Formel 1 - Spanien-GP: Doppelsieg Red Bull! Verstappen triumphiert bei Leclerc-Drama - Deutsche ohne Punkte

Von Christian Guinin
Max Verstappen, Sergio Perez
© getty

Die Siegessträhne von Max Verstappen hält an. Der Red-Bull-Pilot siegte beim Großen Preis von Spanien vor Teamkollege Sergio Perez und George Russell (Mercedes). Polesetter Charles Leclerc musste seinen Ferrari aufgrund von Motorenproblemen vorzeitig abstellen.

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Die beiden deutschen Piloten Sebastian Vettel (Aston Martin) und Mick Schumacher (Haas) verpassten als Elfter und 14. knapp die Punkteränge. Rekordweltmeister Lewis Hamilton (Mercedes) kämpfte sich nach einem frühen Crash stark zurück und wurde Fünfter.

"Schwieriger Anfang, gutes Ende", fasste Verstappen sein Rennen zusammen: "Die Geschichte mit dem DRS hat gestört, aber am Ende haben wir es durchgezogen und mit unserer Strategie gewonnen."

Die späte Stallorder, die den Niederländer an Teamkollege Perez vorbeibrachte und ihm zum Sieg verhalt, verteidigte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko im ORF. "Die zwei waren auf unterschiedlichen Strategien. Es war klar, dass Checo mit seinem Reifensatz nicht zu Ende fahren hätte können", so Marko. "Damit war ganz klar, dass Max der Schnellere war."

Nach seinem 24. Formel-1-Erfolg, dem vierten im sechsten Rennen des Jahres, hat Red-Bull-Star Verstappen sechs Punkte Vorsprung auf Leclerc, dessen Heim-Grand-Prix in Monaco am kommenden Sonntag ansteht.

"Es kam wie aus dem Nichts", sagte Leclerc bei Sky über seinen Ausfall: "Es ist einfach kaputtgegangen und ich habe die komplette Leistung verloren. Wir müssen das Problem finden." Der Verlust der WM-Führung sei ihm deshalb gar nicht so wichtig. "Darauf schaue ich nicht", schüttelte er den Kopf und erklärte, dass er Barcelona auch mit einigen positiven Gedanken verlasse.

Vettel zeigte sich trotz des undankbaren elften Platzes zufrieden. "Heute war es ganz okay, aber es war natürlich wie erwartet sehr schwierig, mit den Reifen hauszuhalten. Wir haben es besser gemacht als die meisten, aber es hat uns nicht wirklich was gebracht", sagte der Heppenheimer bei Sky. Er sei "schon schlechtere Rennen gefahren und war ganz vorne. Also in der Hinsicht kann man zufrieden sein", so der Deutsche.

Spanien-GP: Die Analyse

Leclerc und Verstappen kamen am Start ähnlich gut vom Fleck. Kurzzeitig sah es sogar aus, als könnte der Niederländer den Ferrari attackieren, letztlich schmiss der Monegasse auf dem Weg zu Kurve eins jedoch die Tür innen zu und blieb vorne.

Dahinter machte vor allem Schumacher Boden gut. Der Haas-Pilot profitierte von einer Kollision zwischen Teamkollege Kevin Magnussen und Hamilton und schlüpfte von seinem zehnten Starplatz bis auf Position sechs nach vorne. Halten konnte der Deutsche den Platz jedoch nicht. Zu große Probleme schien der Haas mit den heißen Temperaturen Barcelonas zu haben.

An der Spitze konnte Verstappen dem Tempo Leclercs zunächst folgen. Zwar gelang kein direkter Angriff auf den Führenden, dennoch schaffte es der RB-Pilot, sich im Ein-Sekunden-DRS-Fenster zu bewegen - zumindest bis zur neunten Runde. Beim Anbremsen auf Kurve vier verlor Verstappen die Kontrolle über sein Heck und rutsche in den Kies. Dem Niederländer gelang es zwar darauf, wieder auf die Strecke zurückzukehren, jedoch fiel er hinter Russell und Teamkollege Perez auf Rang vier zurück.

An gleicher Stelle war nur Runden zuvor auch Carlos Sainz im zweiten Ferrari abgeflogen. Der Spanier konnte das Rennen ebenfalls fortsetzen, mit dem Kampf um die Podestplätze sollte er aber nicht mehr zu tun haben.

Während Verstappen nach seinem Malheur an Perez noch kampflos vorbeigewunken wurde, stellte sich der Überholvorgang gegen Russell als deutlich schwieriger heraus. Zu allem Überfluss behinderte eine Fehlfunktion des DRS-Systems das Vorankommen des Niederländers beträchtlich. "Wir können nicht mal das scheiß DRS zum Laufen bringen, unglaublich!", fluchte er im Funk. So kam der Red Bull immer wieder nahe an den Briten heran, einen Weg vorbei fand er zunächst aber nicht.

Zur Halbzeit brachte dann der Ausfall von Spitzenreiter Leclerc neuen Wind ins Rennen. Mit Motorenproblemen musste der Monegasse seinen Ferrari in Runde 28 abstellen und läutete einen packenden Kampf um den Sieg ein.

