Nun ist der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) beileibe keiner von den ganz Großen im Geschäft. Aber der Schweizer Trainer hat mit seiner außerordentlich erfolgreichen Vorbereitung die Hoffnung geschürt, Eishockey-Deutschland könne nach dem vierten Platz bei der Heim-WM 2010 und dem erneuten Viertelfinaleinzug 2011 auch in diesem Jahr an die Ära von Erfolgscoach Uwe Krupp anknüpfen.
Seine Sporen will sich Kölliker nun mit einer soliden Leistung gegen Italien verdienen. Und die muss erst einmal erkämpft werden, was unter Umständen schwerer werden könnte als gedacht: Der 58-Jährige hat die DEB-Auswahl enorm offensiv ausgerichtet, was die Anfälligkeit für Konter erhöht hat.
"Wir haben Fortschritte gemacht"
"Es stimmt, das ist eine Folge der Systemumstellung. Wir haben aber unser Augenmerk darauf gelegt und dies in der Mannschaft diskutiert. Und wir haben auch schon Fortschritte gemacht", sagte Kölliker der Sportschau, und es bleibt zu hoffen, dass er damit Recht behält.
Denn den offensiv schwachen und läuferisch unterlegenen Italienern wird gar nichts anderes übrigbleiben, als defensiv massiv zu stehen und auf Konterchancen zu warten.
Kölliker weiß all das, der Schweizer arbeitet so genau wie ein Uhrwerk. "Wir haben Spiele von Italien im Internet verfolgt und werden uns auch noch ein Testspiel vor Ort ansehen, um unsere Mannschaft minutiös auf den Gegner vorbereiten zu können. Man muss gegen sie auf der Hut sein, sonst kann das Spiel einen bösen Verlauf nehmen", sagte Kölliker.
Große Ziele für das deutsche Eishockey
Und wenn der Trainer hinter dem Team nach höheren Weihen strebt, kann so ein Auftaktspiel gegen Italien dann auch schnell zum Entscheidungsspiel werden: Kölliker wird im Falle einer erfolgreichen WM beim DEB wohl den Posten des Sportdirektors übernehmen. Ob er dafür den Trainerjob freimacht oder gleich alle Fäden in die Hand nimmt, bleibt vorerst reine Spekulation.
Sicher ist nur, dass der langjährige Schweizer Rekordnationalspieler auf seinem langen Weg nach oben viel vorhat mit dem deutschen Eishockey. Das aber alles unter erschwerten Bedingungen. Erst vor ein paar Wochen wurde der Kooperationsvertrag zwischen DEB und Deutscher Eishockey Liga (DEL) endlich unterschrieben. Nach der Einigung, die bereits im Juli 2011 gefunden wurde, wurde monatelang um Kompetenzen gerungen.
Grabenkämpfe im deutschen Eishockey
Dabei wollte vor allem die Liga mehr Einfluss, schließlich unterstützt diese die Nationalmannschaften mit Barem und Sachleistungen in Höhe von geschätzten 2,5 Millionen Euro. Ein Zankapfel dabei ist auch der Posten des Sportdirektors, der nach dem Willen der DEL aus den Reihen der Liga kommen soll.
"Momentan kämpft einer gegen den anderen: die zweite Bundesliga gegen den Verband, der Verband gegen die DEL, die DEL gegen den Verband, und alle suchen einfach ihren Weg. Das ist das, was mich hier ein bisschen erstaunt: Alle sind voller Tatendrang und machen sehr viel. Irgendwie funktioniert es, aber wenn man die Synergien finden würde, wäre aus meiner Sicht noch viel mehr möglich", sagte Kölliker.
Schaden würde es den verschlungenen und teils veralteten Strukturen sicher nicht - aber davor muss Jakob Kölliker noch ein paar Spiele gewinnen.
Die Eishockey-WM im Überblick