Königsklasse ohne Könige

Felix Götz
21. August 201415:31
2009 gewannen die ZSC Lions aus Zürich die alte Champions Hockey Leaguegetty
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Am 21. August beginnt die neue Champions Hockey League. Es ist nicht der erste Versuch, einen ernstzunehmenden Eishockey-Europapokal ins Leben zu rufen. Doch auch diesmal gibt es Zweifel, weil mit der KHL die beste europäische Liga nicht mitmischt. Außerdem qualifizieren sich viele Teams nicht sportlich für den Wettbewerb. SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie ist die CHL entstanden?

Ob es die European Hockey League, die European Trophy, der erste Versuch der Champions Hockey League 2008/09 oder sonst eines der zahlreichen internationalen Turniere war: Dauerhaft gelang es bisher nicht, einen europäischen Wettbewerb zu installieren, dem die nötige Aufmerksamkeit vergönnt war. Früher oder später wurden die Turniere eingestampft oder verkamen zu Vorbereitungs- oder Wochenendwettkämpfen.

Diesmal soll alles anders werden. Die neue Champions Hockey League ist nicht wie sonst auf Drängen der International Ice Hockey Federation entstanden, sondern in erster Linie aus der Eigeninitiative von europäischen Topklubs, die sich dazu durchrangen, die CHL-Gesellschaft zu gründen.

Die IIHF steht aber voll hinter der Idee, weshalb jetzt eigentlich "nur" noch die Fans und die Öffentlichkeit von der Attraktivität der Königsklasse überzeugt werden müssen. Als Anreiz für die Teams sind Preisgelder in Höhe von 1,5 Millionen Euro ausgelobt.

Wie viele Teams sind dabei?

Insgesamt sind in der Saison 2014/2015 44 Mannschaften aus 12 Ländern am Start. Diese rekrutieren sich aus den Gründungsländern Schweden, Finnland, Schweiz, Tschechien, Österreich und Deutschland.

Zudem kommen Vertreter aus den sogenannten Challenge Leagues aus Norwegen, Frankreich, Großbritannien, Dänemark und der Slowakei dazu. Außerdem ist der italienische Verein HC Bozen vertreten, der allerdings in der österreichischen Liga spielt.

Wer ist überhaupt teilnahmeberechtigt?

Die 26 Klubs, die an der CHL-Gesellschaft beteiligt sind, sind Inhaber sogenannter A-Lizenzen und dürfen automatisch mitspielen. 12 weitere Teams qualifizieren sich durch ihre sportlichen Leistungen und erhalten B-Lizenzen. Dabei handelt es sich um Meister und Hauptrundensieger.

Sollten diese Vereine ohnehin schon aufgrund ihrer A-Lizenz qualifiziert sein, können Finalisten, Halbfinalisten oder Hauptrundenzweite der jeweiligen nationalen Ligen nachrücken. Sechs Vereine aus den Challenge Leagues (darunter die fünf Meister) erhalten C-Lizenzen.

Welche DEL-Vereine sind dabei - und warum?

Mannheim, Berlin, Krefeld und Ingolstadt sind an der CHL-Gesellschaft beteiligt und deshalb ohnehin teilnahmeberechtigt. Hamburg schaffte als Hauptrundensieger die sportliche Qualifikation. Da mit Ingolstadt ein Gesellschafter-Team Meister wurde, rückt Köln als DEL-Finalist nach.

Welche Organisation steht dahinter?

Die CHL wird durch die European Ice Hockey Club Competition Ltd. (EICC) ausgetragen und ist von der IIHF sanktioniert. An der EICC halten die 26 Vereine mit A-Lizenz 63 % der Anteile. Jeder Klub ist mit 80.000 Euro dabei. 25 % halten die sechs Gründungsligen, 12 % die IIHF.

Welche Vereine haben eine A-Lizenz?

Deutschland: Adler Mannheim, Eisbären Berlin, Krefeld Pinguine, ERC Ingolstadt (DEL-Meister)

Österreich: EC Red Bull Salzburg, Vienna Capitals

Schweiz: SC Bern, Fribourg-Gotteron, ZSC Lions Zürich (NLA-Meister), EV Zug

Finnland: Helsingfors IFK Helsinki, JYP Jyväskylä, Kalevan Pallo Kuopio, Oulun Kärpät (Liiga-Meister), Tappara Tampere, TPS Turku

Schweden: Frölunda HC Göteborg, HV71 Jönköping, Linköpings HC, Lulea HF, Färjestad BK Karlstad, Djurgardens IF Stockholm

Tschechien: Bili Tygri Liberec, HC Pardubice, HC Sparta Prag, HC Vitkovice Steel Ostrava

Welche Klubs haben eine B-Lizenz?

Deutschland: Hamburg Freezers (Hauptrundensieger), Kölner Haie (DEL-Finalist)

Österreich/Italien: HC Bozen (EBEL-Meister), HEC VSV Villach (EBEL-Halbfinalist)

Schweiz: Kloten Flyers (NLA-Finalist), Geneve-Servette HC (NLA-Halbfinalist)

Finnland: Rauman Lukko (Liiga-Halbfinalist), Saimaan Pallo (Liiga-Halbfinalist)

Schweden: Skelleftea AIK (SHL-Meister), Växjö Lakers Hockey (SHL-Halbfinalist)

Tschechien: HC Ocelari Trinec (Extraliga-Hauptrundenzweiter), PSG Zlin (Extraliga-Meister)

Welche Teams haben eine C-Lizenz?

