Vettel ist besser als Schummel-Schumi

Alexander Maack
28. Oktober 201315:31
Spots on! Sebastian Vettel genießt nach seinem vierten WM-Titel zu Recht das Rampenlichtgetty
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Sebastian Vettel hat sich beim Großen Preis von Indien seine vierte Formel-1-Weltmeisterschaft in Folge gesichert. Nur drei Piloten haben es in der Geschichte der Formel 1 geschafft. Trotzdem wird der Heppenheimer von vielen Fans noch immer nicht vollends akzeptiert. Der Vorwurf: Vettel gewinnt nur, weil sein Red Bull überlegen ist. Ein Kommentar von Alexander Maack

Der Vorwurf ist ungefähr so angemessen, wie dem FC Bayern München vorzuwerfen, nur Rekordmeister zu sein, weil der Verein durch kluges Management über Jahre konstant den besten Kader hat. Am Ende entscheidet die Leistung auf dem Platz, oder in diesem Fall der Rennstrecke - und da hat Vettel einen massiven Anteil.

Er motiviert sein Team, wie es nur wenige Fahrer vor ihm gemacht haben. Vettels Perfektionismus hat dazu geführt, dass seine Ingenieure und Mechaniker jedes Wochenende das beste Auto auf die Strecke stellen. Gelingt das ausnahmsweise nicht, ist er dennoch siegfähig.

Das Rennen: Vettel ist D-D-D-Doppelweltmeister

Wer dem Vierfachweltmeister ernsthaft vorwirft, er sei noch immer ein unreifer Bengel, verweigert sich der Realität. In dieser Saison werden die Fortschritte durch zunehmende Erfahrung offensichtlich: Den Titel des Qualifying-Weltmeisters hat Vettel Lewis Hamilton abgenommen. Nebenbei ist der Heppenheimer nicht nur auf einem Umlauf schnell, sondern dominiert die Rennen fehlerfrei wie kein Zweiter.

Der Berserker im Cockpit

Trotzdem werfen ihm seine Kritiker noch immer vor, er könne nur gewinnen, wenn er vorneweg fährt. Natürlich ist Vettel dazu in der Lage. Startet er jedoch weiter hinten oder fällt zurück, ist sein Rennen noch lange nicht vorbei. So nett und bodenständig der 26-Jährige außerhalb des Cockpits ist, sitzt er im Auto, ist er ein Berserker. Er überrumpelt mal Nico Rosberg und Fernando Alonso und taktiert andernorts Romain Grosjean aus.

Von außen erscheint Vettels Vorgehen und das Bewusstsein der eigenen Stärke einigen arrogant. Der über Wochen im Fokus des Paddocks stehende Eier-im-Pool-Spruch wurde negativ aufgefasst, obwohl der flapsige Spruch ein scherzhafter Versuch zur Erklärung der aktuellen Dominanz war, den der Heppenheimer mit einem breiten Lächeln versah.

Vettels Standing in der Öffentlichkeit erinnert an einen seiner Vorgänger, der mit ähnlicher Leichtigkeit die Formel 1 dominierte: Michael Schumacher. Auch der Kerpener war vor seinem Comeback bei Mercedes keinesfalls die strahlend entspannte Legende, die er heute für viele darstellt.

Unfairness ausgeschlossen

Disqualifikationen, Rammstöße gegen Konkurrenten beim Saisonfinale - Exzesse wie "Schummel-Schumi" hat Vettel nicht nötig. Ist es das, was seine Kritiker mit fehlendem Charisma meinen? Für mich steht fest: Die Pfiffe bei den Siegerehrungen dieser Saison haben zwar Vettel getroffen, sie haben ihn aber nur stärker gemacht.

Voting: Ist Vettel schon besser als Schumacher?

Vettel wird in den kommenden zehn Jahren aufgrund seiner Jugend sämtliche Rekorde der Königsklasse pulverisieren. Er darf nur nicht den Fehler machen, das frühere Stewart-Team aus Milton Keynes frühzeitig zu verlassen.

Härte, Perfektion, unbedingter Siegeswille und ein gereifter Charakter - Vettel ist das Maß aller Dinge. Er steht schon jetzt auf einer Stufe mit Ayrton Senna, Juan Manuel Fangio und Alain Prost. Sie alle holten stets mehr als das Optimum heraus - und genau das macht Vettel Woche für Woche, Rennen für Rennen, Jahr für Jahr. Er ist schon jetzt eine lebende Legende.

Der WM-Stand im Überblick