"Es war unglaublich, alles war in Orange getaucht", sagte Rennsieger Verstappen, der in der Wellmeisterschaft nun 32 Punkte Vorsprung vor Hamilton hat. "Das Auto hat sich absolut super angefühlt. Ich bin ein wenig selbst überrascht, wie gut es gelaufen ist."
Bottas freute sich als Zweitplatzierter, "wieder auf dem Podium zu stehen. Für mich persönlich ist das heute natürlich besser als in der Vorwoche, als ich auch von Platz fünf starten musste. Als Team haben wir heute ordentliche Punkte geholt, wenn man den Pace-Abstand zu Red Bull in Betracht zieht.
Hamilton verlor im zweiten Mercedes hingegen erneut an Boden. "Ich hab mein Bestes gegeben, ich konnte nicht mehr machen", sagte der frustrierte Viertplatzierte am Sky-Mikrofon. "Wir müssen uns verbessern. Wenn man sich Max anschaut, zwei Stopps und 18 Sekunden Vorsprung - wir haben viel Arbeit vor uns. Ich hoffe, das sich unser Auto in Silverstone besser anfühlt, hier waren es zwei schmerzhafte Rennen, aber wir behalten den Kopf oben."
Vettel schied in der letzten Runde des Rennens gar aus. Im Kampf um Platz zwölf kollidierte der Aston-Martin-Pilot mit seinem Kumpel Kimi Räikkönen, der ihn übersehen hatte. Am Ende wurde der viermalige Weltmeister als 17. geführt. "Ich weiß es nicht. Mit Sicherheit ein Missverständnis. Ich war innen und dachte, dass ich vorne bin. Ich bin mir sicher, dass es keine Absicht war, von beiden Seiten nicht. Wir hätten eh nicht mehr in die Punkte fahren können."
Österreich-GP: Die Analyse
Der Start verlief weitestgehend ereignislos. Verstappen behauptete seine Spitzenposition vor Norris, dahinter gab es auch bei Perez, Hamilton und Bottas keine Positionswechsel. Im hinteren Teil des Feldes kam es zur Kollision zwischen Esteban Ocon (Alpine) und Alfa-Romeo-Pilot Antonio Giovinazzi, in deren Folge der Franzose seinen Alpine schadensbedingt abstellen musste. Das Safety Car wurde umgehend auf die Strecke beordert.
Auch beim folgenden Restart verteidigte Verstappen seinen ersten Platz problemlos. Weniger gut lief es bei Teamkollege Perez, der in Kurve vier ein überstürztes Überholmanöver gegen Norris versuchte, vom Engländer außen auf den Kies gedrückt wurde und auf Rang zehn zurückfiel. Obwohl das Manöver von außen eher nach einem gewöhnlichen Rennzweikampf aussah, brummte die Rennleitung Norris später eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe auf.
Verstappen ließ sich davon aber nicht beeindrucken. Souverän diktierte der Niederländer im ersten Stint das Tempo an der Spitze und vergrößerte Runde für Runde den Vorsprung auf Norris. Da Hamilton lange keinen Weg am McLaren-Pilot vorbei fand, verlor auch er massiv an Boden. Erst nach 20 Runden überholte Hamilton den jungen Engländer im Anflug auf Kurve vier, der Rückstand auf Verstappen belief sich zu diesem Zeitpunkt allerdings schon auf über zehn Sekunden.
Auch mit den ersten Boxenstopps hielt sich die Bewegung in Grenzen. Lediglich Norris musste aufgrund seiner Zeitstrafe seinen dritten Platz an Bottas abdrücken, noch an der Box ging der Finne am Youngster vorbei. Hamilton schaffte es indes nicht, näher an Verstappen heranzurücken. Der Abstand zwischen den beiden Kontrahenten wuchs nach dem Reifenwechsel sogar auf mehr als 15 Sekunden an.
Die zweite Rennhälfte sollte dann ganz vom Kampf um die Podestplätze geprägt werden. Ab der 40. Runde meldete Hamilton Probleme mit den Reifen, auch am Unterboden seines W12 funkte er leichtere Schäden durch. Innerhalb weniger Umläufe fuhr Teamkollege Bottas die Lücke zum amtierenden Weltmeister zu.
Die Anordnung von Mercedes an den Finnen, Hamilton zunächst nicht anzugreifen, wurde nur wenige Runden später aufgrund des heraneilenden Norris annulliert. Letztlich zogen sowohl Bottas als auch der McLaren-Pilot in Runde 52 bzw. 54 ohne Probleme an Hamilton vorbei, dieser tauschte im Anschluss noch einmal seine Reifen, um P4 abzusichern.
Ganz vorne änderte dies aber nichts mehr. Souverän fuhr Verstappen - der für den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde ebenfalls noch einmal frische Reifen aufzog - seinen dritten Sieg in Folge nach Hause, dahinter beendeten Bottas und Norris das Rennen auf den Plätzen zwei und drei. Hamilton wurde Vierter, Perez im zweiten Red Bull trotz mehrerer Zeitstrafen noch Sechster, hinter Carlos Sainz im Ferrari.
