Darts - Max Hopp im Interview vor Premier-League-Debüt: "Ich möchte mich und mein Land stolz machen"

Elmar Paulke
20. März 201912:10
Max Hopp trifft in Berlin auf sein Idol Raymond van Barneveld.imago
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Max Hopp hat am Donnerstag in der Mercedes-Benz Arena zu Berlin seinen ersten großen Auftritt in der Premier League (20 Uhr LIVE auf DAZN).

Im Interview mit DAZN und SPOX blickt Hopp auf seinen historischen Abend voraus, spricht über seinen schwächelnden Gegner Raymond van Barneveld und erklärt sein Ziel für 2019.

Außerdem verrät der 22-Jährige, was ihm für ein ärgerliches Missgeschick unterlaufen ist.

Am Donnerstag haben Sie in Berlin Ihren großen Premier-League-Auftritt. Es erwartet uns ein großer Abend, oder?

Max Hopp: Es wird definitiv ein ganz großer Abend. Ich habe meinen Auftritt in der Premier League als einer der neun Contender - und das vor Heimpublikum und 12.000 Fans. Ich bin wunschlos glücklich. Im vergangenen Jahr war ich als Zuschauer in Berlin und habe von meinem Platz in der Halle aus die Veranstaltung bewundert. Es war ein schöner Ausblick, wenn ich so die Ränge nach oben geschaut habe, aber von der Bühne aus wird der Ausblick jetzt noch schöner sein. Die Fans sind im vergangenen Jahr ja schon bei Mensur Suljovic durchgedreht. Bei der Premier League teilzunehmen, steht auf meiner Bucket List. Jetzt habe ich meinen ersten Abend, der natürlich Lust auf mehr macht. Ich will einmal eine komplette Premier-League-Saison mitspielen und dafür werde ich noch härter an mir arbeiten.

Wenn wir ein Fazit ziehen nach den bisherigen Auftritten der Nachrücker, wie fällt das bei Ihnen aus?

Hopp: Ich denke, gerade bei John Henderson in Aberdeen hat man gesehen, dass er vollkommen berechtigt dabei sein durfte. Viele Contender waren ja umstritten. Ich war von Anfang an für die Lösung der PDC, aber natürlich auch in erster Linie, weil ich jetzt davon profitiere. Aber ich finde das Konzept auch generell reizvoll. Simon Whitlock stand auch zur Debatte, aber das hätte ich nicht so gut gefunden im Vergleich dazu, jungen Spielern oder Lokalmatadoren eine Chance zu geben. Und Henderson war dafür das Paradebeispiel. Die Fans sind bei jeder Aufnahme völlig ausgeflippt und haben Michael van Gerwen damit auch unter Druck gesetzt. Die Sache mischt die Premier League ein bisschen durch. Die Jungs haben auch Angst vor den Contendern. Wenn ich mein bestes Darts spielen und einen Sieg einfahren könnte, wäre das genial. Dann würde ich mir selbst auf die Schulter klopfen. (lacht)

Max Hopp: "Meine ersten Pfeile waren Barney-Pfeile"

Die Chance auf einen Sieg stehen nicht so schlecht, wenn man bedenkt, wie schlecht Raymond van Barneveld in Form ist.

Hopp: Das stimmt vollkommen. Natürlich ist Raymond van Barneveld fünfmaliger Weltmeister und eine Legende in seinem letzten Jahr. Wenn er richtig gut vorbereitet und konzentriert in ein Turnier geht, gehört er zu den Top 5 der Welt. Dann fliegen die 140er nur so ins Board. Wenn er das aber nicht ist, ist er wie ein angeknackster Boxer, der strauchelt. Du siehst an seiner Körpersprache, dass du ihn eigentlich nur noch ausknocken musst. Barney steht in der Tabelle auf dem letzten Platz und wartet noch auf seinen ersten Sieg, auch bei den anderen Turnieren läuft es nicht gut. Er hat keine dominante Körpersprache und man sieht ihm an, dass er nicht zufrieden und mental nicht gefestigt ist. Wenn ich es schaffe, den Respekt abzulegen, habe ich eine realistische Chance auf den Sieg. Ich möchte mich und mein Land stolz machen. Es ist ein besonderer Abend für den Dartssport in Deutschland. Ich bin der erste Deutsche, der die Erfahrung Premier League machen darf. Hoffentlich inspiriert es die nächste Generation und zeigt, was alles möglich ist.

