Verstappen, der seinen insgesamt 18. Grand-Prix-Erfolg in der Königsklasse feierte, liegt nach 17 von 22 Rennen somit zwölf WM-Punkte vor Hamilton. Für den RB-Fahrer war es in der laufenden Saison bereits der achte Triumph.
"Max hat einen super Job gemacht. Es war ein wirklich hartes Rennen, ich habe alles gegeben - mehr war nicht drin", zollte der geschlagene Brite seinem Rivalen nach dem Rennen seinen Respekt. Dieser wiederum freute sich über seinen Sieg: "Unglaublich, wir haben es geschafft!", funkte Verstappen nach der Zieleinfahrt.
Lob für die Vorstellung des Niederländers gab es auch vom RB-Teamchef. "Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass er es schafft", sagte Christian Horner bei Sky: "Ich bin um 25 Jahre gealtert. Ich habe nicht gedacht, dass wir das durchhalten. Er verdient diesen Sieg."
Mercedes hingegen büßte zum zweiten mal in Folge Punkte auf Verstappen ein. Silberpfeil-Teamchef Toto Wolff sieht dennoch keine Fehler seiner Mannschaft in Austin: "Wir dachten, dass wir eine kleine Chance haben könnten. Aber es war nicht genug." Letztendlich sei es einfach zu schwer gewesen, einem anderen Auto zu folgen. Der erste Stopp von Red Bull sei "super aggressiv" gewesen, erklärte Wolff. Das habe sich ausgezahlt. "Sie haben den Sieg heute verdient", so der Österreicher.
USA-GP: Die Analyse
Wie von Red Bull im Vorfeld befürchtet, erwies sich Startplatz zwei als Vorteil für Hamilton. Der amtierende Weltmeister kam nach dem Erlöschen der roten Ampel leicht besser vom Fleck als sein niederländischer Konkurrent. In Kurve eins nutzte Hamilton dann die Innenbahn und zog an Verstappen vorbei.
Etwas weiter hinten kam es zum sehenswerten Dreikampf zwischen Carlos Sainz im Ferrari und den beiden McLaren-Piloten Daniel Ricciardo und Lando Norris - mit dem letztlich besseren Ende für den Australier, der Sainz kassierte und auf Rang fünf sprang.
Den besten Start im Feld erwischte Williams-Fahrer George Russell, der sich um ganze sieben Positionen nach vorne schob. Auch Vettel startete ordentlich, der Heppenheimer machte einen Satz um vier Plätze von P18 auf P14.
Trotz der gewonnenen Führung gelang es Hamilton nicht, davonzuziehen. Verstappen hielt das Tempo des Briten und folgte innerhalb des 1-Sekunden-Abstandes des DRS-Fensters. Trotz bester Überholmöglichkeiten fand der Niederländer allerdings keinen Weg vorbei. "Er ist am Rutschen, ich bin schneller als er", funkte er mehrmals an den RB-Kommandostand.
Und dieser reagierte. In Runde elf bat man Verstappen zum Reifenwechsel an die Box, nach der Rückkehr auf die Strecke ließ der RB-Pilot seinen Worten Taten folgen. Mit absoluten Rundenbestzeiten verkürzte er den Abstand auf Hamilton sukzessive, bereits einen Umlauf nach Verstappens Stopp betrug der Rückstand nur noch knapp 16 Sekunden.
Als Hamilton drei Runden später dann selbst zur Abfertigung kam, war der Vorsprung bereits zusammengeschmolzen. Mit über sechs Sekunden Rückstand auf Verstappen kehrte der Brite auf die Strecke zurück.
USA-GP: Hamilton mit Mega-Aufholjagd im dritten Stint
Von diesem Zeitpunkt an diktierte der RB-Pilot das Geschehen. Einen möglichen Undercut Hamiltons coverte Red Bull mit einem vorgezogenen zweiten Verstappen-Stopp, auch der spätere Tausch des Briten auf frischere Reifen änderte nichts mehr. Zwar kam der amtierende Weltmeister noch einmal ein bisschen näher heran, Verstappen - der seine Reifen gut gemanaged hatte - ließ den Mercedes-Piloten jedoch nicht ins DRS-Fenster kommen.
Somit fuhr Verstappen den Sieg nach Hause, direkt hinter Hamilton komplettierte Perez das zweite RB-Doppelpodium in Folge. Charles Leclerc unterstrich als Vierter das starke Ferrari-Wochenende.
Die Top 10 komplettierten Daniel Ricciardo (5./McLaren), Valtteri Bottas (6./Mercedes), Carlos Sainz (7./Ferrari), Lando Norris (8./McLaren), Yuki Tsunoda (9./AlphaTauri) und Sebastian Vettel (10./Aston Martin).
