Das Podium komplettierte Daniel Ricciardo als Dritter knapp vor McLaren-Pilot Jenson Button. Der Australier nutzte die Stärken des Red Bull mit einer Ein-Stopp-Strategie besser als Sebastian Vettel.
Der Weltmeister sollte nach einem schlechten Start mit zwei Reifenwechseln wieder nach vorne gebracht werden. Stattdessen hing er lange hinter Fernando Alonso, bis er sich mit einem harten aber gekonnten Manöver kurz vor Schluss Rang fünf sicherte.
Alonso wurde schließlich Sechster und lag damit zwei Plätze vor Nico Hülkenberg (Force India). Adrian Sutil fuhr als 13. keine Punkte für Sauber ein.
Bis zur Überquerung der Ziellinie mussten die Piloten allerdings lange warten. Nach einem schweren Crash von Kimi Räikkönen, in den auch Felipe Massa involviert war, wurde das Rennen noch in der ersten Runde abgebrochen. Bis zum Restart verging über eine Stunde.
Das gesamte Silverstone-Ergebnis in der Übersicht
Reaktionen:
Lewis Hamilton (Mercedes): "Am Anfang hatte Nico eine gute Lücke und ich habe versucht auf die Reifen aufzupassen. Danach habe ich eine Sekunde pro Runde mit den härteren Reifen aufgeholt. Ich konnte es selbst nicht glauben, dass ich so eine Pace hatte. Man will nie sehen, dass der Teamkollege zurückfällt, man will als Team immer einen Doppelsieg - aber ich brauchte diesen Sieg unbedingt. Ich bin wirklich dankbar dafür."
Valtteri Bottas (Williams): "Es bleibt immer noch eine Schritt, den wir machen müssen. Das Team hat einen richtig guten Job gemacht, wenn man sich anguckt, wie schnell das Auto ist. Es lag super. Ich hatte einige Überholmanöver und richtig Spaß. Es war ein Vergnügen zu fahren. Wir sind auf dem richtigen Weg. Ich bin nur traurig wegen Felipe. Schade, dass sein 200. Grand Prix so geendet ist."
Daniel Ricciardo (Red Bull): "Ich bin richtig, richtig glücklich, dass wir bis zum Ende ausgehalten haben. Eine Runde mehr wäre hart gewesen. Jenson kam immer weiter heran. Deshalb bin ich sehr glücklich mit dem Podium."
Nico Rosberg (Mercedes): "Sehr ärgerlich. Es war auf jeden Fall etwas mit dem Getriebe. Es wurde immer schlimmer, deshalb habe ich dann auch gefunkt: 'Lasst uns irgendwelche Einstellungen vornehmen, dass ich zumindest die Zielflagge sehe.' Ich brauchte wenigstens ein paar Punkte. Die Jungs haben sich zwar bemüht, irgendwelche Einstellungen vorzunehmen, aber es ging nicht."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Start: Zahlreiche Strafversetzungen: Die Caterham stehen ganz hinten, weil sie die 107-Prozent-Marke verpasst haben, davor stehen Gutierrez und Maldonado, der nicht genug Sprit im Tank hatte. Chilton ist nach Getriebewechsel auf Platz 17 zurückgestuft worden. Die Ferrari starten als einzige Autos auf harten Slicks.
RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker
Start: Alonso steht nicht in seiner Startbox, sondern mit den Vorderrädern davor. Rosberg verteidigt die Führung, Vettel kommt ganz schlecht weg und muss Button und Magnussen vorbeilassen. Hamilton startet von Platz 6 stark und geht problemlos an Hülkenberg vorbei, berührt ausgangs Turn 3 ganz leicht Vettel und ist vor Turn 4 vorbei.
Runde 1: Heftiger Crash von Räikkönen! Der Finne muss vor der Wellington-Geraden in die Auslaufzone, will mit Vollspeed auf die Strecke zurück und wird von einem Regengraben ausgehoben. Er schlägt an der Brücke heftig ein und schießt quer über die Strecke in die Leitplanke. Massa wird bei seinem 200. GP getroffen und ist raus. Rote Flagge! Erster Rennabbruch in der ersten Runde seit dem Monaco-GP im Jahr 2000.
