Als Shootingstar wird Marcel Meyerdiercks (22) vor seinen Kämpfen angekündigt. Dabei kennen ihn nur gut informierte Box-Experten.
Das Starsein gehört eben noch nicht zu seinen Stärken. Und das weiß er auch. Doch mit dem möglichen Abschied des populären Felix Sturm muss sich die Boxfabrik "Universum" neu ausrichten - und setzt wieder auf deutsche Talente. Wir stellen sie vor.
Das Aussehen stimmt. Der Lebenslauf auch. Die Qualitäten im Ring ebenfalls. Universum-Profi Marcel Meyerdiercks ist so eine Mischung aus Box-Beauty Felix Sturm und Skandal-Fighter Jürgen Brähmer.
Zurzeit bereitet sich Marcel Meyerdiercks auf seinen 14. Profikampf vor. Das heißt seit sechs Wochen: Morgens um 5 Uhr klingelt der Wecker. Eine Stunde später wartet sein Trainer Michael Timm an der Tür. Dann fahren die beiden von Schwerin ins Hamburger Box-Gym. Es folgen zwei Einheiten. Unter zwei Stunden geht's selten.
Karriere dank Boxstar Jürgen Brähmer
Nach der ersten Einheit des Tages sprechen wir mit dem jungen Federgewichtler, dem große Fähigkeiten nachgesagt werden. Doch erstmal werden wir überrascht. Denn außerhalb der Ringseile wirkt Meyerdiercks wie ein Bank-Auszubildender. Dabei wurde er uns als Prügel-Boxer angekündigt.
Dann erzählt er uns seine Geschichte. "Genau vor zwei Jahren war das. Wir haben Häuser saniert, ich habe die Drecksarbeit gemacht! Das Boxen hatte ich da schon aufgegeben." Sein Kopf senkt sich leicht, während er erzählt - als würde er sich für die Vergangenheit als Handlanger ohne Perspektive schämen.
Doch die Geschichte wäre kaum brauchbar, gäbe es da nicht die zufällige Begegnung mit Box-Star Jürgen Brähmer. "Wir trafen uns beim Shoppen in der Stadt in einem Eiscafe. Er fragte mich: 'Was machst du gerade? Willst du Profi werden?'"
Es folgt ein spontaner Anruf von Brähmer an seinen Chef. Minuten später gibt Box-Promoter Klaus-Peter Kohl per SMS grünes Licht. Einen Tag später boxt der Junge von der Baustelle bei Star-Trainer Michael Timm vor.
Kohl baut auf Meyerdiercks
Jürgen Brähmer: "Ich wusste, dass Marcel ein Guter ist. So einen lässt man nicht auf der Straße sitzen!"
Meyerdiercks sagt: "Wenn Jürgen nicht gewesen wäre, dann würde ich jetzt noch als Handlanger auf dem Bau arbeiten." Nun hilft der 30-jährige Brähmer sogar bei Steuer- und Versicherungsfragen.
Und mittlerweile hat sich dieser Meyerdiercks auch seinen Platz in Kohls großem Box-Imperium erkämpft. Denn Kohl mag seinen kleinen Kämpfer und plant fest mit ihm: "Marcel Meyerdiercks ist in den Startlöchern und hat eine große Zukunft vor sich. Er leistet hier richtig gute Arbeit."
"Weil ich Bock auf Boxen hatte"
Doch es müssen mehr Siege her! Und: Je spektakulärer, desto besser. "Die Leute wollen blutige Schlachten sehen", weiß Meyerdiercks.
Seine Bilanz bisher: 13 Kämpfe, keine Niederlage, alles gewonnen. Einmal gewann er zwei Kämpfe innerhalb von drei Tagen. "Weil ich Bock auf Boxen hatte", sagt er.
Denn noch spielt das Geld nur eine Nebenrolle. Es ist ja auch fast nichts da. Geschätzte 20.000 Euro erhält der Jung-Profi in seinen Anfangsjahren pro Kampf. Ruhm und Reichtum sieht anders aus.
Er sagt ehrlich: "Ich bin ja noch nicht mal Shootingstar..." Am 10. Oktober steigt Meyerdiercks wieder in den Ring. In Rostock. Ein Heimspiel. Da kennen ihn fast alle...
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