SPOX hat Häkkinen im Rahmen der Laureus-Verleihung in Abu Dhabi getroffen und mit ihm über das Laureus-Projekt, Sebastian Vettel und die kommende Saison gesprochen.
SPOX: Herr Häkkinen, wie wichtig ist die Laureus-Stiftung für Sie persönlich?
Häkkinen: Das Laureus "Sports for Good"-Programm ist sehr wichtig für mich. Es geht schließlich um Kinder. Viele von ihnen haben nicht so eine schöne Kindheit, wie ich sie beispielsweise hatte. Denen müssen wir helfen. Denn bisher gibt es nicht genug Wohltätigkeit auf der Welt. Es geht darum, den Kindern die Chance zu geben, bekannte Athleten zu treffen und ihnen dadurch zu zeigen, was der Sport verändern kann.
SPOX: Sie sprechen aus Erfahrung: Was hat der Sport in Ihrem Leben bewirkt?
Häkkinen: Der Sport hat mir und den anderen Athleten so viel gegeben - jetzt können wir uns dafür revanchieren. Und unser Mittel ist wieder der Sport. Denn damit kann man viel verändern. Bei mir hat er das getan. Denn auch als ich jung war, gab es um mich herum viele Kinder, die nur Unsinn gemacht haben und drohten, auf die schiefe Bahn abzurutschen. Der Sport hat mich davon bewahrt. Durch ihn hatte ich etwas, worin ich aufgehen konnte. Und genau das ist es, worum es bei Laureus geht: Den Kindern eine Chance zu geben.
SPOX: Dabei wirkt die gesamte Laureus-Stiftung wie eine große Familie...
Häkkinen: Weil wir eben auch eine große Familie sind. Wir alle hier haben viel erlebt, mussten in unseren Berufen teilweise enormen Druck verkraften, haben oft ähnliche Geschichten. Deshalb verstehen wir uns so gut und haben uns und allen anderen viel zu erzählen. Wir haben es geschafft und wollen den Rest der Welt daran teilhaben lassen.
SPOX: Sie haben es geschafft, das stimmt. 1998 und 1999 wurden Sie F-1-Weltmeister. Wenn Sie sich heute die Königsklasse anschauen - auf wen setzen Sie als Champion?
Häkkinen: Das ist schwer zu sagen. Die Teams fangen gerade erst an, ihre neuen Boliden und die neuen Pirelli-Reifen zu verstehen. Deshalb sind exakte Tipps unmöglich. Da müssen wir die ersten Rennen der Saison abwarten. Bisher sieht es so aus, als wäre Red Bull wieder extrem schnell, aber ich persönlich drücke natürlich Mercedes die Daumen. Aber wie gesagt: Für eine genaue Vorhersage ist es einfach noch zu früh. Ich weiß nur, dass es auf jeden Fall wieder eine sehr spannende Saison wird. Das kann ich garantieren.
SPOX: Wird 2011 noch spannender als das letzte Jahr?
Häkkinen: Die letzte Saison ist schon schwer zu toppen, das gebe ich zu. Bis zum letzten Rennen hatten mehrere Fahrer Chancen auf den Titel. Und Sebastian Vettel hat einen richtig guten Job gemacht - er hat am Ende verdient den Titel gewonnen.
SPOX: Und das im Alter von nur 23 Jahren. Wie waren Sie in diesem Alter?
Häkkinen:Ich hatte gerade bei McLaren unterschrieben und mir fest vorgenommen, dass ich irgendwann den Titel gewinne. Aber es war schon eine sehr harte Zeit. Es war schwer, sich an diese Welt zu gewöhnen. Ich habe mehrere Jahre gebraucht, bis ich so weit war.
SPOX: Einer Ihrer Konkurrenten von damals fährt auch heute wieder: Michael Schumacher.
Häkkinen: Michael ist in einer unglaublich spannenden Situation. Er hat sich zum Comeback entschieden und darf nun gegen diese jungen Talente antreten. Das ist eine unglaublich harte Aufgabe. Ich hätte das nicht gemacht...
SPOX: Das klingt ein wenig nach Kritik...
Häkkinen: Auf keinen Fall. Man muss aber immer wissen, was man leisten kann. Das ist die Realität. Man muss den Tatsachen ins Gesicht sehen. Sich fragen: Kann ich das? Michael hat diese Fragen mit "ja" beantwortet - und im letzten Jahr auch einen guten Job gemacht. Abgesehen davon, dass ihn sein Teamkollege laufend geschlagen hat. Das soll Michaels Leistung nicht schmälern. Keinesfalls. Es zeigt viel mehr, dass die jungen Fahrer - wie hier: Nico Rosberg - unglaublich stark sind. Es ist so hart, die gesamte Saison auf so hohem Niveau zu fahren. Doch er hat es geschafft. Er hat sich kaum Fehler erlaubt.
SPOX: Was muss Schumacher in diesem Jahr zeigen?
Häkkinen: Alles. Er muss alles zeigen. Er muss in diesem Jahr richtig Vollgas geben. Von Beginn an. Wenn er nicht gleich bei den ersten Rennen vorne mit dabei ist, wird es schwer für ihn. Auch psychologisch. Er ist großartig. Als Typ und als Fahrer. Er will es noch einmal wissen und ich wünsche ihm das Beste, aber er muss extrem hart arbeiten, um seine Ziele zu erreichen.
SPOX: Welche Rolle werden die neuen Regeln dabei spielen?
Häkkinen: Für die Ingenieure ist das eine große Herausforderung. Sie müssen erneut neue Wege finden, aus den Vorgaben das schnellstmögliche Auto rauszuholen. Ich denke, dass dabei die neuen Pirelli-Reifen die größten Probleme machen. Das Team, dessen Auto die Reifen am besten zum Arbeiten bringt, hat einen enormen Vorteil.