Die coolste Sau der Formel 1

Von Alexander Mey
Eine ältere Eissünde: In Sepang schleckte Räikkönen eine andere Sorte
© Imago

So richtig rund lief es ja nicht gerade für Ferrari beim Malaysia-GP. Pleiten, Pech und Pannen, dazu noch böse Kritik an unserem Schumi. Jede Menge Aufregung bei der Scuderia, nur Kimi Räikkönen nahm es gelassen. Er interpretierte seinen Spitznamen Iceman wörtlich und schnappte sich den Titel "coolste Sau der Formel 1". Die Begründung und noch vieles mehr in den Top 8 aus Sepang.

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Platz 8: April, April!

Die sind schon lustige Vögel, die Jungs und Mädels von Toro Rosso. Immer wieder zaubern sie zusammen mit dem Schwesterteam Red Bull durch launige Pressemitteilungen ein Grinsen auf die Gesichter der Journalisten.

So wieder einmal geschehen in Malaysia, denn dort war zufällig der 1. April und Toro Rosso ließ es sich nicht nehmen, den obligatorischen Scherz rauszulassen.

Das Team vermeldete stolz, dass man es mit Hilfe von malaysischen Wissenschaftlern geschafft habe, das KER-System so zu modifizieren, dass es ein Kühlsystem in den Anzügen der Fahrer betreiben kann. So weit, so lustig.

Womit niemand rechnete, war, dass eine große malaysische Zeitung eine Titelstory daraus machte und Teamsponsor Puma sich beschwerte, warum man nichts von der revolutionären Neuerung gewusst habe.

Platz 7: Wasserspiele im Regen

Während die Fahrer wie begossene Pudel in ihren Autos saßen und die Mechaniker rührend versuchten, mit Hilfe von Schirmen trocken zu halten, was schon lange nicht mehr trocken war, machten sich die Fans aus dem Weltuntergang einen Spaß.

Sie nutzten die klatschnasse abschüssige Wiese für launige Rutschpartien und ließen sich von der öden Warterei auf Neustart und Dunkelheit die gute Laune nicht verderben.

Platz 6: Virtual Insanity

Wer weiß, von dem der Song ist? Klar, von Jamiroquai. Die englische Funk-Band ist offenbar nicht nur in Europa und den USA ein Hit, sondern auch im fernen Malaysia. Denn Sänger Jay Kay und Band durften nach dem Rennen ein Live-Konzert am Sepang International Circuit geben. Hoffentlich hat das Wetter gehalten. Bei Rennabbruch hatte der Regen zwar aufgehört, aber man weiß ja nie, wann der nächste Guss niedergeht...

Platz 5: Lieber Fernsehen als DTM?

Irgendwo zwischen Grafite und den neuen Klamotten von Paris Hilton stand es am Montag in der "Bild"-Zeitung: Ralf Schumacher hat sich als Experte bei der Formel 1 gar nicht schlecht gemacht. Im Gegenteil, "Bild" hat eine "starke Ralf-Premiere" gesehen.

Im Vergleich zu Niki Lauda, für den er einsprang, ist uns vor allem die noch vorhandene und durchaus erfrischende Nähe zum aktiven Zirkus aufgefallen. Er ist eben noch nicht so lange raus aus dem Geschäft.

Jetzt geht es für Schumacher aber wieder zurück ins Cockpit. DTM geht ja bald los. Dort soll Ralf 2009 um Siege fahren. Ob er das schafft, ist fraglich. Vielleicht sollte er sich frühzeitig auf eine Karriere als TV-Experte einschießen. Lauda ist schließlich auch nicht mehr der Jüngste...

Platz 4: Halbe Portionen

Eigentlich hätten Jenson Button, Nick Heidfeld und Timo Glock auf dem Podium in Malaysia nur die halben Schampus-Flaschen verspritzen dürfen, schließlich haben sie ja auch nur halbe WM-Punkte bekommen. Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten übrigens. 1991 wurde der Australien-GP nach 14 Runden wegen amtlicher Sintflut abgebrochen. Damals gewann -  wie sollte es anders sein - Regengott Ayrton Senna.

Darüber hinaus gab es nur zwei weitere Male halbe Punkte. 1975 war Jochen Mass in Spanien halber Sieger, 1984 Alain Prost in Monaco. Bitter für den Franzosen: Am Ende der Saison fehlte ihm exakt ein halber Punkt auf Weltmeister Niki Lauda.

Platz 3: Die Null muss stehen

Kurz ein paar Zahlen: Konstrukteurs-WM 2008: Ferrari vs. McLaren 172:151. 2007 (ohne Disqualifikation der Silbernen): 204:193. 2006: 201:110. Und so weiter, und so weiter. Stand nach zwei Rennen 2009: 1:0 für McLaren. Die Null muss stehen, würde Fußball-Minimalismus-Ikone Huub Stevens dazu sagen und glücklich sein über die starke Abwehrleistung der Silbernen. Dumm nur, dass man in der Formel 1 mit Minimalismus keinen Blumentopf gewinnt.

Platz 2: Sieg ja, aber nicht so richtig

Jenson Button bekommt nach zwei Siegen in Folge das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Dabei fehlt ihm die ganze Saison über schon das, was einen Sieg so richtig schön macht. Das Gefühl nämlich, aus der letzten Kurve heraus zu beschleunigen, mit Vollgas Richtung Ziellinie zu sprinten und mit erhobener Faust an den jubelnden Mechanikern auf der Boxenmauer vorbeizurauschen. "Ich habe noch nicht einmal die Zielflagge richtig gesehen", beschwerte sich Button nach dem Rennen in Malaysia. Stimmt. In Melbourne endete das Rennen hinter dem Safety-Car, in Sepang erfuhr er per Funk von dem Abbruch und damit seinem Triumph. Irgendwie unbefriedigend.

Platz 1: Die coolste Sau der Formel 1

And the Winner is...: Kimi Räikkönen! Der Finne hat sich ja schon viele Aktionen geleistet, über die einige den Kopf geschüttelt, andere dagegen herzlich gelacht haben. Ein Saufgelage mit Kumpels, bei dem er kopfüber von der Yacht fällt, oder eine Zechtour im Gorilla-Kostüm sind nur zwei der zahlreichen Anekdoten. Die Puristen werfen ihm vor, er sei viel zu unprofessionell und nehme seinen Sport nicht ernst, die anderen erkennen einfach an, dass er ein lässiger Typ ist, dem sportlicher Erfolg eben nicht alles bedeutet.

Den lässigen Typen durfte man am Rennsonntag in Sepang bewundern, als er nach dem Rennabbruch im Gegensatz zu allen anderen an die Box fuhr, ausstieg, duschte, sich eine kurze Hose anzog und im Motorhome von Ferrari ganz locker ein Eis schleckte. Seine Kollegen ließen sich unterdessen beim Warten auf einen möglichen Neustart klatschnass regnen. Wer das sah, reagierte entweder empört über so viel Gleichgültigkeit, oder er schüttelte amüsiert den Kopf ob der Entspanntheit des Iceman.

Wir zählen zu Letzteren und fügen außerdem zu Räikkönens Entschuldigung an: Da Ferrari Bedenken wegen der Sicherheit seines KER-Systems hatte, wäre er sowieso nicht mehr ins Auto gestiegen.

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