Alle Auftritte von Barney mit seinem Abschied vom Publikum sind sehr emotional. Wie hoch ist die Gefahr, sich davon beeinflussen zu lassen?

Hopp: Die Gefahr ist da, dass es sehr emotional wird. Ich habe alle Spieltage in der Premier League verfolgt. Das sind schon sehr emotionale Bilder, wenn er dann nochmal ins Publikum blickt und alle nochmal Barney Army singen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Barney mein Idol ist. Meine ersten Pfeile waren Raymond van Barneveld Pfeile. Das spielt unterbewusst auch eine Rolle. Aber auf der anderen Seite ist er eben in der Regel nicht mehr unbedingt Weltspitze und schlagbar. Ich muss den inneren Respekt ablegen und ihn als Gegner wie jeden anderen sehen, nicht als Idol, nicht als fünfmaligen Weltmeister. Er ist in seinem letzten Jahr, ich habe hoffentlich noch 20 Jahre vor mir. Ich muss ambitioniert nach vorne reingrätschen.

Was dürfen wir generell 2019 von Max Hopp erwarten? Sie stehen monentan auf Rang 29 und damit so hoch wie noch nie.

Hopp: Wir dürfen gespannt sein, was 2019 bringt. Erwarten kann man einen Max, der zielorientiert arbeitet und Blut geleckt hat. Der gemerkt hat, wie schön es ist, zu gewinnen. Die Ausgangsposition ist mit Rang 29 gut, jetzt muss ich etwas daraus machen. Ich habe sehr wenige Punkte zu verteidigen, so gesehen hat das schlechte Jahr 2017 rückblickend gesehen jetzt was Gutes. Gegen Ende des Jahres kann mich das gefährlich machen. Wenn ich die WM erreiche, wovon ich ausgehe, habe ich dort null Pfund zu verteidigen und kann mich mit einer guten WM vielleicht in die Top 16 schieben. Und mich vielleicht für die Premier League ins Gespräch bringen. Ich will mich Schritt für Schritt nach vorne arbeiten. Ich will vor der WM in den Top 20 stehen, das ist mein Ziel und damit wäre ich zufrieden. Ich möchte in diese Region vorstoßen und werde dafür noch härter arbeiten. Um die letzten paar Prozentpunkte rauszukitzeln, muss ich im Training sehr filigran arbeiten, auch die Pläne durchmischen und verschiedene Sachen ausprobieren.

Sie verpassen jetzt Ende März die ersten European-Tour-Events in Leverkusen und Hildesheim. Was ist passiert?

Hopp: Ich kann ja ehrlich sein: Mir ist ein kleines Missgeschick passiert. Ich habe die European Tour noch in weiter Ferne gesehen und einfach nicht darauf geachtet, wann die Meldefrist ist. Ich war abgelenkt und habe in den ersten Monaten des Jahres meine Prioritäten abseits von Darts gesetzt. Ich habe mich viel privat orientiert, viel geträumt und viele Pläne gemacht. Da habe ich das Wesentliche aus den Augen verloren. Es ist ein Fehler, der mir sicher nicht mehr passieren wird. Ich verpasse deshalb jetzt zwei Turniere, bei denen ich gesetzt gewesen wäre. Das ist sehr bitter. Aber ich muss jetzt in den sauren Apfel beißen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Nämlich in Zukunft die richtigen Prioritäten zu setzen und das Wesentliche nicht mehr aus den Augen zu verlieren. Ich habe mich jetzt auch schon für den kompletten Rest der Saison für alle Turniere angemeldet.

Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr ganz besonders?

Hopp: Auf mein erstes Event auf der European Tour, das wird dann in München sein. Und eine Woche später steht schon in Saarbrücken die Mission Titelverteidigung an. Das ist natürlich ein hoch gesetztes Ziel und schwierig erreichbar, aber in guter Form und mit dem Publikum im Rücken ist es auch denkbar. Saarbrücken wird ein Hotspot sein. Außerdem hoffe ich, dass ich beim Match Play wieder dabei bin. Ich fand die Atmosphäre und den Saal dort unheimlich toll. Leider habe ich auf der Bühne gegen Ian White nicht so abliefern können. Aber wenn ich in besserer Form zum Match Play komme, ist da vielleicht auch ein Viertelfinale erreichbar. Ansonsten freue ich mich natürlich generell auf alle Heimspiele in Deutschland. Ich will dort weiter die Atmosphäre aufsaugen und weiter nach vorne marschieren.

