Sie sind die Hoffnungen von McLaren, Toro Rosso und Caterham: Für Marcus Ericsson, Daniil Kvyat und Kevin Magnussen beginnt beim Saisonauftakt der Formel 1 beim Australien-GP das größte Abenteuer ihres Lebens. Dabei unterscheiden sich die drei F1-Rookies grundlegend. Der eine wird von seinem Land unterstützt, der andere verließ die Heimat für seine Karriere. Und der Dritte? Den brachte die DTM zum Motorsport.
Kevin Magnussen
- Team: McLaren
- Alter: 21
- Startnummer: 20
Der schmächtige Däne strahlte, als er aus dem neuen MP4-29 stieg. Bestzeit - und das in seiner allerersten Testfahrt im neuen Boliden. "Das war ein großer Tag für mich. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch", frohlockte Kevin Magnussen, nachdem er in Jerez alle arrivierten Fahrer hinter sich gelassen hatte.
Der 21-Jährige ist der Nachfolger von Sergio Perez im McLaren-Cockpit. Er tritt in große Fußstapfen: Der letzte Rookie in diesem Rennstall war kein geringerer als Lewis Hamilton, der in seiner Debüt-Saison den zweiten WM-Platz einfuhr. Magnussen will seinem Vorgänger nacheifern. "Lewis ist ein großer Fahrer. Als er als Rookie zu McLaren kam, hatte er großen Erfolg und das ist definitiv wieder möglich."
Die bisherigen Resultate geben Magnussen Recht. Bei den Testfahrten in Jerez und Bahrain hinterließ der 21-Jährige einen sehr guten Eindruck und landete meist auf den vorderen Plätzen. Seine Unerfahrenheit sieht er nicht als Nachteil: "Es ist die richtige Saison, um als Rookie einzusteigen, weil das Auto so anders zu fahren ist. Alle müssen das Fahren wieder lernen", betont Magnussen.
"Sehr schnell über eine Runde"
"Er ist sehr schnell über eine Runde, war konstant und hat sich gut ins Team eingefügt. Er ist definitiv jemand, den wir für die Zukunft im Auge behalten müssen", lobte Renndirektor Eric Boullier. Doch hat Magnussen auch genug Konstanz?
Der Däne hat sich noch keinen Namen in der Königsklasse gemacht, McLaren verlangt von Beginn an Ergebnisse. Sollte Magnussen seine starken Testfahrten nicht bestätigen, könnte es für ihn schnell eng werden. Zumal mit Stoffel Vandoorne das nächste Supertalent mit McLaren-Fördervertrag in der GP2 geparkt ist.
Dass McLaren-Boss Ron Dennis nicht vollends hinter Magnussen stand, offenbarte der Geschäftsführer jüngst selbst: "Ich hatte Bedenken, zumal ich kein Fan davon bin, die Söhne von Ex-Fahrern zu verpflichten." Kevins Vater Jan verbrachte drei Saisons im F1-Zirkus, war der einzige Däne der jemals Punkte holte und wechselte anschließend in die DTM. Er brachte seinen Junior zum Motorsport.
Schon mit 16 gewann Kevin in seiner Debüt-Saison die Formel Ford. Über die Formel 3 Deutschland landete Magnussen schließlich in der Formel Renault 3.5, wo er letztes Jahr den Titel holte und sich so für die Formel 1 empfahl. Beeindruckend war vor allem seine Konstanz: Magnussen stand bei 13 von 17 Rennen auf dem Podium.
"Wird Jenson harte Zeit bescheren"
Die fahrerische Klasse des Sohns hat mittlerweile selbst Dennis überzeugt: "Kevin verfügt über eine eiserne Entschlossenheit. Ich traue ihm eine großartige Karriere zu, auf jeden Fall wird er Jenson eine harte Zeit bescheren"
Auch seinen neuen Teamkollegen Button hat der Däne schon jetzt überzeugt. Der Weltmeister von 2009 bescheinigte Magnussen "große Professionalität und Hingabe" und gab zu, vom Jungspund beeindruckt zu sein.
Noch gibt Magnussen sich demütig. "Ich bin bereit, um von Jenson zu lernen. Er hat enorme Erfahrung", sagt er: "McLaren war immer mein Traumteam, schon als kleines Kind. Jetzt muss ich beweisen, dass ich die Chance verdiene, hier zu bleiben."
Das Team ist dafür perfekt. "Sie wissen, wie man mit einem Rookie umgeht und wie man mit ihm arbeitet", stellte Magnussen fest und offenbarte, dass er "positiv nervös" auf den Saisonauftakt hinfiebert: "Du wirst immer meinen, dass du mehr hättest tun sollen. Wenn du die Zeit hättest, würdest du dauerhaft im Auto sitzen. Ich bin sicher, auch ein Michael Schumacher hatte bis zum letzten Tag nicht ausgelernt."
