"Wir werden uns mit ihm zusammensetzen und sprechen. Dann werden wir am Montag noch mal mit der DEL sprechen und eine Entscheidung treffen." Es sind die Worte von DEB-Präsident Uwe Harnos einen Tag nach dem WM-Viertelfinal-Aus gegen Schweden. Wer zwischen den Zeilen liest, der merkt: Es sieht alles danach aus, dass Uwe Krupp doch Bundestrainer bleiben soll und wird. Und dazu gibt es nur einen Kommentar: Amen.
Alles andere als eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Krupp wäre eine Katastrophe für das deutsche Eishockey und durch nichts zu entschuldigen. Es ist schon jetzt mehr als unverständlich, dass es überhaupt zu solch einem Schlingerkurs seitens des DEB kommen konnte.
Durch das kategorische Ausschließen einer Doppelfunktion hat sich Harnos völlig ohne Not in die Bredouille gebracht. Er hat sich wohl zu sehr darauf verlassen, dass man Wunschkandidat Ralph Krueger schon davon überzeugen würde, ein Jahr vor Vertragsende aus seinem Job bei den Edmonton Oilers auszusteigen und Bundestrainer zu werden.
In der Tat machte Krueger nicht zuletzt im SPOX-Interview auch den Eindruck, dass er sich eventuell zu einem früheren Engagement überreden lassen würde, aber Fakt ist, dass Harnos das aus welchen Gründen auch immer nicht geschafft hat. Die Oilers hätten Krueger keine Steine in den Weg gelegt, aber dennoch hat sich der ehemalige Schweizer Nationaltrainer dazu entschieden, seinen Vertrag in Edmonton zu erfüllen.
Dass Krueger in einem Jahr Bundestrainer werden soll, ist sonnenklar. Es geht also folglich um eine Übergangslösung. Eine Lösung, die nur den Namen Krupp tragen kann. Warum? Weil es zum einen überhaupt keine Alternativen gibt. Sowohl die Variante mit einem Krueger-Vertrauten (Jakob Kölliker) als auch die Variante mit einem Krupp-Assistenten (Ernst Höfner) ist bei aller unstrittigen Fachkompetenz der genannten Herren niemandem zu verkaufen.
Noch ein Jahr Krupp, dann Krueger
Zum anderen hat Krupp in den letzten Jahren bewiesen, dass er selbst zu einem absoluten Top-Coach gereift ist. Was Taktik, Teamführung und Ausstrahlung angeht, steht Krupp im deutschen Eishockey über allem. Die Mannschaft vertraut ihm. Sie hört auf ihn. Es gibt überhaupt keinen Grund, nach einer zweiten überragenden WM in Serie eine Veränderung vorzunehmen.
Krueger ist der perfekte Nachfolger, weil er die gleiche Sprache spricht und Philosophie verfolgt, aber für ein Jahr kann Krupp das DEB-Team auch neben seiner neuen Aufgabe bei den Kölner Haien betreuen. Das Argument, dass der Bundestrainer sich alleine auf die Nationalmannschaft konzentrieren müsse, klingt auf den ersten Blick logisch. Gerade im Fall von Krupp ist es aber nicht stichhaltig.
Eine der großen Qualitäten von Krupp war es in den letzten Jahren, dass er alle deutschen Spieler über Jahre bestens kennt, auch teilweise schon von den Junioren-Nationalmannschaften. Krupp war bei allen Junioren-Weltmeisterschaften immer im Trainerstab - die kontinuierliche Arbeit mit den jungen Spielern ist einer der Hauptgründe für den Erfolg, der sich jetzt eingestellt hat. Es ist ein Verdienst des Krupp-Coaching-Teams, nicht ein Verdienst der DEL. Auch das muss so deutlich gesagt werden.
Wer um Krupps Engagement weiß, der weiß auch, dass er in seiner Funktion bei den Haien sowieso bei allen wichtigen Lehrgängen oder Turnieren vor Ort wäre. Die Haie haben zudem ihrerseits von Anfang an eine Doppelfunktion gebilligt, außer dem DEB hatte noch nie jemand etwas dagegen.
Krupp, Bauermann: Warum hasst jeder die Doppelfunktion?
Es ist schon kurios, wie allergisch einige Herren im deutschen Sport auf das Wort Doppelfunktion reagieren. Im Basketball gibt es bekanntlich eine ähnliche Problematik um Dirk Bauermann. Dort erlauben es die Liga-Statuten derzeit nicht, dass Bauermann zukünftig sowohl den FC Bayern als auch das DBB-Team betreut.
Dabei steht auch hier die Person Bauermann völlig außer Frage. Auch hier gibt es keine ernsthafte Alternative, auch hier wird ohne Not ein Problem gemacht, das keines sein dürfte. Ein bisschen weniger Profilierungssucht würde so manchem gut zu Gesicht stehen.
Dass an einem Tag, an dem die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft nach überragenden Turnier-Leistungen ein Viertelfinale gegen Schweden bestreitet, eine News mit der Überschrift "DEL fordert Auflösung des DEB" über den Ticker läuft, ist traurig. Es wird sich über einen Kooperationsvertrag gestritten, aber die Aufmerksamkeit hätte nur der Mannschaft gelten dürfen.
Für eine elegante Lösung ist es jetzt zwar zu spät, aber es bleibt für das deutsche Eishockey zu hoffen, dass der Krupp-Verbleib Anfang nächster Woche wenigstens unter Dach und Fach ist. Das bedeutet auch, dass der DEB auf Bedingungen eingehen muss. Krupp will Franz Reindl, vor der WM noch als Sportdirektor entmachtet, im Team behalten. Der DEB wird es akzeptieren müssen. Er hat keine andere Wahl.
Der Spielplan der Eishockey-WM in der Slowakei