Runde 2: Die neue Startreihenfolge entspricht der zum Zeitpunkt des Abbruchs. Der große Gewinner ist Bottas, der von 14 auf 9 vorgekommen ist. Direkt dahinter wäre Max Chilton im Marussia, aber der Engländer hat die Box angesteuert. Das ist unter Rot allerdings verboten, es folgt eine Strafe. So rückt sein Teamkollege Bianchi auf den zehnten Platz vor, Sutil ist Zwölfter. Um 15.07 Uhr geht es endlich weiter, nachdem die Leitplanken an der Unfallstelle ausgetauscht wurden. Einige Piloten haben die Unterbrechung genutzt und die harten Reifen aufgezogen, darunter die beiden Red-Bull-Piloten.
Runde 3: Restart! Das Safety-Car führt die Piloten eine Runde lang um den Kurs und biegt dann in die Box ab. Rosberg setzt sich ab, es gibt keine Überholmanöver, bis Hamilton sich vor Copse innen neben Magnussen setzt. Der Däne lässt die Tür offen, der Engländer ist Dritter. Bottas geht auf Platz sieben vor.
Runde 4: Platz zwei für Hamilton! Er geht auf der Wellington-Geraden spielend leicht an Button vorbei, Rosberg hat schon fünf Sekunden Vorsprung. Bottas schiebt sich derweil auch noch an Hülkenberg vorbei und ist Sechster.
Runde 7: Alonso brennt! In Brooklands versucht Kvyat sich mit der Kampflinie zu verteidigen, der Spanier fährt trotzdem daneben, bleibt in Luffield lange außen, beschleunigt früher und geht nach dem starken Manöver vorbei. Dann läuft er auf Hülkenberg und Ricciardo auf. Der Australier versucht den Deutschen zu attackieren, Alonso schlüpft vorbei und schnappt sich direkt auch noch Hülkenberg.
Runde 10: Maldonado will an Vergne vorbei, innen hat sich aber Gutierrez danebengesetzt. Das sieht der Lotus-Pilot nicht, kollidiert mit dem Sauber und hebt spektakulär mit allen Rädern ab. Das Auto des Mexikaners ist kaputt, er muss den Sauber abstellen und bekommt von den Rennkommissaren eine Strafversetzung um drei Plätze beim Deutschland-GP in Hockenheim.
Runde 13: Bottas fliegt! Magnussen hat keine Chance, der Finne ist auf Platz vier angekommen, dabei war er nach dem Quali-Desaster nur von Platz 14 gestartet. Derweil passt die Balance von Hülkenbergs Force India überhaupt nicht. Der Deutsche fällt immer weiter zurück und kämpft mit Sutil.
Runde 14: Bottas will hier auf das Podium. Er überholt auch Magnussen. Zwei Runden später geht auch Alonso vorbei, drei weitere Umläufe und Button ist auch hinter ihm. Damit ist der Williams ganz klar auf Kurs für Platz 3.
Runde 21: Rosberg funkt ein Problem mit dem Getriebe, aber in seiner ersten vollen Runde mit den neuen Reifen war er drei Zehntel schneller als Hamilton, der in Führung liegt.
Runde 26: Alonso kommt an die Box und bleibt fünf Sekunden länger. Das ist die Strafe für seinen verpatzten Start.
Runde 29: Rosberg verliert Zeit auf Hamilton, obwohl der auf die härteren Slicks gewechselt ist. Als der Deutsche einen Marussia überholt, geht plötzlich die Leistung verloren. Das Getriebe streikt, Hamilton fliegt vorbei, ein Neustart des Systems bringt nichts. Rosberg scheidet aus!
Runde 33: Bottas kommt zu seinem ersten und einzigen Stopp. Der Finne hat wirklich alles aus den Reifen rausgeholt.
Runde 35: Vettel kommt bei seinem zweiten Stopp direkt vor Alonso und Magnussen wieder raus. Schönes Duell der beiden Weltmeister, das Alonso für sich entscheidet. Er übernimmt mit einem starken Manöver auf der Außenbahn Platz 5! Zwei Runden später versucht Vettel mit DRS-Unterstützung zu kontern, wird aber abgewehrt.
Runde 42: Hamilton kommt zu seinem zweiten Stopp. Er bekommt neue harte Reifen, obwohl er mit dem ersten Satz bis zum Ende durchgehalten hätte.