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Kevin Magnussen im Steckbrief
Daniil Kvyat
- Team: Toro Rosso
- Alter: 19
- Startnummer: 26
Im Kampf um die Nachfolge von Daniel Ricciardo im Toro-Rosso-Cockpit setzte sich Daniil Kvyat gegen den ebenfalls von Red Bull geförderten Felix da Costa und Rallye-Legenden-Sohn Carlos Sainz jr. durch. Mit 19 Jahren ist Kvyat das jüngste der drei neuen Gesichter, die diese Saison zum Fahrerlager der Formel 1 hinzustoßen.
Nicht alle halten einen so frühen Einstieg in die höchste Motorsportklasse für sinnvoll. "Er wird in Melbourne einen gewaltigen Schock bekommen", warnte Jenson Button den Jüngling aus Ufa: "Vielleicht wird es auch großartig und niemand von uns wird jemals wieder so darüber sprechen. Hoffentlich klappt das für ihn, aber es kann auch seine Karriere killen."
Wie Williams-Pilot Valtteri Bottas im Vorjahr ließ Kvyat einen Schritt aus. In der Renault World Series oder der F1-Nachwuchsserie GP2 trat er nie an. Die Erwartungen an den jungen Russen sind allerdings auch deshalb anfangs human. Die Verantwortlichen bei Toro Rosso sind sich bewusst, dass in den ersten Wochen keine Wunderdinge zu erwarten sind.
Marko fordert: Nach acht Rennen Angriff auf Vergne
"Natürlich muss Daniil erstmal lernen, wie die Formel 1 funktioniert und wie die Kurse verlaufen", betonte Red Bulls Nachwuchszüchter Helmut Marko, der Kvyat oft nur "Der Russe" nennt. Marko fügte jedoch sogleich hinzu: "Nach sechs bis acht Rennen sollte er in der Lage sein, Jean-Eric Vergne anzugreifen."
Kvyat, der eine Vorliebe für Würste aus Bayern hat, proklamierte selbst eine eher vorsichtige Zielsetzung: "Ich will mich im Wagen so schnell wie möglich wohlfühlen. Das ist das Hauptziel und keine spezielle Position oder der Zeitpunkt für die ersten Punkte." Dabei hat er schon bewiesen, dass er schnell sein kann: Beim Freien Training zum US-GP war er nur zwei Zehntelsekunden langsamer als Daniel Ricciardo.
Keine Kampfansage, sondern eher zurückhaltende Worte eines erwachsen gewordenen Piloten. Kvyat wuchs in Russland auf und kam mit acht Jahren zum Kartsport. Um seine Karriere zu fördern, verließ die Familie die Heimat und zog nach Italien. Mittlerweile wohnt Kvyat in Rom und spricht fließend Englisch, Spanisch, Russisch und Italienisch.
Sein Talent, sich schnell neue Dinge anzueignen, bewies Kvyat erstmals in der Formel Renault 2.0. Nach der nötigen Eingewöhnungsphase legte er am Saisonende 2011 eine beeindruckende Aufholjagd hin und gewann vier Rennen in Serie. Gleich in 14 Läufen war er 2012 siegreich und sicherte sich so den Titel. Sein Ticket zur Königsklasse war aber die Saison 2013. Obwohl er nebenbei noch in der Formel-3-Euroserie antrat, erkämpfte er sich im letzten Saisonrennen nervenstark den Gesamtsieg in der GP3.
"Ich laufe Sebastian nicht nach"
Kvyat wirkt aufgrund seines Alters oft wie ein unschuldiger Jüngling. Erinnerungen an Sebastian Vettels Einstieg in die Formel 1 werden wach. "Ich laufe Sebastian nicht nach, um ihm seine Zeit zu stehlen, nur um mit ihm zu reden, wenn es nichts zu besprechen gibt", sagte der Russe, als er auf seine Beziehung zum deutschen Vierfachweltmeister angesprochen wurde. Der jüngste Pilot im Fahrerfeld ist positiv ichbezogen: "Ich habe meine Karriere natürlich mit dem Ziel begonnen, eines Tages hier zu sein und es fühlt sich fantastisch an."
Der Start ins Abenteuer Formel 1 verlief aber gelinde gesagt durchwachsen. In den Testfahrten in Jerez und Bahrain konnte er sein Talent kaum unter Beweis stellen: Der Renault-Motor machte Faxen, insgesamt reichte es nur zu 207 Runden. Läuft es in Melbourne besser? "Ich weiß noch nicht, wie wir da im Vergleich zu den anderen aussehen werden", gibt Kvyat zu: "Ich kann nur sagen, dass ich mich wie verrückt auf den ersten Formel-1-GP meines Lebens freue."