Max Hopp: "Ich bin viel härter zu mir selbst im Training"

Was haben Sie aus dem tollen Jahr 2018 gelernt?

Hopp: Ich habe gelernt, dass Struktur von Vorteil ist. Dass du genau weißt, mit welcher Einstellung du in ein Turnier gehst. Es gibt Spieler, die in ein Turnier gehen von vornherein zufrieden sind, wenn sie vielleicht zwei oder drei Spiele gewinnen. Und dann gibt es MvG, der überall hinkommt und das Ding gewinnen will. Wenn er es nicht gewinnt, ist er böse auf sich und arbeitet so lange, bis er wieder gewinnt. Er hat eine komplett andere Einstellung. Ich habe 2018 gesehen, dass die European Tour meine Haupteinnahmequelle war. Dort habe ich 44.000 Pfund eingespielt und lag in der Rangliste auf Position sechs. Ich habe gesehen, dass mich die European Tour in der Rangliste nach oben bringt, ich muss diese Turniere so angehen, als ob es TV-Turniere wären. Ich muss noch mehr tun. Ich muss meine Gegner analysieren. So wie im Fußball eine Video-Analyse völlig normal ist, muss ich auch schauen, wo die Schwachpunkte bei den Spielern liegen. Es geht darum, von vornherein eine gute Einstellung fürs Turnier zu haben. Und wenn die Form da ist, dann sage ich: Ich will das Ding eventuell auch gewinnen.

Darts: Der Premier-League-Spieltag in Berlin

UhrzeitSpieler 1Spieler 2
20.10 UhrGerwyn PriceRob Cross
20.50 UhrJames WadePeter Wright
21.30 UhrMichael van GerwenDaryl Gurney
22.10 UhrMichael SmithMensur Suljovic
22.50 UhrMax HoppRaymond van Barneveld

Sie sind viel ruhiger geworden auf der Bühne und strahlen damit auch eine andere Siegermentalität aus, auch gerade in Rückstand. Wie erleben Sie das selbst?

Hopp: Es stimmt definitiv. Meine Mentalität ist 2018 ganz anders geworden. Ich bin gelassener geworden und traue mir auch mehr zu. Früher habe ich bei einem 0:3-Rückstand nicht unbedingt noch daran geglaubt, dass ich das Spiel gewinne. In Saarbrücken lag ich im Finale gegen Michael Smith 0:3 zurück und habe es trotzdem gedreht. Ich würde die Spiele natürlich gerne von Anfang an dominieren, aber wenn ich jetzt mal hinten liege, bin ich entspannt, weil ich weiß, dass ich die Qualität und schon bewiesen habe, dass ich mich zurückkämpfen kann. Ich habe jetzt auch schon viel gesehen und erlebt in meiner Karriere. Ich bin viel klarer als früher, auch viel härter zu mir selbst im Training.

An welche Bilder denken Sie, wenn Sie an 2018 denken? Ist es der Sieg in Saarbrücken? Sind es vielleicht die drei vergebenen Matchdarts im Halbfinale der European Championship gegen James Wade?

Hopp: Ich denke an München, weil ich dort Mensur Suljovic mit einem 102er Average geschlagen habe und nach zwei Jahren zum ersten Mal wieder in einem Viertelfinale stand. Natürlich denke ich an den Sieg in Saarbrücken. Ich denke aber auch daran, dass ich zum ersten Mal bei allen Majors dabei war. Aber klar, ich denke auch an die Matchdarts gegen Wade. Sie hätten viel verändern können. Whitlock hat im Finale auch nicht sein Top-Niveau gespielt, weil alle kaputt waren, da wäre mein erster Major-Titel absolut möglich gewesen. Als ich jetzt das Ende der UK Open von der Couch aus gesehen habe, dachte ich mir: Gegen Nathan Aspinall habe ich 2015 das Jugend-WM-Finale gespielt, er hat jetzt seinen ersten Major-Titel in der Tasche, ich war kurz davor. Glückwunsch an Nathan, aber ich hole ihn mir schon noch. (lacht)