Gibt Lotus infolge der Übernahme durch Renault den Status als Kunde auf, beliefert Mercedes neben dem eigenen Werksteam noch Williams und Force India. Das Businessmodell ist aber auf vier Teams ausgelegt.
Ein Comeback von Sauber-Mercedes würde die Traditionalisten jubeln lassen. Schließlich war das Team nicht nur für die Gruppe-C-Einsätze der Stuttgarter in der Sportwagen-WM mit Jean-Louis Schlesser, Manuel Reuter, Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger verantwortlich, sondern übernahm auch die im Mercedes-Auftrag entwickelten Ilmor-Motoren und stieg damit in die Formel 1 auf.
"Wir sind immer auf Partnersuche", ließ Sauber die Handelszeitung wissen. Umgerechnet 5,5 Millionen Euro sollen angeblich die von Gläubigern per Zwangsvollstreckung eingeforderten Schulden betragen, Sauber bestreitet diese Forderungen offenbar.
Sauber-Mercedes möglich?
Bei einem Wechsel zu Mercedes könnte der Rennstall aus Hinwil sogar Geld sparen. Die Suttgarter suchen nach einer Möglichkeit, DTM-Meisterschaftskandidat Pascal Wehrlein ab der Saison 2016 in einem Formel-1-Auto unterzubringen. Derzeit testet der 20-Jährige für die Silberpfeile und Force India, dort sind allerdings durch zwei deutsche Fahrer keine Plätze mehr frei.
Wehrleins Einsatzcockpit würde dem Sauber einen deftigen Rabatt für die Motorlieferungen einbringen. Das Hindernis: Mit Felipe Nasr und Marcus Ericsson existieren schon gültige Verträge für die Saison 2016.
Manor als Mercedes-Juniorteam
Auch wenn Sauber mit der Umgehung dieses Problems seit der Causa Giedo van der Garde Erfahrung hat, ist deshalb eine andere Variante wahrscheinlicher: Manor startet künftig als Mercedes-Juniorteam.
Mit Bob Bell hat das frühere Marussia-Team schon im Juni einen ehemaligen Mercedes-Spitzeningenieur als Berater verpflichtet. Für die Silberpfeile war er bis Ende des Jahres 2013 als Technischer Direktor tätig und legte vor der Verpflichtung von Paddy Lowe die Grundlage für die aktuelle Dominanz.
Eine Kooperation mit Manor hätte abgesehen vom sicheren Wehrlein-Cockpit einen weiteren Vorteil für Mercedes: Sie würden einen Vorteil von Ferrari ausgleichen.
Reaktion auf Haas' Ferrari-Kopie
Gene Haas ist kein gewöhnlicher Kunde. Sein neues Formel-1-Team ist Ferraris Partner. Mit seiner Firma Haas Automation wirbt er schon jetzt auf den Boliden von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen, liefert CNC-Maschinen und bekommt dafür eine saftige Gegenleistung.
Haas setzt bei seinem Einstieg auf den American-Way: Wie bei seinem NASCAR-Engagement ist das Team in allen Belangen Abnehmer von Teilen: Ferrari liefert den Antrieb, Dallara leistet einen Großteil der Entwicklungsarbeit und baut die Chassis wie in GP2, GP3, Super Formula, Formel E und IndyCar-Serie.
Doch damit nicht genug: Haas reizt das Formel-1-Reglement bis zum Maximum aus. Kundenautos sind laut Sportlichem Reglement zwar verboten. Monocoque, Überlebenszelle, Überrollschutz, Flügel, Diffusor und Unterboden muss Haas selbst entwickeln oder durch Dallara entwickeln lassen. Doch Airboxen, Auspuff und die Geometrie der Karosserie darf Ferrari bereitstellen.
Haas hat sich dafür in den Ferrari-Windkanal in Maranello eingemietet. Der Automobilweltverband wurde hellhörig, untersuchte die Kooperation und stellte keine Regelbrüche fest.
Haas ist mehr als ein Kunde
Fest steht: Haas wird mehr als nur ein Kundenteam. Sie werden ein echtes B-Team wie Toro Rosso es für Red Bull immer darstellen sollte. "Es in Prozenten auszudrücken, ist schwierig, aber es geht in die Richtung", bestätigte der Südtiroler Günter Steiner, der als Teamchef die Entwicklungsarbeit organisiert: "Verstehen Sie mich nicht falsch. Wir bauen immer noch unser eigenes Chassis und unsere Karosserie."
Dass diese Teile dem Ferrari in der Saison zum Verwechseln ähneln, ist wahrscheinlich. F1-Insider berichtet, dass am 31. Oktober 70 Mitarbeiter vom US-Team entlassen werden und einen Tag später ihren Job in Maranello antreten. Zwei Teams, die gemeinsam die aerodynamische Basis ihrer Autos in unzähligen Windkanalstunden entwickelt haben - der Effekt könnte gewaltig sein.
"Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass Ferrari zurückkehrt und wieder echter Herausforderer ist - und nicht mehr hinterherlaufen muss", kündigte Marchionne kürzlich bei Sky Sports vielsagend an: "In der kommenden Saison erwartet uns ein komplett anderes Umfeld: Wir arbeiten seit geraumer Zeit an dem Antrieb und dem Auto für 2016."
Mercedes hat die Entwicklung beobachtet. Holen sie sich Manor ins Boot, können sie die Taktik künftig kopieren. "Wir haben mit ihnen über die Motoren geredet. Sie sind interessiert, das Wettbewerbsumfeld zu erforschen", bestätigte Motorsportchef Toto Wolff bei Autosport: "Sie sind ein junges Team, ein neues Team. Sie müssen sich mit allen Motorenlieferanten treffen und den besten Deal für sich abschließen. Deshalb reden wir mit ihnen." Die Aussicht auf ein Formel-1-Auto mit der Silberpfeil-Basis dürfte nicht der schlechteste Deal sein.
Die möglichen Team-Motoren-Kombinationen der Saison 2016:
- Mercedes
- Williams-Mercedes
- Force-India-Mercedes
- Manor-Mercedes
- Ferrari
- Red-Bull-Ferrari
- Toro-Rosso-Ferrari
- Haas-Ferrari
- McLaren-Honda
- Lotus-Renault
- Sauber-Renault
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