Sollte sich der 19-Jährige mit dem Boliden anfreunden, ist ihm der Durchbruch durchaus zuzutrauen. Obwohl es nicht sein oberstes Ziel ist: "Am Ende muss man mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben, man muss sich selbst treu bleiben und ehrlich zu sich selbst sein. Das ist das Wichtigste und das will ich schaffen."
Schon jetzt hat sich Kvyat die nötige Professionalität angeeignet. Als er wusste, dass er das Cockpit bei Toro Rosso bekommt, eilte er für ein paar Tage in die Fabrik. Er wollte etwas über das Auto lernen.
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Daniil Kvyat im Steckbrief
Marcus Ericsson
- Team: Caterham
- Alter: 23
- Startnummer: 9
Während der Silly Season tauchten massig Namen auf, die angeblich die beiden Caterham-Cockpits besetzen würden. Doch der von Marcus Ericsson wurde meist nur am Rande erwähnt. Der 23-Jährige verbrachte die letzten vier Jahre in der GP2 und fuhr in der letzten Saison auf einen mittelmäßigen sechsten Rang.
Als Caterham dann Ericsson als neuen Piloten neben Kamui Kobayashi vorstellte, war die Überraschung groß. Der erste Schwede in der Formel 1 seit über 20 Jahren - böse Zungen behaupteten, das sein Mentor und Unterstützer Kenny Bräck ihn mit elf Millionen Euro in den Rennstall eingekauft hätte.
Ein typischer Paydriver ist Ericsson aber nicht. In den Nachwuchsserien fuhr er oftmals für ein Team, dass sich wenig später wegen Finanzierungsproblemen zurückziehen musste. Unstrittig ist zudem, dass Ericsson Talent mitbringt.
Wie seine beiden Brüder fing auch er früh mit dem Kartsport an. Ericsson kommt aus derselben Region wie Formel-1-Legende Ronnie Peterson, wo ihn der Champ-Car, Le-Mans- und Tourenwagenpilot Fredrik Ekblom im Alter von neun Jahren auf seiner eigenen Kartbahn entdeckte. Ericsson hatte den Streckenrekord nur knapp verfehlt.
Geldprobleme bei der Familie
Ekblom überredete dessen Vater, dem Junior ein eigenes Kart zu besorgen. Eigentlich hatte die Familie nicht das nötige Geld für eine Karriere im Motorsport. Doch dann kam Ex-Indycar-Fahrer Bräck hinzu, der unter anderem Mika Häkkinen und David Coulthard zu seinen Freunden zählt. Fahren musste Ericsson aber selbst.
Er holte in seiner Debütsaison 2007 im Alter von gerade 17 Jahren den Titel in der britischen Formel BMW - mit sieben Siegen und elf Pole Positions. Dabei hatte sich Ericsson zunächst an das Auto gewöhnen müssen und dominierte erst nach kurzer Anlaufphase. Er startete bei zehn der letzten elf Rennen von ganz vorn.
Danach Teenager legte er seinen Fokus auf asiatische Rennserien und gewann die renommierte japanische Formel 3 im Jahr 2009. Bereits damals durfte er bei Brawn GP für Testfahrten ins F1-Cockpit steigen, Teamchef Ross Brawn attestierte dem Schweden eine "außergewöhnliche Reife".
"Von Kamui lernen"
Nun darf sich Ericsson in der Motorsport-Königsklasse auch auf Rennen freuen. Zusammen mit Kamui Kobayashi tritt er für Caterham an. "Ich glaube, es ist sehr gut für mich, mit einem so erfahrenen Teamkollegen wie Kamui in die Formel 1 einzusteigen. Er hat bereits gezeigt, dass er auf hohem Niveau Leistung bringen kann", betonte Ericsson. "Für mich ist es in diesem Jahr wichtig, von Kamui zu lernen."
Oben mitzufahren dürfte für Ericsson allerdings schwer werden. In der fünfjährigen F1-Geschichte des Rennstalls gelang noch kein einziger WM-Punkt. Dennoch ist der erste Pilot aus Sverige seit Stefan Johansson hoffnungsfroh. "Für Schweden ist es natürlich großartig, denn wir haben lange 23 Jahre geantwortet", sagte der 23-Jährige. "Ich bin wirklich stolz und hoffe, ich schlage mich gut, um sie auch stolz zu machen."
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Marcus Ericsson im Steckbrief