"Es ist überwältigend und für mich schwierig zu verstehen, was ich gerade alles empfinde", sagte Hamilton nach dem Rennen: "Es ist nicht nur Glück, sondern auch Demut. Es ist eine Ehre, hier zu stehen."
Der 34-Jährige dankte seiner Familie, die in Austin zu Besuch ist: "Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, hat mir mein Vater gesagt, dass ich niemals aufgeben darf. Daran halte ich heute noch fest. Und als ich das Lächeln meines Vaters eben gesehen habe ... das sagt alles. Er hat mich immer unterstützt."
Hamilton, dem auch ein achter Platz für den Titelgewinn gereicht hätte, legte den Grundstein für seinen erneuten Erfolg in der Startphase. Hier gewann er gleich zwei Positionen und bot damit das Gegenteil von Vettel, der in der ersten Runde vom zweiten auf den sechsten Platz durchgereicht wurde.
Der Heppenheimer meldete dabei schon nach wenigen Metern massives Untersteuern, konnte die Ursache dafür aber zunächst nicht ausmachen. Auch in den Folgerunden trat keine spürbare Besserung in Sachen Rennpace ein. Im Gegenteil: In der achten Runde brach ein Teil an der Hinterachse, sodass Vettel in Kurve 9 in die Auslaufzone rutschte und seinen nach hinten abgeknickten Ferrari abstellen musste.
Das Führungsquartett um Bottas, Verstappen, Hamilton und Lelcerc ließ sich davon freilich nicht beeinflussen. Vielmehr belauerte man sich an der Spitze und entfernte sich Stück für Stück vom restlichen Feld. Auffällig dabei: Leclerc konnte das Tempo der Konkurrenz nicht mitgehen und fiel als Vierter deutlich zurück.
Anders Verstappen, der Bottas zumindest in Sichtweite behielt und Hamilton lange Zeit in die Schranken wies. Erst nachdem er und Bottas einen Boxenstopp mehr als Hamilton auf dem Konto hatten, fiel er auf den dritten Platz zurück.
Hamilton versuchte nun in Führung liegend, mit seinen gebrauchten Reifen hauszuhalten. Dabei bekam er den Atem seiner beiden Verfolger immer näher zu spüren, bis ihn Bottas vier Runden vor Ende schließlich überholte. Verstappen fand den Weg am alten und neuen Weltmeister nicht mehr vorbei.
Fünfter wurde Alexander Albon im Red Bull, obwohl er nach dem Start zwischenzeitlich auf den letzten Platz zurückfiel. Als Sechster überquerte Renaults Daniel Ricciardo die Ziellinie. Die Top 10 komplettierten Carlos Sainz Junior (7./McLaren), Lando Norris (8./McLaren), Nico Hülkenberg (9./Renault) und Sergio Perez (10./Racing Point).
In der Fahrer-WM kommt Hamilton jetzt auf uneinholbare 381 Punkte. Bottas hat 314 Zähler auf seinem Konto. Dahinter folgen Leclerc (249), Verstappen (235) und Vettel (230). Entsprechend gab es auch Lob von der Konkurrenz: Vettel etwa war einer der ersten persönlichen Gratulanten nach dem Rennen und Verstappen sprach von einem "phänomenalen Job", den Hamilton absolviert habe. Und Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff kündigte an: "Solange er ein gutes Auto hat, kann er auch in den nächsten Jahren um den Titel fahren."
US-GP: Der Start
Bottas kam von der Pole Position perfekt weg und behielt die Führung ohne Probleme. Dahinter ging es mehr zur Sache: Verstappen schlüpfte sofort an Vettel vorbei, Hamilton wiederum am Leclerc. Der Monegasse drückte dabei Albon weit nach außen, sodass dieser mit Sainz kollidierte und über die dicken Kerbs musste. Die Folge für den Red-Bull-Mann: Beschädigungen am Auto und ein früher Boxenstopp.
Im hinteren Feld blieben Unfälle aus, sodass alle 20 Piloten die ersten Kurven überstanden.
Reifenstrategie beim US-GP:
Verstappen versuchte es zunächst mit einem Undercut gegen Bottas und kam schon nach 13 Runden an die Box. Mercedes vereitelte den Plan mit einem Stopp nur einen Umlauf später. Beide wechselten auf Hards.
Weil der Reifenabbau auf dem Circuit of The Americas verhältnismäßig stark war, musste das Duo allerdings ein zweites Mal an die Box. Wieder machte Verstappen den ersten Schritt (Runde 34) und fuhr auf Mediums weiter, ehe Bottas es ihm kurz danach (Runde 35) gleich tat.
Eine andere Strategie wählte die Silber-Mannschaft bei Hamilton. Er steuerte erst nach 24 Runden die Box zum Reifenwechsel an und hatte damit ein Ein-Stopp-Rennen auf der Agenda.
Highlight des Rennens: Sebastian Vettels Ausfall
Klar: Für Vettel war der Ausfall alles andere als ein Highlight und auch als neutraler Zuschauer wünscht man keinem Piloten ein Defekt. Kurios anzuschauen war der Ferrari allerdings schon. Einen Formel-1-Boliden auf drei Rädern über den Asphalt schlitternd sieht man schließlich nicht alle Tage.
Top des Rennens: Valtteri Bottas
Den vorzeitigen WM-Titel seines Teamkollegen konnte Bottas zwar nicht verhindern, aber zumindest tat er das, was in seiner Macht lag: das Rennen gewinnen. Dabei fuhr der Finne vom Start weg fehlerlos und überholte Hamilton siegbringend kurz vor Schluss.
Flop des Rennens: Ferrari
Wo ist Ferraris Hochform der vergangenen Monate? Leclerc hatte gegen Mercedes und Red Bull keine Chance, hinzu kam ein 7,7 Sekunden andauernder Boxenstopp (Grund: Defekter Schlagschrauber hinten links), der ihn noch weiter zurückwarf. Dass Vettel seinen Wagen mit einem technischen Defekt schon nach wenigen Runden parken musste, setzte einem schlechten Wochenende die Krone auf.