Auf seiner Abschieds-Pressekonferenz dankte Montezemolo mit Tränen in den Augen den Fans und seinen Ferrari-Mitarbeitern.
"Ich habe meine Pflicht getan. Eine Umstrukturierungsphase ist voll im Gang, um die Organisation und das Team zu erneuern. Das ist der richtige Moment, um das Unternehmen zu verlassen."
Montezemolo war seit 1991 Ferrari-Chef, der damalige Fiat-Präsident Gianni Agnelli hatte ihn in das Amt berufen. Zuletzt war es zum Streit zwischen Montezemolo und Marchionne gekommen, der sich auch an den schwachen Leistungen des Formel-1-Teams entzündet hatte.
Montezemolo sprach vom "Ende einer Epoche". Wegen der Fusion von Fiat mit Chrysler und der im Oktober geplanten Börsennotierung an der New Yorker Wall Street beginne laut Montezemolo "eine neue Phase", und es sei richtig, dass das Unternehmen von Fiats Vorstandsvorsitzendem Marchionne geführt werde.
"Seit sechs Jahren gewinnen wir nicht mehr"
Marchionne räumte Meinungsverschiedenheiten mit Montezemolo über die Führung des Rennstalls ein, dessen Leistungen in dieser Saison trotz des Top-Duos Kimi Räikkönen und Fernando Alonso erneut enttäuschend waren.
"Ich will jedoch Luca persönlich für all das danken, was er für mich, Ferrari und Fiat getan hat", sagte Marchionne.
Die wirtschaftlichen Ergebnisse Montezemolos bezeichnete er als sehr gut, aber im Fall von Ferrari müsse man auch die sportlichen Ergebnisse berücksichtigen.
"Seit sechs Jahren gewinnen wir nicht mehr", hatte er am letzten Sonntag nach dem Großen Preis von Monza gesagt. Letzter Ferrari-Weltmeister war Räikkönen im Jahr 2007.
Marchionne bittet um Geduld
"In diesem Jahr wird es schwierig sein, zu Resultaten zu gelangen, wir müssen die jetzige Situation verarbeiten und die Weichen für einen Neubeginn im kommenden Jahr stellen", sagte Marchionne. Die Formel 1 gehöre zur "DNA Ferraris", und man werde weiterhin "mit allen Kräften für Erfolge arbeiten."
Eine Integration Ferraris in den Mutterkonzern Fiat schloss er aus: "Wir wollen das schützen, was hier in Maranello errichtet worden ist."
Italienische Pressestimmen zu Montezemolos Rücktritt
Gazzetta dello Sport: "Das Erdbeben bei Ferrari geht wie erwartet zu Ende: Die historische Nummer eins Maranellos, Luca Cordero di Montezemolo, verlässt den Konzern am 13. Oktober am Ende der Feierlichkeiten zum 60. Jubiläum von Ferrari in Nordamerika. Bei Ferrari bahnt sich jetzt unter der Führung von Fiat-Chef Marchionne eine Revolution an."
Corriere dello Sport: "Montezemolo muss Ferrari Adieu sagen. Der Vorhang fällt nach 23 Jahren. Noch mehrere Aspekte müssen jetzt geklärt werden, unter anderem die Abfindung in Millionenhöhe, die Montezemolo von Ferraris Mutterkonzern Fiat kassieren wird."
Repubblica: "Montezemolo wird 'auf eigenen Wunsch' Ferraris Führung aufgeben, und Fiat-Chef Marchionne rückt zum neuen Präsidenten in Maranello auf. So geht der eklatante Bruch zwischen Montezemolo und Marchionne zu Ende, der den Ferrari-Boss wegen der langen Durststrecke der Scuderia in der Formel 1 am letzten Wochenende offen kritisiert hatte."
La Stampa: "Eine Ära geht bei Ferrari zu Ende, eine neue beginnt unter dem Stern von Fiat-Boss Sergio Marchionne, der nach der Fusion mit dem US-Partner Chrysler jetzt auch in Maranello das Sagen haben wird."
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