Wenn Martin Schindler morgens in seinen Küchenschrank schaut, strahlt ihm noch immer Gabriel Clemens entgegen. Mit ausgebreiteten Armen steht er da, die ehemalige deutsche Nummer eins - aufgedruckt auf einer Kaffeetasse. Die Machtverhältnisse haben sich allerdings verschoben: Schindler steht mittlerweile vor Clemens in der Weltrangliste, ist bei der WM der deutsche Star und Hoffnungsträger im Londoner "Ally Pally".
Insgesamt sechs Teilnehmer aus der Bundesrepublik treten ab Sonntag beim winterlichen Saisonhöhepunkt an, so viele wie noch nie. Und als deutsche Nummer eins will "The Wall" Schindler es mindestens unter die besten 16 schaffen. Alles andere wäre "ein enttäuschendes Ergebnis und nicht akzeptabel", sagt der 22. der Weltrangliste: "Wenn ich meine Checks bringe, kann ich jedem Spieler gefährlich werden." Im Achtelfinale könnte er es mit dem Mann auf seiner Kaffeetasse zu tun bekommen.
Der "German Giant" Clemens hatte vor zwei Jahren deutsche Dartsgeschichte geschrieben, als er ins WM-Halbfinale einzog. Seitdem ging es für den 41 Jahre alten Industriemechaniker aber auf und ab. "Es war einer Achterbahnfahrt ähnlich", sagt der Weltranglisten-27. - er habe nach seinem erfolgreichen Abschneiden bei der WM das Training durchaus schleifen lassen. Das könnte ihn nun seinen Platz unter den Top-32 kosten. Denn Clemens muss ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Pfund verteidigen, also im Turnier weit kommen, um weiterhin gesetzt zu bleiben.
"Gaga" könnte dabei auch hinter seinen Landsmann Ricardo Pietreczko (34.) zurückfallen. Der wiederum sorgte bei seiner Premieren-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr für Aufsehen, als er den späteren Titelträger Luke Humphries in Runde drei an den Rand einer Niederlage brachte. Wie Pietreczko erreichte auch Florian Hempel bei der vergangenen WM die dritte Runde.