Sebastian Vettel, der sein Rennen lange außerhalb der Punkteränge verbrachte, war in der letzten Runde noch in einen Unfall verwickelt. Beim Ausgang von Kurve vier übersah Alfa-Romeo-Pilot Kimi Räikkönen den Heppenheimer und fuhr ihm in die Seite seines Aston Martins. Beide mussten das Rennen aufgeben, Vettel wurde im Ziel aber als 17. gewertet.
Die Top 10 komplettierten Daniel Ricciardo (McLaren(7.), Charles Leclerc (Ferrari/8.), Pierre Gasly (AlphaTauri/9.) und Fernando Alonso als Zehnter.
Österreich-GP: Die Reifenstrategie
Aufgrund der im Vergleich zum vergangenen Wochenende weicheren Reifen, die an den Red-Bull-Ring mitgebracht wurden, sowie dem damit einhergehenden höheren Verschleiß, mussten die Piloten auf ihre Pneus deutlich stärker achten.
Mit Vettel, Stroll, Gasly und Tsunoda wählten dementsprechend auch nur vier Fahrer den weichen Reifen als Start-Reifen und setzten damit auf eine Zwei-Stopp-Strategie. Bereits in Runde 15 bog mit Tsunoda der Erste an die Box ab und zog die harten Reifen auf.
Als bessere Strategie entpuppte sich der Start auf dem Medium-Reifen. Daniel Ricciardo gelang es so via Overcut an besagtem Quartett vorbeizugehen. Der Australier fuhr im ersten Stint deutlich länger und blieb somit nicht im Verkehr stecken.
Auch an der Spitze entschied man sich für einen Einstopper. Norris machte hier den Anfang, wobei der hinter ihm liegende Bottas umgehend coverte. Durch die Zeitstrafe des McLaren-Piloten überholte Bottas Norris noch in der Boxengasse und eroberte den finalen Podestplatz.
Weniger spektakulär verliefen die Stopps von Hamilton und Verstappen. Beide tauschten direkt hintereinander ihre Mediums für frische Hards, einen Positionswechsel gab es dementsprechend nicht. Aufgrund seiner Probleme bog Hamilton gegen Ende sogar noch einmal für einen zweiten Reifenwechsel ab, Auswirkungen auf den Rennverlauf hatte das aber nicht mehr.
Highlight des Rennens: Wilde Strafenflut
Man muss schon lange in die Vergangenheit zurückgehen, um ein Rennen mit ähnlich vielen Verwarnungen und Strafen wie das am heutigen Sonntag in Spielberg zu finden. Teilweise waren die Rügen und Verwarnungen (wie im Fall von Tsunoda und Mazepin) absolut berechtigt und nachvollziehbar, die Strafen gegen Perez (beide) und vor allem Norris aber einfach nur lächerlich. Echtes und hartes Racing ist so kaum mehr möglich.
Top des Rennens: Lando Norris
Es ist unfassbar, wie der Youngster in diesem Jahr Woche für Woche Top-Leistungen abliefert. Trotz des im Vergleich zu Bottas und Hamilton schwächeren Boliden, lieferte sich der Engländer einen packenden Fight mit den Silberpfeilen.
Flop des Rennens: Sergio Perez
Es hätte ein so gutes Rennen für Red Bull werden können. Der Doppelsieg war in greifbarer Nähe, wäre da nicht das übermütige Temperament des Mexikaners. Völlig unnötig versuchte Perez nach dem Restart das Überholmanöver gegen Norris außen in Kurve vier, kam in den Kies und schmiss damit sein Rennen weg. Im Mittelfeld machte er sich dann die Reifen kaputt, eine Aufholjagd gelang nicht mehr.
Formel 1: Die WM-Wertung nach 9 von 23 Rennen
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Max Verstappen | Red Bull | 182 |
2 | Lewis Hamilton | Mercedes | 150 |
3 | Sergio Perez | Red Bull | 104 |
4 | Lando Norris | McLaren | 101 |
5 | Valtteri Bottas | Mercedes | 92 |
6 | Charles Leclerc | Ferrari | 62 |
7 | Carlos Sainz | Ferrari | 60 |
8 | Daniel Ricciardo | McLaren | 40 |
9 | Pierre Gasly | AlphaTauri | 39 |
10 | Sebastian Vettel | Aston Martin | 30 |
- Konstrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Red Bull | 286 |
2 | Mercedes | 242 |
3 | McLaren | 141 |
4 | Ferrari | 122 |
5 | AlphaTauri | 48 |
6 | Aston Martin | 44 |
7 | Alpine | 32 |
8 | Alfa Romeo | 2 |
9 | Williams | 0 |
10 | Haas | 0 |