Was bedeutet der Wechsel für Nico Hülkenberg?
Wäre die Formel 1 ein Film, Hülkenberg hätte wohl die Rolle des tragischen Helden sicher. Hochtalentiert bewies er immer wieder sein Können, überzeugte Zuschauer und Experten - und schaffte trotzdem nie den Sprung zu einem Topteam.
"Ich bin skeptisch, dass es mit mir und einen der drei Großen noch klappen könnte", gestand Hülkenberg unlängst: "Da muss man realistisch bleiben. Man bekommt in seiner Karriere nur eine gewisse Anzahl an Chancen. Ich habe auch nicht wirklich den Eindruck, dass sie besonders scharf auf mich sind."
Leider, muss man aus Hülks Sicht sagen, haftet ihm der Ruf an, im entscheidenden Moment nicht das Fortune auf seiner Seite zu haben. 147 GP-Starts ohne Podestplatz sprechen schließlich eine klare Sprache, kein anderer Pilot verpasste die Pokale bei so vielen Versuchen.
Dass Hülkenberg trotzdem zu den Besseren seiner Zunft gehört, zeigt die aktuelle Saisonbilanz. Hinter den Top sechs hat er die meisten Zähler gesammelt und steckt Sainz mit 52 zu 30 Punkten locker in die Tasche.
Mit Ricciardo wird der 30-Jährige da schon mehr Probleme haben. Gegen einen stärkeren Teamkollegen ist er vermutlich nie gefahren und es ist nicht auszuschließen, dass der "Honey Badger" ihm seine Grenzen aufzeigt. Sollte Hülkenberg den teaminternen Kampf jedoch bestehen, wird sein Name wohl wieder öfter in den Köpfen der Roten und Silbernen herumschwirren.
Ricciardos Verpflichtung ist für den Le-Mans-Sieger von 2015 somit Chance und Risiko zugleich. Der Negativ-Stempel könnte fester aufgedrückt werden, oder aber es öffnen sich schon längst verschlossene Türen. Wenn die Formel 1 im Jahr 2021 mit gravierenden Regeländerungen auffährt, sind die meisten Cockpits nämlich unbesetzt. Kein Top-Pilot möchte sich vorschnell in eine Richtung bewegen.