Norwegen: Stavanger Oilers (Meister der GET-ligaen), Valerenga Oslo (Hauptrundensieger eder GET-ligaen)

Slowakei: HC Kosice (Extraliga-Meister)

Großbritannien: Nottingham Panthers (Challenge-Cup-Sieger der EIHL)

Dänemark: SönderiyskE Vojens (Meister der Metal Ligaen)

Frankreich: Diables Rouges de Briancon (Meister der Ligue Magnus)

Seite 1: Entstehung der CHL und die DEL-Vertreter

Seite 2: Der Modus und das Fehlen der KHL-Teams

In welchem Modus wird gespielt?

Die Vorrunde wird in elf Vierergruppen ausgetragen. Die Teams treten gegen jeden Gegner einmal zu Hause und einmal auswärts an. Die Gruppensieger und die fünf besten Zweiten qualifizieren sich für das Achtelfinale.

Die Runde der letzten 16, das Viertelfinale und das Halbfinale werden in Hin- und Rückspiel ausgetragen. Das Finale wird dann am 3. Februar 2015 in einer einzigen Partie ausgespielt. Heimrecht hat die Mannschaft, die bis dahin die meisten Siege im Wettbewerb eingefahren hat.

Sind die besten Teams Europa vertreten?

Leider nein! Die KHL konnte bisher nicht für die CHL gewonnen werden. Aus der mit Abstand stärksten Liga Europas, in der neben den 22 russischen Spitzenklubs jeweils ein Verein aus Finnland, Kasachstan, Kroatien, Lettland, der Slowakei und Weißrussland spielen, ist kein Vertreter dabei.

Und diese Tatsache lässt an der Champions Hockey League natürlich Zweifel aufkommen. Kann eine Königsklasse funktionieren, wenn europäische Giganten wie Dynamo Moskau nicht dabei sind? Man stelle sich nur mal eine Fußball-Champions-League ohne die Vereine aus der spanischen Primera Division oder der englische Premier League vor...

Immerhin besteht die Hoffnung, dass die KHL-Klubs in Zukunft an der Champions Hockey League teilnehmen werden. Seit geraumer Zeit laufen Verhandlungen zwischen den Verantwortlichen. "Die KHL ist sehr wichtig für das Eishockey, nicht nur in Europa. Wir haben ihr ein Angebot vorgelegt, doch 2014 wird es keine russischen Teams in der CHL geben. Wir befinden uns aber in weiteren Gesprächen", bestätigte CHL-Boss Anders Ternbom.

Ob die CHL jedoch für KHL-Vereine überhaupt sportlich reizvoll ist, darf bezweifelt werden. Zudem kämen auf alle Teams unglaublich hohe Reisekosten zu, was vor allem für die Nicht-KHL-Klubs neu wäre. Ein möglicher Gegner wäre für deutsche Vereine beispielsweise Chabarowsk - was eine Reise an die chinesische Grenze bedeuten würde.

Die deutschen Gruppen im Überblick

A: KÖLNER HAIE, Oulun Kärpät, Bili Tygri Liberec, HC Kosice

D: EISBÄREN BERLIN, PSG Zlin, Fribourg-Gotteron, Djurgardens IF Stockholm

G: ADLER MANNHEIM, HC Sparta Prag, Växjö Lakers Hockey, Kalevan Pallo Kuopio

H: ERC INGOLSTADT, Saimaan Pallo, HC Vitkovice Steel, EV Zug

Was sagen die Beteiligten?

CHL-Boss Anders Ternbom: "Das Engagement und die Begeisterung unserer Gesellschafter zeigen, dass die Zeit für diesen Wettbewerb reif war. Wir freuen uns, dass die Champions Hockey League nach mehr als 17 Monaten intensiver Arbeit nun Realität wird - eine Liga der besten europäischen Klubs, die das Vermächtnis der European Trophy weiterführt."

Eisbären-Manager Peter John Lee: "Dieser europäische Wettbewerb ist ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung unseres Sports."

DEL-Boss Gernot Tripcke: "Dies ist ein großer Schritt für das europäische Klub-Eishockey und die involvierten Ligen. Durch das einheitliche und geschlossene Vorgehen aller Beteiligten, auf dem die Champions Hockey League basiert, wird dieses Projekt große Strahlkraft für die nationalen Ligen und ihre Vereine haben. Ähnlich wie bereits in vergleichbaren Ligen im Fußball, Basketball und Handball."

IIHF -Vizepräsident Kalervo Kummola: "Als sich alle Beteiligten zum ersten Mal im Juni 2012 am Hockey Forum in Barcelona getroffen haben, hatten wir die Hoffnung, dass dies der Anfang von etwas Neuem ist. Aber ich denke, dass nur wenige wirklich daran glaubten, dass wir nach so kurzer Zeit zusammen eine neue Liga ins Leben rufen würden."

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