"Autokrieg", "Erdbeben in der Formel 1" und "jetzt knallt es": Kurz vor dem Saisonstart der Formel 1 eskaliert der Streit um die Schummel-Vorwürfe gegen Ferrari. Wegen eines mysteriösen Motoren-Deals haben angeführt vom Weltmeister-Team Mercedes insgesamt sieben Rennställe den Automobil-Weltverband FIA in dem Fall scharf attackiert. Ihr gemeinsames Statement umfasst nur 146 Worte - aber die haben es in sich.
"Wir sind überrascht und schockiert", schreiben Mercedes und Co., nachdem die FIA am vergangenen Freitag eine kryptische Abmachung mit dem Team von Sebastian Vettel öffentlich gemacht hatte. "Nach monatelangen Ermittlungen, die die FIA nur aufgrund von Fragen anderer Teams durchgeführt hat, lehnen wir es entschieden ab, dass die FIA eine vertrauliche Vereinbarung mit Ferrari zum Abschluss dieser Angelegenheit trifft", heißt es weiter in der gemeinsamen Mitteilung. Zudem behalten sich die Konkurrenten "rechtliche Schritte vor", schließlich geht es bei den Prämien in der Formel 1 sofort um Millionensummen.
Kontroversen um den Power Unit
Konkret geht es bei dem Zoff um das Ergebnis der FIA-Untersuchung zur Power Unit der Scuderia - das Resultat wird allerdings weitgehend unter Verschluss gehalten. Die Funktionsweise des 2019 verdächtig starken Ferrari-Antriebs sei analysiert und anschließend "eine Einigung mit dem Team erzielt" worden, hieß es lediglich. Über Details zu diesem Deal wurde Stillschweigen vereinbart. Eine Formulierung, die natürlich Spekulationen befeuert. Denn hätte die FIA herausgefunden, dass der Ferrari-Motor im grünen Bereich gearbeitet hat, wäre dies der PS-Welt auch so mitgeteilt worden, werden sich die Rivalen denken.
Und deshalb ist die Anti-Ferrari-Allianz stinksauer. "Eine internationale Sportregulierungsbehörde hat die Verantwortung, mit den höchsten Standards der Unternehmensführung, Integrität und Transparenz zu handeln", schrieben alle Rennställe bis auf Ferrari sowie Alfa Romeo und Haas, die von den Italienern mit Antrieben beliefert werden.
Konkurrenz fordert eine Erklärung
Mercedes und Co. fordern rund eine Woche vor dem ersten Rennen des Jahres in Australien (15. März) jetzt eine "vollständige und ordnungsgemäße Offenlegung" der Untersuchungsergebnisse, "um sicherzustellen, dass unser Sport alle Konkurrenten fair und gleich behandelt."
Eine gemeinsame Erklärung von sieben der zehn Formel-1-Teams ist mehr als ungewöhnlich für die Rennserie. Der Corriere della Sera sprach deshalb auch schon von einem "Autokrieg", die Fachzeitschrift motorsport-magazin.com machte ein "Erdbeben in der Formel 1" aus und formel1.de meinte: "Jetzt knallt es". Ferrari selbst und die FIA kommentierten das Vorgehen der Rivalen zunächst nicht.
Während der Saison 2019 war immer wieder geunkt worden, Ferrari bewege sich bei seinem Motor mindestens im Graubereich der Regeln. Die berühmten roten Autos von Vettel und Charles Leclerc waren auf den Geraden stets besonders schnell unterwegs. Red-Bull-Pilot Max Verstappen sprach offen von Schummelei, nachdem gemunkelt worden war, dass Ferrari mit einem Trick die Benzinfluss-Regel umgangen haben könnte - um dadurch mehr Leistung zu generieren. Ferrari wies die Vorwürfe stets zurück.