Platz 5, Daniel Ricciardo:
Nach seinem gefühlt 37.000 Ausfall in dieser Saison in Mexiko war Daniel Ricciardo so frustriert, dass er sein Cockpit am liebsten schon für das Brasilien-Rennen an Pierre Gasly abgegeben hätte. Zum Glück für alle Aussie-Fans machte Ricciardo nicht Nägel mit Köpfen und stieg dann doch nochmal in seinen Red Bull. Gut so!
Denn der Honigdachs machte seinem Ruf mal wieder alle Ehre und kämpfte sich im Eiltempo von Startplatz elf nach vorne. Wie gewohnt präsentierte er sich dabei mit seinen Bremsmanövern stark im Zweikampf, immer mit einer Prise Risiko, nie übers Limit hinaus.
Nachdem er sich zunächst ein hübsches Duell mit Sebastian Vettel lieferte, ging ihm gegen den zweiten Ferrari von Kimi Räikkönen am Ende die Puste aus. Schade für ihn, sonst hätte es nämlich das ersehnte Podium gegeben - und wir hätten zumindest einen fröhlichen Red-Bull-Fahrer auf dem Stockerl gehabt.
Platz 4, Kimi Räikkönen:
An einem geschmeidigen Samba-Tänzchen mit ein paar brasilianischen Tänzerinnen hatte der Iceman - im Gegensatz zu Lewis Hamilton und Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin - kein Interesse. Lieber genoss er den Podiumsbesuch für sich im Stillen. Kein Wunder: Wenn es in Abu Dhabi nicht nach Plan und im Sauber wie erwartet läuft, könnte es sein letztes gewesen sein.
Diese wahrscheinlich finale Champagnerdusche (in Abu Dhabi wird das ungeliebte Rosenwasser ausgeschenkt) hat sich Räikkönen jedoch wahrlich verdient. Im Qualifying fehlte ihm zwar ein knappes Zehntel zu Vettel, doch diesen Nachteil glich er im Rennen frühzeitig aus.
Nach einem Fahrfehler des Heppenheimers, der mit einem Sensorproblem zu kämpfen hatte, hüpfte er vorbei und war auch im Anschluss dauerhaft schneller. Abzüge gibt es für die fehlende Konsequenz gegen Valtteri Bottas, der ihn zu lange aufhielt. Umso besser machte es der Ferrari-Finne dann aber gegen Ricciardo: Trotz Geschwindigkeitsnachteil verteidigte er sich mit Bravour und erhielt so seinen 103. Formel-1-Pokal.
Platz 3, Charles Leclerc:
Vettel muss sich warm anziehen. Wenn Charles Leclerc seine Form konservieren und mit zunehmender Erfahrung sogar verbessern kann, dürften es knackige Jahre für den viermaligen Weltmeister werden. Das bewies der Rookie auch an diesem Wochenende.
Ein guter Start brachte Leclerc direkt in die Top sechs, von wo aus er sich sein Rennen gut einteilen konnte. Sogar so gut, dass Vettel nach seinem zweiten Stopp kurzzeitig hinter ihn zurückfiel und am Ende nur 17 Sekunden vor ihm lag - in der Zwei-Klassen-Gesellschaft Formel 1 ein guter Wert. Einziger Makel: Die Quali-Niederlage gegen Ericsson.
Platz 2, Max Verstappen:
Über Verstappens Verhalten nach dem Rennen kann man geteilter Meinung sein. Hier im Driver-Ranking soll es nur um die fahrerische Leistung gehen und die war - wie schon in Mexiko - fast perfekt. Qualifying-Duell gegen Ricciardo gewonnen? Geschenkt! Vielmehr erstaunte Verstappen mit seiner enormen Rennpace. In Nullkommanix überholte er Räikkönen, Vettel und wenig später auch Bottas.
Trotz Abteilung Attacke streichelte der Niederländer dabei seine Supersofts erfolgreich über 35 Runden, bis er schließlich auf eine härtere Stufe wechselte und Hamilton in bester Manier stehen ließ. Wäre Verstappen ebenso klar im "Duell" mit Ocon gewesen, er hätte seinen zweiten Sieg in Folge feiern dürfen. So gab es statt Jubel, Trubel, Heiterkeit Frust, Wut und Streit.
Vorneweg: Der Unfall geht, wie die Rennleitung richtig erkannt hat, auf die Kappe des Racing-Point-Piloten. Dennoch scheint es kein Zufall zu sein, dass ausgerechnet Verstappen in einen solchen Zwischenfall verwickelt war. Mit seiner riskanten Fahrweise provoziert er Berührungen - und diesmal auf eine äußerst unnötige Art und Weise.
Wenn Verstappen in Führung liegend sieht, dass Ocon trotz Überrundung nicht zurücksteckt, dann hätte er besser nachgeben sollen. Nicht, weil er regeltechnisch muss, sondern um sich selbst zu schützen. Hamilton zumindest hätte das getan. "Er hatte nichts zu verlieren und du alles", wies der Brite seinen Rivalen vor der Siegerehrung auf die Ausgangslage hin.
Sei es drum. Was Verstappen nach dem Super-GAU aus seinem Bullen herausquetschte, war dann wieder eines Lobes würdig. Trotz 50 Punkten weniger Abtrieb (laut Red Bull also etwa eine Sekunde Zeitverlust pro Runde), verkürzte er den Rückstand auf Hamilton so weit, dass er es fast noch ins DRS-Fenster geschafft hätte.
Platz 1, Lewis Hamilton:
Dass Hamilton zum zehnten Mal in dieser Saison einen Sieg bejubeln durfte, war Glück. Ohne Max Verstappens Dreher hätte er niemals die Chance gehabt, den jungen Wilden einzuholen. Dafür lief sein Mercedes vor den Toren Sao Paulos zu schlecht.
Erstes Problem: Seit die Stuttgarter ihr Felgensystem zurückbauen mussten, bekommt man die Reifentemperaturen nur schwerlich in Griff. Blasen machen die Gummis kaputt, der Grip geht verloren. Zweites Problem: Laut auto motor und sport hat ein Riss in Hamiltons Auspuff dafür gesorgt, dass die Motortemperaturen auf über 1.000 Grad stiegen. Hätte Mercedes die Leistung nicht drastisch heruntergeschraubt und so vier Zehntel pro Sekunden eingebüßt, wäre das Aggregat wohl hochgegangen.
Umso mehr ist Hamiltons Leistung anzuerkennen. Im Gegensatz zu Bottas schaffte er es, die Reifen zumindest halbwegs am Leben zu erhalten und sich so überhaupt in die Position zu bringen, von Verstappens Dreher zu profitieren. Und: Im Gegensatz zu Verstappen hielt er sich bei Bedarf zurück.
Ach ja: Dass der fünffache Champion mal wieder eine perfekte Qualifikationsrunde hinlegte, ist zwar mittlerweile Standard, aber natürlich trotzdem herausragend. 82 Pole Positions hat er nun auf seinem Konto - ob jemals ein anderer Fahrer diesen Wert erreichen wird?
So stimmten die User ab:
Bei den Usern schnappt sich Verstappen mit 50 Prozent der Stimmen den Sieg, doch auch Ocon hat sich mit seinem Manöver offenbar einige Pluspunkte eingeholt. Er ist im Ranking Zweiter vor Hamilton.