USA-GP: Die Reifenstrategie
Aufgrund der heißen Temperaturen von über 30 Grad Celsius versuchten die Teams vor allem den roten Soft-Reifen nach bester Möglichkeit zu meiden. Mit Carlos Sainz und Yuk Tsunoda (AlphaTauri) fuhren lediglich zwei Piloten mit eben jenem Pneu los, das restliche Feld wählte den Medium.
Da Verstappen bereits am Start seine Position gegenüber Hamilton verlor, im Laufe des ersten Stints dem Tempo des Führenden aber folgen konnte, versuchte es Red Bull nach elf Umläufen mit einem Undercut. Verstappen setzte den Plan letztlich überragend in die Tat um und war bereits nach einer Runde auf frischen Reifen virtuell wieder vor dem Mercedes-Piloten. Bei Hamilton reagierte Mercedes zu spät, er fiel hinter den Niederländer zurück.
Um ein ähnliches Vorgehen gegen sie selbst zu verhindern, coverte Verstappen am Ende des zweiten Stints einen potenziellen Undercut Hamiltons und kam erneut früher zur Abfertigung. Bei Mercedes entschloss man sich schließlich, Hamiltons zweiten Stopp weiter nach hinten zu ziehen, um mit frischen Reifen im Endspurt möglicherweise noch attackieren zu können.
Das gelang jedoch nicht mehr. Zwar fuhr Hamilton im letzten Stint den Acht-Sekunden-Rückstand noch einmal auf unter zwei Sekunden herunter, für einen Angriff sollte es aber nicht reichen.
Highlight des Rennens: Alonso gegen die Alfas
Über mehrere Runden wurden die Zuschauer in Austin Zeugen des spektakulären Kampfes zwischen dem Spanier und den beiden Alfa-Piloten. Angefangen mit Kimi Räikkönens starkem Überholmanöver gegen Alonso außen vorbei in Kurve eins, kam es wenige Umläufe danach zum Duell zwischen dessen Teamkollege Antonio Giovinazzi und dem Alpine-Fahrer. Es folgten sehenswerte Rad-an-Rad-Duelle, zwei (illegale) Überholvorgänge inklusive Positionswechsel sowie ordentlich Zoff am Funk. Ebenfalls sehr spannend. Das Taktik-Fernduell zwischen Red Bull und Mercedes.
Top des Rennens: Max Verstappen
Abzüge gibt es für den schwächeren Start im Vergleich zum Kontrahenten. Die Performance im restlichen Rennen war vom Niederländer allerdings erste Sahne. Dank kluger Strategie sowie überragendem Reifenmanagement fuhr Verstappen in Austin seinen achten Saisonsieg und wichtige WM-Punkte ein. Auch stark: Sebastian Vettel, der von P18 startend einen WM-Punkt aus den USA entführte.
Flop des Rennens: Alpine
Bereits nach den Freien Trainings hatten die Franzosen über die fehlende Performance geklagt. Dennoch hatte man gehofft, wenigstens um Punkte mitkämpfen zu können. Das gelang aber überhaupt nicht. Im Renntrimm musste man sich sogar den eigentlich deutlich langsameren Alfas geschlagen geben. Zu allem Überfluss schieden beide Autos aufgrund technischer Probleme aus. So wird das schwierig im Kampf um WM-Platz fünf.
Formel 1: Die WM-Wertung nach 17 von 22 Rennen
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Max Verstappen | Red Bull | 287,5* |
2 | Lewis Hamilton | Mercedes | 275,5* |
3 | Valtteri Bottas | Mercedes | 185 |
4 | Sergio Perez | Red Bull | 150 |
5 | Lando Norris | McLaren | 149 |
6 | Charles Leclerc | Ferrari | 128 |
7 | Carlos Sainz | Ferrari | 122,5* |
8 | Daniel Ricciardo | McLaren | 105 |
9 | Pierre Gasly | AlphaTauri | 74 |
10 | Fernando Alonso | Alpine | 58 |
- Konstrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Mercedes | 460,5* |
2 | Red Bull | 437,5* |
3 | McLaren | 254 |
4 | Ferrari | 250,5* |
5 | Alpine | 104 |
6 | AlphaTauri | 94 |
7 | Aston Martin | 62 |
8 | Williams | 23 |
9 | Alfa Romeo | 7 |
10 | Haas | 0 |
*Beim 12. WM-Lauf in Belgien wurden aufgrund der nicht vollständig absolvierten Renndistanz nur halbe Punkte vergeben.