Fragen und Antworten zu Mick Schumacher: Wie gut ist er wirklich?

Von Stefan Petri
Mick Schumacher (l.) wird in der kommenden Saison in der Formel 1 fahren und damit in die Fußstapfen von Vater Michael treten.
© getty
Cookie-Einstellungen

4. Ist der Name Schumacher für Mick Hilfe oder Bürde?

Mit elf Jahren, so erzählte es Mick Schumacher einmal, habe er sich bewusst für den Traum der Motorsport-Königsklasse entschieden. Daheim, an der Kartbahn in Kerpen, im Gespräch mit seinem Vater: "Er hat mir in die Augen geguckt und mich gefragt: 'Willst du das ernsthaft?' Ich habe nur genickt. Seither ordne ich dem Wunsch, in die Formel 1 zu kommen, alles unter."

Dabei half der Name Schumacher zunächst aber weniger als die tiefen Taschen der Familie: Sechs Millionen Euro etwa, so rechnete es Mercedes-Teamchef Toto Wolff gegenüber Forbes vor, kostet es, um einen talentierten Fahrer bis in die Formel 1 zu bringen.

Dem Druck des Schumacher-Erbes ging Mick dabei bewusst aus dem Weg: In Kart-Wettbewerben trat er lange unter dem Namen Nick Betsch an, nach dem Mädchennamen seiner Mutter Corinna. Das machte ihn zu einem unter vielen, hielt die Presse fern und den Druck niedrig. Und es sorgte dafür, dass er sich allein durch seine Leistungen auf der Strecke für größere Aufgaben empfehlen musste.

In späteren Jahren, als das Versteckspiel nicht mehr durchzuhalten war, öffnete sein Name sicherlich die eine oder andere Tür und lockte auch Sponsoren an. Nicht umsonst hofft Ferrari darauf, mit Schumacher eines Tages die früheren Glanzzeiten wiederbeleben zu können. "Jeder Ferrari-Fan bekäme feuchte Augen, wenn er den Namen Schumacher wieder auf einem Ferrari sehen würde", bekannte etwa Ex-Präsident Luca di Montezemolo freimütig.

Mick profitiert obendrein vom Netzwerk der Familie: Managerin Sabine Kehm (56) und Anwalt Thilo Damm (52) arbeiteten bereits für Vater Michael und kennen das Geschäft in- und auswendig. Und Sebastian Vettel, nach eigener Aussage "immer noch ein Fan" von Michael, bot bereits seine Hilfe an: "Ich helfe ihm gern, wo ich kann. Mick ist ein toller Bursche. Schade, dass Michael nicht hier ist."

Gleichzeitig ist nur zu erahnen, welchem Druck Mick Schumacher im Laufe seiner Karriere ausgesetzt ist. "Der Junge hat ultimativen Druck, seit er das erste Mal im Kart gesessen war", urteilte RTL-Experte Christian Danner gegenüber Sport1: "Ein normaler Mensch wäre längst ab durch den Gully gegangen." Das mediale Brennglas und die extrem hohen Erwartungen habe Schumi Jr. aber bislang gut weggesteckt, lobte Ross Brawn. "Mit einem Weltmeister-Vater wie Michael ist das Erbe noch schwerer, aber ich drücke die Daumen."

Stuck sah es im Interview mit SPOX ähnlich: "Man kann die Leistungen gar nicht hoch genug bewerten. Er wird ja praktisch mit der Lupe beobachtet." Dazu komme die gesundheitliche Situation seines Vaters: "Wenn Mick nach Hause kommt, weiß er, dass nebenan sein schwerkranker Vater liegt. Wie er das meistert und wie er damit lebt, davor habe ich allergrößten Respekt."

Ganz sicher eine große Hilfe wird der Name Schumacher für den in Deutschland übertragenden Pay-TV-Sender Sky sein. Der hält ab dem kommenden Jahr die alleinigen Rechte, nachdem RTL nach 30 Jahren Formel 1 die Waffen streckt: Die Glanzzeiten früherer Tage mit Einschaltquoten in zweistelliger Millionenhöhe sind längst vorbei, der schleichende Abschwung der letzten Jahre machte auch vor den deutschen Rennstrecken nicht halt. In Unterföhring hofft man nun darauf, dass Mick für gesteigertes Interesse sorgen kann - und vielleicht, sollte er in ein paar Jahren um den Titel mitfahren, sogar wieder für einen Boom.