Formel 1 - Erkenntnisse zum Aserbaidschan-GP: Vettel streift die letzten Zweifel ab - Hamilton verliert die Nerven im Titelkampf

Von Christian Guinin
Sebastian Vettel wurde bei der letzten Ausgabe des Großen Preises von Aserbaidschan Zweiter.
© imago images / HochZwei
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Sebastian Vettel streift die letzten Zweifel ab

Was wurde Sebastian Vettel in den vergangenen Monaten und Jahren kritisiert. Die dabei oft gestellte Frage: Werden wir den "alten" Sebastian Vettel jemals wiedersehen? Den Vettel, der in seiner unbekümmerten Art zu vier Weltmeistertiteln fuhr und der sich an guten Tagen vor den besten Piloten dieses Sports nicht verstecken musste.

Beim Großen Preis von Aserbaidschan fuhr Vettel mit Platz zwei nicht nur das beste Saison-Ergebnis ein, es war auch seine persönlich beste Platzierung seit mehr als anderthalb Jahren (damals ein zweiter Platz beim Mexiko-GP 2019). "Ich habe mich das ganze Wochenende über gut gefühlt, aber ich habe sicher nicht Platz zwei erwartet", sagte Vettel nach der Siegerehrung. Als Elfter war er ins Rennen gegangen, hatte über die 51 Runden neun Plätze gut gemacht. Nur Sergio Perez im Red Bull sah vor Vettel die schwarz-weiß-karierte Zielflagge. Als Belohnung für die starke Leistung bekam Vettel sogar die Fan-Auszeichnung des Fahrers des Tages verliehen.

In dieser Auszeichnung steckt natürlich Anerkennung für eine bemerkenswerte Leistung auf einem fordernden Stadtkurs wie dem Baku City Circuit. Vielmehr erhielt der vierfache Weltmeister aber diesen Zuspruch, weil solche Auftritte zuletzt selten geworden waren. Weil er solche Leistungen viel zu oft schuldig geblieben war. Leistungen, wie sie eines vierfachen Weltmeisters würdig wären.

Denn auch wenn es letztlich das Unglück der vor ihm Fahrenden war, dass ihn aufs Podest brachte - den WM-Führenden Max Verstappen beförderte ein Reifenplatzer ins Aus, den WM-Zweiten Lewis Hamilton ein Verbremser ans Ende des Feldes -, so war es Vettels Verdienst, überhaupt in der Position zu sein, um davon zu profitieren. Und in eine solche Position vermag sich der 33-Jährige nun allem Anschein wieder bringen zu können.

Vettel: P2 "bedeutet mir unheimlich viel"

"Das alles bedeutet mir unheimlich viel, weil wir so einen schweren Start zusammen hatten", so der 33-Jährige, der in den ersten vier Rennen der laufenden Saison nicht über Platz 13 hinausgekommen war. Zu wenig für die Ansprüche von Vettel selbst und auch von Aston Martin. Der ambitionierte Rennstall hatte ihn schließlich als Hoffnungsträger und Aufbauhelfer verpflichtet, der das ehemalige Racing-Point-Team perspektivisch nachhaltig siegfähig machen sollte.

Der "schwere Start" aber ließ die Kritik, vorrangig die von außen, wachsen. Vielleicht waren die miserablen Leistungen im letzten Ferrari-Jahr ja doch nicht allein dem schwachen Auto geschuldet, so die Argumentation, vielleicht wäre das Karriereende doch die bessere Wahl gewesen. Vettel ließ sich davon zumindest nach außen nicht beunruhigen.

Schon in Monaco zeigte er sich deutlich verbessert, fuhr als Fünfter sein bestes Ergebnis ein - und legte nun in Baku nach. Zwar machen zwei gute Rennen auf den engen und anspruchsvollen Stadtstrecken die wechselhaften Auftritte davor nicht vergessen. Trotzdem war dem vierfachen Weltmeister in den Interviews nach dem Podium in Baku anzumerken, dass er eine gewisse Erleichterung empfindet.

Dank zweier Platzierungen in den Punkten zeigt die Kurve nun wieder nach oben. "Ich hoffe, dass wir jetzt regelmäßiger in die Punkte fahren", blickte der Heppenheimer optimistisch in die Zukunft. Die letzten Zweifel, ob wir den "alten" Sebastian Vettel jemals wiedersehen werden, scheinen beseitigt.