Es ist vollbracht! Sebastian Vettel hat Geschichte geschrieben und als jüngster Pilot aller Zeiten seinen WM-Titel verteidigt. Es gelang ihm zwar nicht wie gewünscht mit einem Sieg, weniger emotional war sein Triumph deshalb aber nicht.
Sowohl auf der Auslaufrunde als auch in der Pressekonferenz kämpfte Vettel mit den Tränen. "Ich bin sprachlos. In diesem Moment möchte man so viel sagen, und dann vergisst man es", sagte er in der ersten Emotion.
Dann brachte er doch noch einiges mehr heraus: "Es gibt so viele Leute, denen ich danken möchte. Alleine hätte ich das nie geschafft. Dem Team natürlich, das mir ein Auto hingestellt hat, mit dem ich gewinnen kann. Es ist großartig, schon so früh das Ziel zu erreichen, das wir uns alle gesetzt hatten."
Zur Ehre, jüngster Doppel-Weltmeister aller Zeiten zu sein, meinte Vettel: "Das Wort 'jüngster' ist nicht das Entscheidende, sondern doppelt. Doppelt gemoppelt hält besser. Das Härteste ist, nach dem Gewinnen erneut zu gewinnen. Auch wenn man weiß, wie es geht, kann man nicht darauf verzichten, all die kleinen Schritte immer wieder zu machen."
Hartes Vettel-Manöver am Start
Vettel übernahm vom Start weg zunächst die Führung, drängte aber Button hart ab und musste eine Strafe befürchten. Nachdem die ausgeblieben war, währte Vettels Führung bis zum zweiten Boxenstopp.
Dort nutzte Button die Tatsache aus, dass er mit den Reifen besser haushalten konnte als der Red-Bull-Pilot und ging in Führung. Beim dritten Boxenstopp verlor Vettel dann auch noch Rang zwei an Fernando Alonso, doch die 15 Punkte für Platz drei reichten locker zum Titelgewinn.
"Wir hatten ein unglaubliches Jahr, auch wenn dieses Rennen nicht so einfach war, wie wir gehofft hatten. Man hat an diesem Rennen aber sehr gut gesehen, dass es zwischen den Top-Teams enger ist, als es vielleicht manchmal aussah", sagte Vettel.
Glücklicher Button gratuliert Vettel
Button festigte mit seinem Sieg Platz zwei in der Fahrerwertung mit nun 210 Punkten. Damit liegt er zwar 114 Zähler hinter dem alten und neuen Champion, aber acht vor Alonso, 16 vor Mark Webber und sogar 32 vor Teamkollege Lewis Hamilton.
"Auf diesem speziellen Kurs und vor diesen tollen Fans zu gewinnen, bedeutet mir sehr viel. Auch für das Team ist das eine tolle Motivation", freute sich Button. "Aber wir sollten heute über Sebastian reden, denn er hat ein fantastisches Jahr hingelegt. Egal, wie sehr wir es versucht haben, wir konnten ihn nicht in allen Rennen herausfordern."
Schumacher: "Stolz, ihn meinen Freund nennen zu können"
Michael Schumacher wurde nach einem sehr starken Rennen im Mercedes Sechster hinter Hamilton und vor Felipe Massa. Danach hatte er aber kaum Worte für sein Rennen übrig, nur für Vettel: "Ich möchte Sebastian gratulieren. Das ist eine herausragende Leistung. Es macht mich stolz, ihn meinen Freund nennen zu können. Ich hoffe aber auf der anderen Seite, dass ich auch mal ein Auto bekomme, mit dem ich ihn herausfordern kann."
Für Nico Rosberg reichte es nach guter Leistung von Startplatz 23 aus noch zu Platz zehn und damit einem WM-Punkt. Adrian Sutil wurde Elfter, Timo Glock landete auf Rang 20.
Schlüsselszenen des Rennens:
Vor dem Start: Die Piloten, die es sich aussuchen können, starten mehrheitlich auf weichen Reifen, auch Schumacher. Rosberg setzt ganz hinten auf die härtere Mischung.
Start: Button kommt besser weg als Vettel und ist schon halb neben dem Red Bull. Vettel drängt Button trotzdem an den Streckenrand und sogar darüber hinaus. Das war sehr hart. Button muss vom Gas und damit Hamilton ziehen lassen. Die Rennleitung untersucht den Vorfall, Vettel droht eine Strafe. Schumacher macht gegen Kobayashi einen Platz gut und ist Siebter.
Runde 6: Alonso rückt bei Ferrari die Verhältnisse zurecht und geht dank DRS an Massa vorbei auf Platz vier. Vettel setzt sich vorne um drei Sekunden ab.
Runde 8: Erleichterung bei Vettel. Die Rennleitung verschont ihn und bestraft ihn nicht für den Start gegen Button.
