Ich bin hier, um Mikkel auszuknocken und um zu zeigen, dass ich der beste Super-Mittelgewichtler der Welt bin. Ich werde ihn in Stücke reißen."
Kessler jedenfalls kann sich sicher sein, dass ihn ein ganzes Land unterstützt. In den letzten Wochen beherrschte der Kampf die dänische Sportwelt - und die Spannung ist groß. Am Samstag werden rund 10.000 Zuschauer im Messe- und Kongresszentrum in Herning für eine spektakuläre Kulisse sorgen.
The Cobra vs. The Viking Warrior
WBC-Weltmeister Carl Froch zeigt sich bisher davon wenig beeindruckt. Ihm ist es egal, wo der Kampf ausgetragen wird.
"Ein wahrer Champion gewinnt überall auf der Welt. Ich bin stärker und schneller und habe den härteren Punch. Das werde ich am 24. April in Dänemark unter Beweis stellen", verkündete The Cobra angriffslustig.
Man darf gespannt sein, wie der designierte Turnier-Favorit Kessler (Knockout-Quote 72,73 Prozent) mit der neuen Situation umgehen wird, und ob es möglicherweise einen weiteren Überraschungserfolg für Froch (76,92 Prozent) setzt.