Da Verstappen auf der Strecke nicht an Russell vorbeikam, entschied sich Red Bull nach Leclercs Ausscheiden umgehend für einen Undercut auf Soft. In die Karten spielte dabei auch das schnelle Heranpreschen Perez', der im Gegensatz zu seinem Teamkollegen mit dem Mercedes-Piloten kurzen Prozess machte und nach 31 Runden die Führung übernahm.

Durch den Wechsel auf drei Boxenstopps wurde Russell schließlich der Vorteil der Track Position entrissen. Einem Verstappen auf frischen Softs hatte der Brite nichts entgegenzusetzen - er musste den Niederländer ziehen lassen.

Bei Red Bull entschied man sich im letzten Renndrittel sogar noch für eine Teamorder zu Gunsten Verstappens. Via Funk wurde Perez mitgeteilt, den Niederländer vorbeizulassen. Dieser befolgte die Anweisungen und ließ seinen Teamkollegen - wenn auch mit etwas Unmut - gewähren. Der Niederländer ließ sich den Sieg schließlich nicht mehr nehmen, Perez machte den RB-Doppelsieg perfekt. Russell wurde Dritter.

Die Top Ten komplettierten Sainz (4./Ferrari), Hamilton (5./Mercedes), Valtteri Bottas (6./Alfa Romeo), Esteban Ocon (7./Alpine), Lando Norris (8./McLaren), Fernando Alonso (9./Alpine) und Yuki Tsunoda (10./AlphaTauri).

Spanien-GP: Die Reifenstrategie

Abgesehen von Hamilton, der auf den Mediums losfuhr, wählten alle andern 19 Fahrer einen Start auf dem Soft-Reifen. Hamilton sollte es rückblickend wenig nutzen, schließlich ruinierte seine frühe Kollision jegliche Chance auf ein Eingreifen im Kampf um die Podestplätze.

Aus strategischer Sicht war dann vor allem das Duell zwischen den beiden Red Bulls und Russell interessant. Bei Perez plante man zunächst eine Einstopp-Strategie - wohl um Mercedes unter Druck zu setzen - entschied sich dann aber zu einem klassischen Zweistopper.

Verstappen hingegen coverte den ersten Stopp Russells und kam in der gleichen Runde zur Abfertigung, auch mit den frischen Reifen gelang jedoch kein Angriff. So switchte Red Bull den Niederländer auf einen kurzen Sprint auf den Soft-Reifen und damit eine Dreistopp-Strategie.

Vor allem gegen Ende stellte sich das als richtige Entscheidung heraus. Russell konnte dem Tempo Verstappens nicht mehr folgen und fiel hinter den Red Bull zurück.

Highlight des Rennens: Russell-Verstappen-Duell

Ein Duell zwischen einem Red Bull und einem Mercedes im Jahr 2022? Und dann noch auf Augenhöhe? Ja, das gibt es wirklich. Begünstigt durch die DRS-Probleme Verstappens schaffte es Russell, den Niederländer vergleichsweise lange in Schach zu halten.

So durften sich die Zuschauer an einigen engen Rad-an-Rad-Kämpfen erfreuen. Das Highlight dann sicher die 24. Runde, als Verstappen schon am Briten vorbei zu sein schien, ehe dieser in überragender Manier außen herum konterte und seinen Platz verteidigte.

Top des Rennens: Valtteri Bottas

Unscheinbar, aber unglaublich stark präsentierte sich der Finne auf dem Circuit de Catalunya. Im Schatten der großen drei Teams fuhr Bottas souverän seinen Stiefel herunter und distanzierte die Alfa-Konkurrenz um Alpine, McLaren, Haas und AlphaTauri deutlich. Ebenfalls stark: Ein äußerst loyaler Sergio Perez und Fighter Lewis Hamilton.

Flop des Rennens: Ferrari

Ein schwarzes Wochenende für die Italiener. Während sich Sainz mit einem frühen Ausritt ins Kiesbett selbst aus dem Rennen um den Sieg katapultierte, machten bei Leclerc Motorenprobleme einen Strich durch die Rechnung. Schade, schließlich sah der Monegasse zur Halbzeit noch als ungefährdeter Sieger aus.

Formel 1: Der WM-Stand (nach 6 von 22* Rennen)

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Max VerstappenRed Bull110
2Charles LeclercFerrari104
3Sergio PerezRed Bull85
4George RussellMercedes74
5Carlos SainzFerrari65
6Lewis HamiltonMercedes46
7Lando NorrisMcLaren39
8Valtteri BottasAlfa Romeo38
9Esteban OconAlpine30
10Kevin MagnussenAlfa Romeo15
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Red Bull195
2Ferrari169
3Mercedes120
4McLaren50
5Alfa Romeo39
6Alpine34
7AlphaTauri17
8Haas15
9Aston Martin6
10Williams3

*Der Russland-GP wurde aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ersatzlos gestrichen. Ursprünglich hatte die Formel 1 für die Saison 2022 23 Rennen eingeplant.

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