Endlich Viva Colonia?

Die Haie sind heiß auf den neunten Stern
© getty

Die Pause war lang, doch nun ist die Action auf dem Eis zurück. Vor dem Auftakt in die neue DEL-Saison (Fr., 19.30 Uhr im LIVE-TICKER) existieren allerdings viele offene Fragen, konkrete Vorhersagen fallen schwer. Schaffen die Kölner Haie endlich den neunten Titel? Wie ist die Konkurrenz aus Mannheim und Hamburg drauf? Und was macht eigentlich der Sensationsmeister des Vorjahres?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

1. Kölner Haie: Wie im Vorfeld der vergangenen Saison grüßen die Haie wieder von der Spitze des Rankings. Nachdem die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp in den letzten beiden Spielzeiten erst im Finale gestoppt wurde, soll es in diesem Jahr endlich mit dem neunten Titel klappen. Deswegen wurde in der Domstadt auch die "Jagd nach dem neunten Stern" ausgerufen.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurden am Kader nur gezielt Veränderungen vorgenommen. Die über jeden Zweifel erhabene Defense samt Goalie Danny aus den Birken, die sich in den letzten Jahren maßgeblich für den Erfolg verantwortlich zeichnete, wurde mit dem NHL-erfahrenen Alexander Sulzer verstärkt. In der Offensive sollen die Neuzugänge Mike Iggulden, Jamie Johnson und Evan Rankin dafür sorgen, dass die Kaltschnäuzigkeit vor dem Kasten zurückkehrt.

Dass die Mission Titelgewinn trotz des Potentials kein Selbstläufer wird, weiß auch Krupp: "Du hoffst immer das Beste, bist auf das Schlimmste gefasst und nimmst die Dinge so, wie sie kommen." Die durchwachsenen Auftritte in der Champions Hockey League untermauern Krupps Aussage. Dennoch sind die Haie auch in diesem Jahr wieder der heißeste Anwärter auf den Titel.

2. Adler Mannheim: Die Kurpfälzer haben einen turbulenten Sommer hinter sich. Vor allem die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Hans Zach nahm viel Zeit und Nerven in Anspruch. Nachdem sich der Verein aufgrund existierender Verträge zunächst lange nicht klar positionieren konnte, wurde der Co-Trainer der Boston Bruins, Geoff Ward, als neuer Chef an der Bande präsentiert. Eine Entscheidung, von der sich die Verantwortlichen einiges erhoffen.

So soll Ward zügig dafür sorgen, dass die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit geschlossen wird. Dies geht jedoch nur, wenn seine Spieler ihr volles Potential abrufen. Die letzte Meisterschaft gab es im Jahr 2008, im Vorjahr war Mannheim nach Platz vier zum Abschluss der Hauptrunde im Viertelfinale gegen Köln chancenlos.

Großen Einfluss auf die Gestaltung des Teams hatte der 52-Jährige allerdings nicht. Der Fokus seitens des Vereins lag klar auf der Entwicklung des vorhandenen Materials. Damit dies gelingt, wurde das Trainerteam zusätzlich um Craig Woodcroft erweitert. Zudem sollen die neuen Defensivspieler Sinan Akdag, Daniel Richmond und Robert Raymond die größte Schwachstelle der Adler schließen.

Aufgrund der Umstände stapelt Ward tief: "Bevor du gewinnen kannst, musst du lernen, mit Niederlagen umzugehen." Das Potential für die Meisterschaft ist da, sollte es Ward gelingen ein Teamgefühl zu schaffen, gehört sein Team in der DEL zu den Favoriten.

3. Hamburg Freezers: Die große Frage in Hamburg lautet: Wie können die Freezers den Abgang von David Wolf, der den Verein in Richtung NHL verlassen hat, kompensieren? Einen adäquaten Eins-zu-Eins-Ersatz für den Leader gibt es zwar nicht, allerdings mangelt es der Mannschaft von Trainer Benoit Laporte zumindest nicht an der nötigen Tiefe. Diese war unter anderem für den Halbfinaleinzug von großer Bedeutung. Auch im Umfeld stimmt es. Bereits 3000 Dauerkarten wurden verkauft - die beste Ausbeute seit sieben Jahren. Entsprechend hoch ist allerdings auch die Erwartungshaltung.

Während bei den Fans die Euphorie regiert, gingen die Hanseaten auf dem Transfermarkt deutlich sachlicher zu Werke. Mit einer Handvoll Neuzugängen, wobei vor allem die Scorer Kevin Clark und Marty Sertich hervorstechen, ist ein Tiefstwert zu vermelden. Der Erfolg soll stattdessen durch Kontinuität erreicht werden. "Nach der erfolgreichen Vorsaison gab es keinen Grund, große Änderungen vorzunehmen. Wir wollten nur neue Reizpunkte im Kader setzen", unterstreicht auch Sportdirektor Stephane Richer.

Das Konzept geht auf. Die Freezers besitzen auch ohne Wolf die nötige Geschwindigkeit, Härte und Torgefahr, um in der DEL in den Titelkampf einzugreifen. Zumindest dann, wenn es gelingt, die Auswärtsschwäche des Vorjahres abzuschütteln.

Don Jackson im Interview: "Bei Gretzky schüttelte ich den Kopf"

4. EHC Red Bull München: Vor zwei Jahren stand der Klub vor dem Aus. Nun gibt es im zweiten Jahr nach der Übernahme von Red Bull den zweiten kompletten Umbruch. Nach dem gescheiterten Versuch im Vorjahr, als direkt mehrere hochkarätige Spieler verpflichtet wurden und die Münchner zum Mitfavoriten avancierten, ist die Ausrichtung diesmal jedoch eine gänzlich andere.

Nachdem Pierre Page nicht mehr an der Spitze des Teams steht, soll vor allem die Verpflichtung des neuen und überaus erfolgreichen Trainers Don Jackson für die Wende sorgen. Der US-Amerikaner, der in Berlin sechs Meisterschaften gewann, kommt jedoch nicht alleine aus Salzburg, er bringt seine Assistenten Matt McIlvane und Patrick Dallaire mit. Abseits des Feldes ist somit der Grundstein für den Erfolg gelegt. Bei den Neuzugängen hielt man sich diesmal verhältnismäßig zurück, obwohl finanzielle Aspekte eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Jackson, der dafür bekannt ist, eine Mannschaft formen zu können, gestaltet derweil den Verein in allen Bereichen nach seinen Vorstellungen. Beispiel gefällig? Statt in der Vorbereitung bereits ab Juli in München zu schwitzen, lässt Jackson seinen Spielern den Sommerurlaub.

"Die Spieler sollen sich erholen und wieder Lust auf Eishockey haben ", so der 58-Jährige. Zwar sind die Münchner in diesem Jahr auf dem Papier nicht ganz so stark besetzt wie im Vorjahr, allerdings stimmt das Gesamtpaket und es wird mit dem neuen Coach und der hochmotivierten Truppe eine Leistungssteigerung geben.

Die Favoriten: Köln bis München

Das Mittelfeld: Berlin bis Iserlohn

Die Kellerkinder: Augsburg bis Straubing

Artikel und Videos zum Thema