Nach den vielen Absagen in der jüngeren Vergangenheit müsste Mick Schumacher Rückschläge in Bezug auf ein F1-Comeback mittlerweile eigentlich gewöhnt sein. Hier geht eine Tür zu, dort sagt jemand ab - in den letzten Wochen wurde das beinahe Usus.
Nichtsdestotrotz ist die Bekanntmachung von Williams, für den Rest der Saison lieber auf Youngster Colapinto anstatt auf den 25-Jährigen zu setzen, für Schumacher ein Schlag ins Gesicht.
Schließlich hätte eine schnelle Rückkehr in die Königsklasse Schumacher die unmittelbare Chance verschafft, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, sich mit guten Leistungen im Hinblick auf 2025 zu empfehlen und die vielen Kritiker, die ihm die Klasse für die Formel 1 seit jeher absprechen zu versuchen, verstummen zu lassen.
Mick Schumacher wäre die logischere Wahl gewesen
So aber bleibt die Frage, warum Williams einen 21-jährigen Rookie, der in der Formel 2 keinen schlechten Job macht, gewiss aber nicht mit einer außergewöhnlichen Performance nach der anderen aufhorchen lässt, dem deutlich erfahreneren Ex-F1-Piloten vorzieht.
Schließlich geht es hier keineswegs um die Entwicklung eines jungen Piloten für das neue Jahr - Williams hat seine zwei Cockpits 2025 bereits an Alexander Albon und Carlos Sainz vergeben - sondern lediglich darum, die restliche Saison mit bestmöglichen Ergebnissen zu Ende zu bringen.
"Man kann diese Entscheidung vielleicht respektieren, weil Colapinto ein Fahrer aus der Nachwuchsförderung von Williams ist. Ich halte sie aber aus Leistungssicht für absurd und nicht sinnvoll", sagte Micks Onkel Ralf Schumacher der Deutschen Presse-Agentur: "Ich glaube, das Risiko für den Rennstall und auch den Fahrer ist viel, viel höher, als hätten sie jemanden mit Erfahrung wie Mick reingesetzt"
Ralf Schumacher: "Die Formel 1 verzeiht nicht"
Es verfestigt sich langsam aber stetig das Bild, dass keiner der führenden Entscheidungsträger in der Formel 1 genügend Vertrauen in die Qualitäten Schumachers besitzt - weder kurz- noch langfristig. Das Brandmark aus seinen zwei Jahren bei Haas, wo er zunächst mit Nikita Mazepin keine wirkliche teaminterne Konkurrenz hatte, aufgrund einiger Unfälle für einen Haufen Metallschrott sorgte und schließlich gegen Kevin Magnussen in seiner zweiten Saison kein Land sah, scheint nach wie vor stark genug zu sein, um sich lieber gegen als für Schumacher auszusprechen.
"Man muss so fair sein und einräumen, dass es bei Mick in seiner zweiten Saison bei Haas einfach zu lange gedauert hat, bis er Fuß gefasst und seinen Teamkollegen im Griff hatte. Die Formel 1 verzeiht nicht", sagte Ralf Schumacher.
Die Nicht-Berücksichtigung für das Williams-Cockpit ist, obwohl er im Vergleich zu Colapinto auf dem Papier die logischere Wahl gewesen wäre, die nächste Bestätigung dafür. Niemand möchte Mick Schumacher als Stammfahrer in seinem Team haben.
Sebastian Vettel: Mick Schumacher ist "ein guter Rennfahrer"
Da hilft es auch wenig, dass in regelmäßigen Abständen prominente Fürsprecher ihre Hände für den 25-Jährigen ins Feuer legen und beteuern, dass der Sohn von Rekordweltmeister Michael mindestens eine zweite Chance in der Königsklasse verdient hätte.
"Ich bin mir sicher, dass er bei Williams überzeugen könnte. Zumal er im Gegensatz zu anderen Kandidaten das Formel-1-Fahrerfeld und die Strecken kennt", meinte Ex-Weltmeister Sebastian Vettel noch vor der offiziellen Verkündung gegenüber der Bild. Schumacher sei "ein guter Rennfahrer", betonte Vettel: "Ich wünsche mir, dass er die Chance bekommt und der Welt zeigen kann, was ihn ihm steckt."
Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff predigt in unermüdlicher Manier Rennwochenende für Rennwochenende, dass sich Schumacher in seiner Funktion als Testfahrer für die Silberpfeile äußerst geschickt anstelle und in jedem Fall die Qualität für ein Stammcockpit besitze.
Das schnelle Ende findet die Beweihräucherung dann aber, wenn die Personalsituation im eigenen Team angesprochen wird. Schließlich hätte auch Mercedes noch einen Platz für 2025 neben George Russell zu vergeben. Dort will Wolff aber anscheinend unbedingt den 18-jährigen Kimi Antonelli statt Schumacher sehen - noch ein unerfahrener Jungspund, der es augenscheinlich besser macht als Mick.
Mick Schumacher: Außenseiterchancen bei Audi?
Und wie soll es nun weiter gehen? Für das kommende Jahr sind lediglich noch drei Stammcockpits unbesetzt, bei keinem stehen die Chancen für Schumacher aber sonderlich gut. Mercedes wirkt trotz seiner dortigen Testfahrer-Tätigkeit aussichtslos, auch bei den Racing Bulls hat er kein Eisen im Feuer.
Eine Außenseiterchance bietet sich möglicherweise bei Audi, wo mit Sainz der erklärte Wunschfahrer neben Nico Hülkenberg abgesprungen ist. Mittlerweile soll man dort allerdings eine Vertragsverlängerung von Valtteri Bottas in Betracht ziehen.
Dass der Finne mit seinen 35 Jahren für den deutschen Hersteller mehr Not- als 1A-Lösung ist, erklärt sich von selbst. In Bezug auf Schumacher spricht das aber wieder einmal Bände.
Formel 1: Stand in der Fahrerwertung und der Konstrukteurswertung nach 14 von 24 Rennen
Fahrerwertung:
Pos. | Fahrer | Pkt. |
1. | Max Verstappen | 295 |
2. | Lando Norris | 225 |
3. | Charles Leclerc | 192 |
4. | Oscar Piastri | 179 |
5. | Carlos Sainz | 172 |
6. | Lewis Hamilton | 154 |
7. | Sergio Perez | 139 |
8. | George Russell | 122 |
9. | Fernando Alonso | 50 |
10. | Lance Stroll | 24 |
11. | Nico Hülkenberg | 22 |
12. | Yuki Tsunoda | 22 |
13. | Daniel Ricciardo | 12 |
14. | Pierre Gasly | 8 |
15. | Oliver Bearman | 6 |
16. | Kevin Magnussen | 5 |
17. | Esteban Ocon | 5 |
18. | Alexander Albon | 4 |
19. | Guanyu Zhou | - |
20. | Logan Sargeant | - |
21. | Valtteri Bottas | - |
Konstrukteurswertung:
Pos. | Team | Pkt. |
1. | Red Bull Racing | 434 |
2. | McLaren | 404 |
3. | Ferrari | 370 |
4. | Mercedes-Benz | 276 |
5. | Aston Martin | 74 |
6. | Racing Bulls | 34 |
7. | Haas | 27 |
8. | Alpine | 13 |
9. | Williams | 4 |
10. | Sauber | - |