Der Heppenheimer hatte beste Chancen auf seinen ersten Sieg in Hockenheim, als er sich in der Sachskurve Richtung Kies verabschiedete. Zu diesem Zeitpunkt regnete es leicht, sodass Vettel den Grip auf der feuchten Strecke verlor und schließlich im Reifenstapel steckenblieb.
Auch bis dahin war es für Vettel ein turbulentes Rennen. Seine eigentlich souveräne Führung gab er zwischenzeitlich an Räikkönen ab, weil dieser mit einer alternativen Strategie unterwegs war (s.u.). Nach einer Stallorder von Ferrari übernahm er wieder Platz eins - bis er sich wie beschrieben aus dem Rennen verabschiedete.
Derweil sorgte Hamilton mit seinem Sieg für ein mittelschweres Formel-1-Wunder. Nach einem technischen Defekt im Qualifying startete der Brite nur von Platz 14, kämpfte sich aber schnell an die Spitzengruppe heran und ging nach Vettels Crash und folgender Safety-Car-Phase in Führung. Einen Angriff von Bottas wehrte er nach dem Restart souverän ab.
Weil Hamilton zu Beginn der SC-Phase in die Box abbog, die Einfahrt dann aber doch wieder verließ, untersuchte die Rennleitung, ob der Mercedes-Fahrer regelwidrig auf die Strecke zurückgekehrt war. Nach einer Anhörung entschied, Hamilton zu verwarnen, ihm seinen Sieg aber nicht mehr zu nehmen.
Hinter dem Spitzentrio kam Max Verstappen im Red Bull als Vierter ins Ziel. Nico Hülkenberg im Renault wurde Fünfter vor Romain Grosjean (6./Haas), Sergio Perez (7./Force India), Esteban Ocon (8.(Force India), Marcus Ericsson (9./Sauber) und Carlos Sainz Junior (10./Renault). Daniel Ricciardo fiel durch einen technischen Defekt (Zylinder verloren) aus.
In der Fahrer-WM führt Hamilton nun mit 188 Punkten vor Vettel, der bei seinen 171 Zählern bleibt. Auf Rang drei folgt Räikkönen mit 131 Punkten vor Bottas, der jetzt 122 Zähler auf seinem Konto hat.
Deutschland-GP: Der Start
Wenige Verschiebungen gab es zu Rennbeginn. Die ersten fünf Positionen blieben allesamt gleich, Hülkenberg war mit seiner Attacke gegen Grosjean der erste, der einen Platz gewann.
Auch im Hintergrund blieben alle Fahrer brav und vermieden Kollisionen. Hamilton verlor zunächst einen Rang, holte sich diesen aber unverzüglich wieder zurück. Ricciardo gelang es ebenfalls nicht, direkt weite Sprünge nach vorne zu machen.
Strategie beim Deutschland-GP:
Ferrari splittete seine Strategie zunächst und rief Räikkönen bereits nach 14 Runden an die Box, um diesen auf jeden Fall wieder vor Hamilton auf die Strecke zu schicken. Der Finne fuhr auf den frischen Softs nun aber so schnell, dass er Vettel überholte, als sich dieser elf Umläufe später neue Pneus mitgeben ließ.
Auch bei Mercedes ging man aufgrund der schlechten Startposition von Hamilton zwei verschiedene Wege. Bottas holte man nach 28 Runden herein und wechselte auf Soft. Hamilton hingegen startete auf den gelben Gummis, die er 42 Runden lang mit sich trug, ehe er auf Ultrasoft wechselte.
Als es etwa nach zwei Dritteln der Renndistanz in manchen Kurven zu regnen begann, reagierten Leclerc sowie Alonso und wenig später auch Verstappen als erstes und setzten auf Intermediates. Aber: Die Taktik ging bei den wenigen Tropfen nicht auf, alle Regen-Fahrer wechselten zurück auf Slicks.
Als durch Vettels Abflug das Safety Car auf die Strecke kam, wechselten Bottas und eine Runde später auch Räikkönen auf Ultrasofts. Hamilton blieb draußen und übernahm somit die Spitze.
Highlight des Rennens: Regen
Als der Himmel seine Schleusen öffnete, ging das Rätselraten los: Wie stark wird es wo regnen? Lohnen sich Intermediates? Oder sollte man bei Trockenreifen bleiben? Diese Unsicherheit machte das Rennen in dieser Phase unvorhersehbar und verlieh ihm die nötige Würze. Zahlreiche Positionsverschiebungen, Dreher und vor allem der Ausritt von Vettel waren die Folge.
Mann des Rennens: Lewis Hamilton
Der Weltmeister machte alles richtig. Pflügte sich im Eiltempo durchs Feld und sah seine Chance, als es anfing zu tröpfeln. Er fuhr auf seinen neuen Ultrasofts die schnellsten Zeiten, holte auf die Spitze auf und übernahm nach Vettels Ausfall und anschließender Safety-Car-Phase die Führung. Auch stark: Nico Hülkenberg.
Flop des Rennens: Stoffel Vandoorne
In jeder Trainingsession war der Belgier der Langsamste. Und im Rennen? Ging auch nicht viel mehr. Während Alonso zwischenzeitlich in den Top 10 fuhr und an Punkten schnupperte, sah Vandoorne das Feld nur von hinten. Sein McLaren spielte offenbar nicht so mit, wie er wollte. Trotzdem ein unglücklicher Auftritt des Youngsters.
Reaktionen der Top 3:
Lewis Hamilton (Mercedes): "Es ist schwer, aus dieser Position heraus zu gewinnen. Ich habe vor dem Rennen lange gebetet und immer daran geglaubt. Ich habe mich konzentriert und bin ruhig geblieben. Danke an das Team für dieses tolle Auto."
Valtteri Bottas (Mercedes): "Als Fahrer will man natürlich gewinnen. Nachdem Seb abgeflogen war, wusste ich, dass Lewis hinter dem Safety-Car eine bessere Position hatte, denn ich musste stoppen und er konnte draußen bleiben. Ich muss das Positive mitnehmen, es war beim Heim-Grand-Prix ein perfektes Ergebnis für uns."
Kimi Räikkönen (Ferrari): "Ich war schnell genug, aber es gab einen Moment im Rennen, als ich nicht zweimal stoppen wollte. Am Ende hat sich nicht viel geändert. Es war wegen des Regens ein kniffliges Rennen. Ich hatte mit einem Überrundeten einen etwas heiklen Moment und dabei ging Valtteri vorbei. Es war nicht einfach. Ich bin ein bisschen enttäuscht, muss das aber heute akzeptieren und versuche es beim nächsten Mal wieder."