De la Hoya: Die Rache wird fürchterlich sein

Carolin Blüchel
07. Dezember 200821:08
Oscar de la Hoya wird in den Wettbüros als haushoher Favorit gegen Manny Pacquiao gehandeltGetty
Werbung
Werbung

Der Weltergewichts-Kampf zwischen Oscar de la Hoya und Manny Pacquiao wird in den USA als Highlight des Jahres vermarktet. Doch Experten sprechen aufgrund der körperlichen Überlegenheit De la Hoyas eher von einer Lachnummer. Dem Golden Boy ist es egal, er hat mit dem Pac-Man noch eine Rechnung offen.

Eigentlich hat Oscar de la Hoya mit seinen 35 Jahren mehr erreicht als er sich je erträumt hat: er wurde als erster Boxer in sechs unterschiedlichen Gewichtsklassen Weltmeister (Junior Leichtgewicht bis Mittelgewicht), in Sachen Millionen-Gagen steckt er sogar die Schwergewichtler in die Tasche.

Er ist glücklich verheiratet und erst kürzlich wurde ihm zu Ehren eine Bronzestatue vor dem Staples Center in seiner Heimatstadt Los Angeles errichtet - Oscar de La Hoya ist ein echter Goldjunge.

Zu beweisen hat sich der smarte Latino, der zudem Boss seines eigens gegründeten Boxstalls ist, nichts mehr. Doch warum um alles in der Welt, tut er sich nun einen Kampf an, bei dem es nichts zu gewinnen gibt? Einen Kampf gegen den Leichtgewichts-Weltmeister Manny Pac-Man Pacquiao.

"Eine persönliche Angelegenheit"

Wenn der Golden Boy am Abend in Las Vegas gegen den Pound-for-Pound-Champion in den Ring steigt, geht es noch nicht einmal um einen Titel. Dennoch wird das Duell als der Höhepunkt des Jahres vermarktet: Ein Prestige-Fight im Weltergewicht (Limit bis 66,7 kg) und zudem eine höchst persönliche Angelegenheit für De la Hoya. Womöglich persönlicher als es für einen Boxkampf üblich ist.

"Heute Abend wird Manny bitter bezahlen", kündigte De La Hoya hasserfüllt an. Und es klingt nicht wie das übliche Säbelrasseln im Vorfeld eines großen Fights.

Pacquiao hintergeht De la Hoya

Was den 35-Jährigen so auf die Palme bringt, liegt bereits zwei Jahre zurück. Damals hatte De la Hoya in seiner Funktion als Promoter seines Unternehmens Golden Boy Promotions Pacquiao für sieben Kämpfe verpflichtet.

Da der Pac-Man jedoch zur gleichen Zeit auch noch bei der  Konkurrenz "Top Rank" unterschrieb, herrschte fortan Krieg zwischen den beiden Boxställen. Ein Gerichtsverfahren jagte das nächste. Ein Jahr lang weigerten sich De la Hoya und Top-Rank-Chef Bob Arum, gemeinsam Kämpfe auszurichten. Erst ein Schlichter konnte die Situation entschärfen.

Am Ende bekam Top Rank die Rechte an Pacquiao, De La Hoyas Stall musste sich mit einer geringen Beteiligung am Erfolg des Philippinos begnügen. Für De La Hoya hatte dieser Kompromiss einen faden Beigeschmack. Die offene Rechnung will er nun im Ring begleichen. Doch damit wagt sich der mexikanisch-stämmige US-Ameirkaner auf dünnes Eis.

De la Hoyas ist Pacquiao körperlich überlegen

Kritiker bewerten den Kampf, der binnen weniger Stunden vollends ausverkauft war, schon im Vorfeld als Lachnummer. Grund: der Größen- und Gewichtsunterschieds der beiden.

Während De la Hoya bei einer Körpergröße von knapp 1,80 m bereits Weltmeister im Mittelgewicht war (Gewichtslimit bei 72,6 kg), ist der 1,69-m-kleine Pacquiao im Leichtgewicht (bis 61,2 kg) zu Hause. 2007 kämpfte er sogar noch eine Klasse tiefer.

Für den Schlagabtausch mit De la Hoya im Weltergewicht klettert der Pac-Man extra zwei Klassen nach oben. Die vereinbarten 66,7 kg liegen jedoch verhältnismäßig weit über dem natürlichem Gewicht des 30-Jährigen. Zwar trainierte er sich die fehlenden Kilos an, jedoch könnte dies zu Lasten seiner Schnellig- und Beweglichkeit gehen.

Kritik an De la Hoyas Gegner-Auswahl

Im Umfeld des Pac-Man befürchtet man zudem "unlautere" Methoden des Gegners. Pacquaios Trainer, Freddie Roach, weiß aus seinen gemeinsamen Tagen mit De la Hoya, dass dieser nach dem offiziellen Wiegen gerne noch einmal weitere fünf Kilo zulegt. So tat er es auch bei seiner knappen Niederlage gegen Floyd Mayweather jr 2007. Gerade in den niedrigen Gewichtsklassen kann aber - anders als bespielsweise im Schwergewicht - jedes Pfund ausschlaggebend sein.

Seit Wochen ist das Gewichtsproblem des Kampfes das Tuschelthema schlechthin. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, De la Hoya müsse sich jetzt schon körperlich unterlegene Gegner suchen, weil er gegen die Gleichgroßen nichts mehr reißen würde.

Bestätigt wurde diese Spekulation vor allem durch De La Hoya selbst, da er sich zuletzt vehemt geweigert hatte, gegen Paul Williams oder Antonio Margarito anzutreten - die derzeit stärksten Weltergewichtler.

Konkurrenz verhöhnt den Golden Boy

"Oscar kämpft gegen einen Mann, der normalerweise gerade einmal 60 kg auf die Waage bringt und tut so, als wäre das die Herausforderung schlechthin. Was für ein Mann. Was für ein Held", hat Margarito nur Spott für den Golden Boy übrig.

Und Williams prophezeit ein schnelles Ende. "Oscar wird Manny nach drei Runden besiegt haben. Damit will ich Manny gar nicht zu nahe treten, aber seine Schläge können Oscar nicht weh tun. Er ist einfach zu klein und Oscar zu groß. Das ist übrigends der Grund, dass es unterschiedliche Gewichtsklassen gibt. Wahrscheinlich wird es ein fürchterlicher Kampf."

Ob fürchterlich oder nicht, zumindest dürfte es ein Wegweisender werden. Eine Niederlage De la Hoyas wäre - glaubt man den Wettquoten -  die größte Blamage seit Menschengedenken. Ein Sieg würde hingegen den Weg für den großen Showdown gegen Ricky Hatton ebnen.