Runde 48: Ein Moment zum Atemanhalten! Vettel setzt sich mit DRS vor Brooklands außen neben Alonso, der lässt ihm keinen Zentimeter Platz und schießt quer vor ihn. So geht es auch auf Start und Ziel und bei Copse ist Vettel innen und kann später bremsen. Fünfter Platz! Doch Alonso fordert vehement über Funk, dass Vettel den Platz zurückgeben muss. Der Deutsche nutze DRS, wo es nicht erlaubt ist. Auch Vettel beschwert sich über das harte Manöver des Ferrari-Piloten.
Ziel: Hamilton gewinnt wie 2008 am 6. Juli seinen Heim-GP in Silverstone. Dieses Mal hat er 30 Sekunden Vorsprung auf Bottas. Ricciardo rettet noch Platz drei mit 0,8 Sekunden Vorsprung vor Button ins Ziel, dahinter landen Vettel und Alonso. Siebter wird Magnussen vor Hülkenberg. Kvyat gewinnt das Toro-Rosso-Duell mit Jean-Eric Vergne.
Mann des Rennens: Lewis Hamilton. Der Engländer ist der große Profiteur. Durch Rosbergs Ausfall hat er nur noch vier Punkte Rückstand in der Fahrer-WM. Mit einem guten Start und extrem hohem Speed auf den harten Slicks setzte er Rosberg nach dem ersten Stopp unter Druck und sicherte sich nach dem Ausfall des größten Rivalen routiniert die 25 Punkte. Ein wichtiger Schritt nach dem verkorksten Qualifying mit Startplatz 6.
Flop des Rennens: Kimi Räikkönen. Der Finne lieferte die spektakulärste Szene des Rennens und war für den heftigen Crash auf der Wellington-Straight verantwortlich. Er hätte das Gas lupfen müssen, um auf die Strecke zurückzukehren. Den Wasserkanal der Drainage hätte er eigentlich schon bei der Streckenbegehung sehen müssen. Glücklicherweise scheint der Unfall trotz der Verzögerung von 47 G beim Aufprall keine ernsten Verletzungen hervorgerufen zu haben.
Manöver des Rennens: Der Zweikampf zwischen Fernando Alonso und Sebastian Vettel. Was für ein Duell! Die beiden Dauerrivalen liefern sich einen rundenlangen Fight, der jeden begeistern muss. Vettel nutzt mehrmals DRS und presst sich neben Alonso, doch der Spanier bleibt daneben und macht außen die Tür zu. Vettel beschwert sich, Alonso meckert, dass Vettel nicht auf der Strecke bleibt. Am Ende gibt's die Revanche für Alonsos hartes Einsteigen, Vettel zieht beim Herausbeschleunigen vorbei. Da wird er der Renault-Powerunit ausnahmsweise danken.Das fiel auf:
- Vettel stoppte in Runde 11 und brachte die harten Reifen früh weg. Damit ging Red Bull den langsameren McLaren aus dem Weg, die durch die bessere Leistung des Mercedes-Aggregats mit einem normalen Manöver nicht zu überholen gewesen wären. Der Plan ging nur halb auf: Allein an Magnussen kam der Weltmeister so vorbei, dafür hing er hinter Alonso fest. Bei Ricciardo setzte das Team auf die konservativere Ein-Stopp-Strategie und hatte damit Erfolg.
- Mercedes geht den anderen Weg und verlängert den ersten Stint von Rosberg, der erst in Runde 18 in die Box kommt. Rosberg bleibt Zweiter und hat so komplett freie Fahrt, um den neuen Reifensatz zu nutzen.
- Hamilton kann durch Rosbergs frühen Stopp die Führung übernehmen, im Gegensatz zum Deutschen bleibt er noch 13 weitere Runden länger draußen und stellt damit die Weichen für eine Ein-Stopp-Stategie und ist trotzdem nur fünf Sekunden hinter dem WM-Führenden. Auch ohne Rosbergs Ausfall hätte er beste Siegchancen gehabt.
- Dass Hamilton doch zum zweiten Stopp kam, war wohl eher eine Reaktion auf den eigenen Vorsprung. Über 40 Sekunden betrug das Polster auf Bottas, der mit den frischeren Reifen einen Vorteil bei einer möglichen Safety-Car-Phase gehabt hätte.
- Etwas überraschend fiel Hülkenberg von Startplatz vier weit zurück. Der Force-India-Pilot kämpfte mit seinem Auto, aus dem er im regnerischen Qualifying mehr als das eigentlich Mögliche herausgeholt hatte.
Stand in der Fahrer- und Kontrukteurs-WM