Runde 10: Kurz nach der Mitteilung an Vettel beginnt die frühe Serie der ersten Boxenstopps. Nach Hamilton kommt Vettel rein, eine Runde später Button, Alonso und Webber. Alonso geht an der Box an Hamilton vorbei und ist Dritter.
Runde 20: Vettels Reifen gehen schon wieder in die Knie und er muss zum zweiten Stopp kommen. Button hat einige Runden lang rasant aufgeholt und nutzt die eine Runde, die er länger fahren kann, um Vettel nach seinem zweiten Stopp zu kassieren - Führungswechsel!
Runde 22: Hamilton und Massa geraten mal wieder aneinander. Vor der Schikane setzt sich Massa außen neben den mit abbauenden Reifen kämpfenden Engländer. Hamilton holt trotzdem weit aus und beide berühren sich. Ein Teil von Massas Frontflügel fliegt ab, Hamilton geht direkt an die Box. Die Rennleitung untersucht den Vorfall, verschont Hamilton aber ebenso wie Vettel nach dem Start.
Runde 25: Das Safety-Car kommt raus, da das Teil von Massas Frontflügel mitten auf der Strecke liegt. Schumacher nutzt das zu seinem zweiten Boxenstopp.
Runde 28: Das Rennen wird wieder freigegeben, an den Positionen ändert sich aber vorerst nichts. Vettel kann das Tempo von Button nicht ganz mitgehen.
Runde 34: Vettel kommt sehr früh zu seinem dritten Stopp und hängt danach hinter Rosberg und Sutil im Verkehr fest. Das nutzt Alonso und geht nach seinem zweiten Stopp vorbei. Vettel ist nur noch Dritter, hängt aber Alonso im Heck. Vorne setzt sich Button immer weiter ab.
Runde 41: Die kleine Party von Schumacher endet mit dem dritten Stopp. Da er diesen so lange herausgezögert hatte, führte er den Grand Prix einige Runden lang an. Ein starkes Rennen von ihm.
Ziel: Button bringt den Sieg trotz knappen Benzins nach Hause und wehrt den späten Ansturm von Alonso ab. Vettel wird Dritter und krönt sich damit zum Doppel-Weltmeister. Michael Schumacher rettet gegen Massa Platz sechs ins Ziel. Nico Rosberg wird in der letzten Runde noch Zehnter.
Mann des Rennens: Fernando Alonso. Im Schatten des WM-Duells zwischen Button und Vettel ist er ein herausragendes Rennen gefahren. Massa und Hamilton hat er quasi im Handstreich überholt und dann ist er in der zweiten Rennhälfte immer schneller geworden. Das hat ihn in der Serie der dritten Stopps erst an Vettel vorbei und dann an Button heran gebracht.
Flop des Rennens: Lewis Hamilton. Weniger wegen seines kleinen Unfalls mit Massa, obwohl der wieder einmal überflüssig war. Mehr wegen seiner riesigen Probleme mit den Reifen und dem gerade im Vergleich zu Button ungenügenden Speed. Für seinen schleichenden Plattfuß konnte er nichts, aber mehr als Platz fünf wäre trotzdem nicht möglich gewesen.
Manöver des Rennens: Startduell zwischen Vettel und Button. Eine harte Aktion von Vettel, der zwar regelgerecht nach dem Losfahren nur einmal die Spur gewechselt hat, aber Button trotzdem mehr Platz hätte lassen können. Button musste auf die Grünfläche ausweichen und vom Gas gehen. Button hat sofort per Funk eine Strafe gegen Vettel gefordert. Und der Weltmeister hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn es eine Durchfahrtsstrafe gegeben hätte. Vielleicht hatte er da bei den Stewards einen winzigen Champion-Bonus. Immerhin wurde später auch Hamilton nach der Kollision mit Massa nicht bestraft. Es wurde also mit ähnlichem Maß gemessen.
Analyse: Vettel ist völlig verdient Weltmeister. Nach einer absolut dominanten Saison konnte er den Titel zwar nicht stilvoll mit einem Sieg einfahren, aber immerhin stand er auf dem Podium.
Das Positive mit Blick auf die letzten vier Rennen: Sowohl McLaren als auch Ferrari haben den Rückstand, den sie seit der Sommerpause wieder auf Red Bull hatten, deutlich verkürzt. Im speziellen Fall von Suzuka sogar völlig wettgemacht. Das verspricht spannende Rennen zum Saisonabschluss.
Suzuka hat wieder einmal bewiesen, dass die Reifen anno 2011 darüber entscheiden, wer ein Rennen gewinnt und wer nicht. In Suzuka hatte Vettel ausnahmsweise große Probleme mit den Gummis und konnte so gegen Button und letztlich auch gegen Alonso nichts mehr ausrichten.