Jakob Kölliker:"Ich will Weltmeister werden"

SID
Eidgenosse Kölliker (l.) geht mit hohen Ansprüchen in die Eishockey-WM
© Getty

Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) ist es grundsätzlich gewohnt, kleine Brötchen zu backen. Klar, immerhin ist es ja auch schon 36 Jahre her, dass eine DEB-Auswahl bei einem internationalen Wettbewerb eine Medaille geholt hat. 1976 bei den Olympischen Spielen in Innsbruck war das und nach dem kurzen Ausreißer pendelte sich die Nationalmannschaft wieder im hinteren europäischen Mittelfeld ein.

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Bis Uwe Krupp 2010 bei der Heim-WM in Deutschland die Gastgeber zu einem unglaublichen vierten Platz führte und diesen Erfolg mit dem Viertelfinal-Einzug ein Jahr später in der Slowakei bestätigte. Trotz der Erfolge geht man in Deutschland grundsätzlich demütig mit Zielsetzungen um:

Achter Platz und damit die direkte Qualifikation für Sotschi 2014. Mehr kann man ja auch nicht erwarten, oder? Falsch, meint Jakob Kölliker und geht vor der am Freitag beginnenden WM 2012 in Finnland und Schweden ein ganzes Stück weiter: "Ich will Weltmeister werden" lautet das Mantra des Bundestrainers bereits seit Monaten.

Krupps System weitergeführt

Im Mai 2011, als er quasi als Notlösung Uwe Krupp ablöste, hätten sie ihn dafür wahrscheinlich noch ausgelacht. Heute, knappe zwölf Monate später und nach der besten Vorbereitung der vergangenen Jahre - Deutschland konnte in acht Spielen nicht ein einziges Mal nach 60 Minuten geschlagen werden - lacht keiner mehr.

Der anhaltende Erfolg öffnet Kölliker ungeahnte Türen, zwischenzeitlich bestätigte der DEB sogar, den 58-Jährigen nach der WM als Sportdirektor installieren zu wollen und seine Befugnisse damit enorm zu erweitern. "Um die Konzentration der Nationalmannschaft auf den Saisonhöhepunkt nicht zu gefährden, einigten sich beide Parteien, ihre Gespräche erst nach Abschluss der WM fortzuführen", schob der DEB aber gleich hinterher.

Zuvor muss Kölliker bei der ersten WM mit nur zwei Vorrundengruppen, bestehend aus jeweils acht Mannschaften, seine Feuertaufe bestehen. Die vielen Absagen und verletzungsbedingten Ausfälle machen den Job des Schweizers zwar nicht einfacher - Stanley-Cup-Sieger Dennis Seidenberg ist ebenso wenig in Stockholm dabei wie seine NHL-Kollegen Alex Sulzer und Christian Ehrhoff sowie weitere sechs Topspieler. Aber Kölliker hat es bislang meisterlich verstanden, aus der Not eine Tugend zu machen und das erfolgreiche System Krupps aus den vergangenen beiden Jahren fortgeführt.

DEB-Auswahl vs. Italien am Freitag ab 12 Uhr im LIVE-TICKER

Unbedingter Wille

Die individuellen Schwächen der Spieler werden durch ihren überragenden Teamgeist aufgefangen: Das Eishockey der DEB-Auswahl definiert sich weniger über taktische Finessen als vielmehr über den unbedingten Willen, jedes Spiel zu gewinnen.

Unprätentiöse Klassespieler wie Patrick Reimer, der beim letzten Test im Slovakia Cup am vergangenen Wochenende zurecht zum Spieler des Turniers gewählt wurde, Sturmkollege Thomas Greilinger und Weltklassegoalie Dennis Endras bilden zusammen mit den Nationalmannschaftsneulingen Sinan Akdag, Christopher Fischer, Florian Ondruschka und Evan Kaufmann den Kitt für eine Mannschaft, die als Einheit im klassischen Sinn funktioniert: Qua definitione 25 Freunde auf dem Eis.

Aus welchem Holz die DEB-Auswahl letztendlich geschnitzt ist, wird sich dann aber doch erst am Freitag im Eröffnungsspiel gegen Italien (12.15 Uhr) herausstellen - oder wie Patrick Reimer sagt: "Egal, gegen wen wir spielen. Der Gegner darf nur so gut sein, wie wir es zulassen."

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